„Rachegeist“ von Cai Jun

Auf den folgenden Thriller bin ich auf Instagram gestoßen. Dort hatte der PIPER-Verlag einen Beitrag zu diesem Buch gepostet. Und da ich zum einen noch nichts von einem chinesischen Autor gelesen hatte und zum anderen das Cover ein absoluter Hingucker war (ja, ich weiß, don’t judge a book by its cover – aber das passiert den Besten, oder? ;-P), habe ich es mir in der lokalen Buchhandlung meines Vertrauens gekauft.

INHALT

In diesem Thriller befinden wir uns im Jahr 1995 in China. Der junge, aufstrebende Lehrer Shen Ming wird auf einem Fabrikgelände ermordet. Sein plötzlicher gewaltsamer Tod schlägt ein wie eine Bombe, denn erst einige Tage zuvor hatte man ihm vorgeworfen, eine Affäre mit einer seiner Schülerinnen gehabt zu haben und diese auf dem Dach des Gymnasiums umgebracht haben.

Die Mörder von Sheng Ming werden nie zur Rechenschaft gezogen – bis 10 Jahre nach Sheng Mings Tod dieser doch noch Vergeltung erfährt. Denn: Shen Mings Mörder schlittern zunächst allesamt langsam ins Unglück und schließlich muss doch noch einer nach dem anderen mit seinem Leben für den begangenen Mord an Shen Ming bezahlen.

Und schnell stellt sich die Frage, wem Shen Ming diese späte Rache an seinen Mördern zu verdanken hat. Ist seine Seele zu einem Rachegeist geworden, der keine Ruhe findet? Und was ist damals wirklich mit der Schülerin passiert, mit der Shen Ming eine Affäre gehabt haben soll? Wer war Shen Ming wirklich? Und was hat ein kleiner, außergewöhnlich kluger Junge mit all dem zu tun, der plötzlich mit der ganzen Geschichte verwoben zu sein scheint?

MEINE EINDRÜCKE BEIM LESEN

Besonders interessant an diesem Thriller fand ich, dass er vor der Kulisse des modernen Chinas spielt. Hier hatte ich gehofft, mehr darüber zu erfahren, wie die Gesellschaft dort funktioniert und wie sich ein Thriller anfühlt, der dort spielt. Dies kam in dem Buch auch sehr stimmungsvoll zur Geltung (nebst -zugegeben vorsichtig geäußerter- Kritik am politischen System, das fand ich besonders faszinierend). Das Setting im modernen China fand ich extrem cool und in meiner Leseerfahrung bisher auch absolut einzigartig. Besonders spannend waurde das ganze auch dadurch, dass der Thriller mit übernatürlichen Elementen spielt, die aber perfekt in dieses China zwischen Tradition und Moderne passen. Diese Mischung wird v.a. gegen Ende dann so richtig düster und mysteriös.

Das Mysterium, das Cai Jun in dieser Geschichte aufspannt, ist dabei komplex, verworren, böse, düster und mit einer traditionellen Übernatürlichkeit, die wiegesagt in den Alltag des modernen Chinas eingebettet ist. Die Geschichte ist dabei sehr klug aufgebaut, sodass man als Leser aus mehr oder weniger unterschiedlichen Perspektiven verschiedener Charaktere dann Stück für Stück die Geschichte aufdeckt und so immer mehr Facetten entdeckt.

Besonders toll und stimmungsvoll: Cai Jun streut immer wieder chinesische Gedichte in die Geschichte, sodass man beim Lesen auch noch etwas chinesische Poesie dazubekommt, die auch die Atmosphäre und das dramaturgische Moment super unterstützen. So hat auch ein Gedicht am Ende für mich das Ende nochmals viel emotionaler gemacht. Das hat mir sehr gut gefallen!

WAS ICH SCHWIERIG FAND

Die Namen der Charaktere klangen für meine „ignoranten“ europäischen Ohren leider alle recht ähnlich, sodass ich mich schwer damit getan habe (zumindest anfangs) die Figuren auseinanderzuhalten. Zum Glück hat der Piper-Verlag in weiser Voraussicht ein Personenverzeichnis mitgeliefert, sodass man hier immer wieder nachschauen kann, sobald man unsicher ist.

Zudem war das Buch stellenweise etwas langatmig (da hätte ich mir wesentlich mehr Tempo gewünscht) und sprachlich fand ich das Buch zumindest teilweise manchmal etwas schmucklos und etwas einfallslos, weil der Autor gerne bestimmte Wendungen immer wieder verwendet (Mein Lieblingsbeispiel: Seine / Ihre Hand war so kalt wie die eines/r Toten). Solche Wendungen mag Cai Jun scheinbar sehr gerne und wiederholt sie während des Buches genauso immer wieder (ohne, dass hier eine Absicht dahinter zu erkennen wäre, im Sinne eines sich durchziehenden Motivs oder dergleichen).

Und gegen Ende gab es dann auch noch einen (zusätzlichen) Handlungsstrang, den ich irgendwie sehr plötzlich noch in die Geshcichte gestreut fand und der mich irgendwie zusätzlich mehr verwirrt hat, als dass er für mich zur Spannung beigetragen hat

MEINE MEINUNG INSGESAMT

Alles in allem: „Rachegeist“ ist ein Thriller, der vor allem durch sein Setting in China und die interessante Mischung aus fernöstlicher, traditioneller Mystik und Moderne in China besticht und diese Atmosphäre super transportiert. Im Großen und Ganzen eine echt spannende, geheimnisvolle und verworrene Geschichte, die allerdings mit einigen Längen daherkommt.

~Werbung wegen Markennennung~

„Die Wahrheit im Fall Harry Quebert“ von Joël Dicker

Im Folgenden möchte ich euch einen Roman vorstellen, der zu einem absoluten Lieblingsbuch und Lebenslesehighlight für mich geworden ist. Eine kleine Vorwarnung: Ich habe so dermaßen viel zu diesem Buch zu sagen, dass es den Rahmen eines Blogbeitrags bei Weitem sprengen würde. Daher habe ich zusätzlich noch eine ausführliche Folge auf meinem Podcast „Seitengeraschel“ zum Thema aufgenommen, in der ich ganz ausführlich auf alles eingehe. Den Link zur Folge findet ihr am Ende des Blogbeitrags. 🙂

INHALT

Das kleine, beschauliche Ostküstenstädtchen Aurora in New Hampshire wird durch einen Skandal erschüttert: Direkt neben dem Haus des gefeierten und berühmten Schriftstellers Harry Quebert werden die sterblichen Überreste eines Mädchens gefunden. Dieses Mädchen, das Nola hieß, verschwand 33 Jahre zuvor im Jahr 1975. Da direkt bei Nolas Leiche das Manuskript des bekanntesten Romans von Harry Quebert gefunden wird, steht dieser sofort unter dringendem Mordverdacht. Als Marcus Goldman, ein ehemaliger Schüler Queberts und mittlerweile selbst erfolgreicher Schriftsteller von der Sache erfährt, macht er sich sofort auf den Weg nach Aurora. Denn: Marcus ist fest von der Unschuld seines Mentors Harry Quebert überzeugt. Er beginnt sogleich, in der Sache nachzuforschen und zu beweisen, dass sein Freund kein Mörder ist. Mit der Zeit stößt Marcus auf immer mehr Hinweise und Spuren und fördert dabei Unfassbares zutage…

ATMOSPHÄRE UND AUFBAU DES BUCHES

Was mich an diesem Buch wirklich aus den Socken gehauen hat, war die unglaublich tolle Atmosphäre, die Joël Dicker in diesem Roman erschafft. Obwohl in Aurora ja ein Mädchen verschwunden und ermordet wurde, vermittelt der Roman eine unfassbar inspirierende und sonnige Wohlfühlatmosphäre der Geborgenheit, die die Natur von New Hampshire hier bietet: Wald und Strände, Sonnenaufgänge, Möwen und beschauliche kleine Restaurants in einem Ort, in dem jeder jeden kennt und man sich irgendwie spontan wohl und zuhause fühlt. Jedoch ist dieses Gefühl natürlich trügerisch: Denn niemand in Aurora ist wirklich das, was er/ sie zu sein scheint.

Wie auch schon in seinem Buch „Die Geschichte der Baltimores“ erzählt Joël Dicker auch „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ auf mehreren Zeitebenen (v.a. im Jahr 1975 als Nola verschwindet und im Jahr 2008, als ihre Leiche gefunden wird und Marcus Goldman die Ermittlungen aufnimmt). Zwischen diesen springt er hin und her und spinnt so ein unfassbar komplexes Geflecht aus Geschichten und Informationen, in dem er ein Gesellschaftsporträt lebendig werden lässt und durch welches langsam der Mord an Nola Kellergan rekonstruiert wird. Durch unfassbar gekonnte Sprünge zwischen unterschiedlichen Momenten der Vergangenheit und der erzählten Gegenwart wird das entstehende Bild von dem, was Nola zugestoßen ist, ganz langsam deutlicher und sichtbar. Aber das alles geschieht vor einem unglaublich spannenden und komplexen Hintergrund des Örtchens Aurora, wo jeder Einwohner ein Geheimnis zu haben scheint. Dabei geht Joël Dicker beim Erzählen so unfassbar geschickt und grandios vor, dass er es wirklich schafft, die Spannung bis zur letzten Seite aufrechtzuerhalten und dabei immer wieder mit unvorhergesehenen Wendungen aufzuwarten.

CHARAKTERE

Wie auch schon in seinem Buch „Die Geschichte der Baltimores“ schafft es Joël Dicker auf unvergleichliche Weise, dass man als Leser eine sehr emotionale Bindung zu den Protagonisten aufbaut. Dabei zeigt jeder einzelne Charakter eine besondere, berührende Tiefe, sodass ich binnen kürzester Zeit mit meinem ganzen Herzen an den Protagonisten zu hängen anfing. Man kann gar nicht anders, als mitzufiebern, sich mitzufreuen und mit den Figuren zu trauern.

WARUM ES MIR GEFALLEN HAT

Dieser Roman ist so unglaublich komplex und zugleich so hochspannend aufgebaut, dass ich mich auf 720 Seiten keinen Moment gelangweilt habe (und wann kommt sowas schonmal vor?). Ich habe bisher nur wenige Bücher erlebt, die keine Längen hatten und durchgängig einfach nur faszinierend und spannend waren. Zudem hat der Autor hier Charaktere erschaffen, die für immer einen Platz in meinem Herz haben werden. Wie bereits erwähnt feiere ich auch die magische Atmosphäre dieses Buches: Auf der einen Seite die sonnige Geborgenheit Auroras, auf der anderen Seite eine abgründige, düstere Geschichte, die den Leser packt und nicht mehr loslässt.

Insagesamt kann man sagen: Es geht um VIEL MEHR als ein verschwundenes Mädchen und einen Mord. Vielmehr ist es die Geschichte einer ganzen Kleinstadt mit all ihren Einzelschicksalen, es ist die emotionale Geschichte zweier Schriftsteller und auch eine Hommage an die Liebe und ans Schreiben.

Joel Dicker ist so ein unfassbares Schriftstellertalent, dass mir teilweise einfach nur der Mund offen stehen geblieben ist und ich zwischen krasser Spannung, Faszination und emotionalem Berührtsein nur so von Seite zu Seite geflogen bin und wirklich das Gefühl hatte, in Aurora bei den Protagonisten zu sein und die Seeluft am dortigen Grand Beach zu schnuppern und die Möwen schreien zu hören. Dieses Buch hat für immer einen Platz in meinem Bücherregal und auch in meinem Herzen 😊

WEITER IM PODCAST

Wie bereits erwähnt, erzähle ich in meinem Podcast noch viel ausführlicher von diesem tollen Buch. Unter anderem spreche ich über mögliche Parallelen zu Nabokovs „Lolita“ und zu der Frage, ob die zwischen Harry Quebert und Nola eine ähnliche „Beziehung“ zu beobachten ist wie zwischen Humbert Humbert und Dolores Haze. Hier kommt ihr zur Podcast-Episode: https://www.podcast.de/episode/507379630/die-wahrheit-ueber-den-fall-harry-quebert-von-joel-dicker

Viel Spaß beim Hören, bis bald und alles Liebe,

Christina

LESEMONAT SEPTEMBER 2020

Hallöchen ihr Lieben, wie schön, dass ihr wieder da seid! Heute möchte ich euch meinen Lesemonat September vorstellen, in dem ich vier Bücher geschafft habe:

  • „LYING GAME 1 – Und raus bist du“ von Sara Shepard
  • „LYING GAME 2 – Weg bist du noch lange nicht“ von Sara Shepard
  • „LYING GAME 3 – Mein Herz ist rein“ von Sara Shepard
  • „Passagier 23“ von Sebastian Fitzek

„LYING GAME Teile 1 bis 3“ von Sara Shepard

Da ich ja ein riesen Fan von Sara Shepard und ihren Büchern bin, musste unbedingt die „LYING GAME“-Reihe bei mir einziehen. Insgesamt besteht die Reihe aus sechs Bänden, von denen ich im September gleich mal die ersten drei direkt hintereinander weggelesen habe.

Covers LYING GAME-Reihe Teile 1 bis 3

INHALT

Emma Paxton, die kurz vor ihrem 18. Geburtstag steht, hat fast ihre gesamte Kindheit als Pflegekind in den unterschiedlichsten Familien verbracht. Ihre Mutter Becky war aufgrund psychischer Probleme nicht mehr in der Lage, sich um Emma zu kümmern und hat sie als kleines Mädchen bei einem Supermarkt zurückgelassen. Emma fühlt sich bis in die Gegenwart unfassbar alleine und entwurzelt. Leider hat sie nie die Erfahrung eines geborgenen, stabilen und liebevollen Familienlebens machen können – ein Bedürfnis, das bis heute wie eine Wunde in ihr brennt.

Durch ihren Pflegebruder erfährt Emma von einem ziemlich schockierenden Video im Internet, in dem es scheint, als würde ein junges Mädchen vor laufender Kamera erwürgt. Und als wäre dies allein nicht schon krass genug, gibt es noch eine große Besonderheit an diesem merkwürdigen Video: Das Mädchen, das vor laufender Kamera getötet zu werden scheint, sieht aus wie Emma!

Emma kommt schließlich auf eine unfassbare Idee: Könnte es womöglich sein, dass sie eine Zwillingsschwester hat, von der sie nie etwas geahnt hat? Wurde diese direkt nach der Geburt von ihr getrennt? Und falls ja: Was hat es dann mit diesem schrägen Video auf sich? War das vielleicht nur ein makabrer Scherz? Emma startet eine Recherche auf Facebook und es soll nicht lange dauern, bis sie schließlich wirklich auf das Facebookprofil von Sutton Mercer stößt, Emmas Zwillingsschwester, die bei einer reichen und liebevollen Familie in einer Kleinstadt in Phoenix lebt. Emma nimmt sofort Kontakt zu ihrer Schwester auf. Sutton reagiert begeistert auf Emmas Nachricht und lädt sie zu sich nach Phoenix ein: Schließlich muss dieses unverhoffte und unerwartete Wiedersehen der beiden Schwestern gefeiert werden. Könnte dies also der Beginn des Familienlebens sein, das sich Emma immer so sehr gewünscht hat?

Emma setzt sich in den Bus und ist kurz darauf in der Heimatstadt von Sutton angekommen. Doch Sutton erscheint nicht am ausgemachten Treffpunkt. Stattdessen erhält Emma eine zutiefst verstörende und beunruhigende Nachricht: Sutton sei tot und Emma müsse nun Suttons Rolle übernehmen, wenn sie nicht ebenfalls sterben wolle. Nun bleibt Emma keine andere Wahl, als Suttons Leben zu übernehmen, denn niemand glaubt ihr, als sie erste Versuche unternimmt, ihre Situation zu erklären. Und nun gibt es genau zwei Personen, die wissen, dass Sutton nicht mehr lebt und von ihrer Schwester „gespielt“ wird: Emma und Suttons Mörder.

Emma macht sich daraufhin daran, selbstständig zu ermitteln, wer ihre Schwester getötet hat. Bald merkt sie, dass Sutton zwar zu den beliebtesten, aber auch zu den gefürchtetesten Mädchen der Highschool gehört hat und somit gibt es viele, die ein Motiv hätten, Sutton zu töten…

AUFBAU DES BUCHES UND MEINE MEINUNG

Gleich zu Beginn des Buches wartet die Geschichte im Hinblick auf die Erzählperspektive mit einer Überraschung auf. Denn: Zusätzlich zu Emmas Erzählperspektive, bei der es sich um einen auktorialen Erzähler in der dritten Person Singular handelt, kommt eine weitere Erzählperspektive als Ich-Erzähler dazu. Auch, wenn ich hierzu nicht mehr sagen möchte, um euch nicht zu spoilern, muss ich sagen, dass ich diesen Kniff in der Erzählweise superspannend und gelungen fand! Beide Perspektiven ergänzen sich großartig miteinander und ermöglichen uns als Leser manchmal Einblicke in die Zusammenhänge der Geschichte, die die Protagonistin Emma erstmal nicht haben kann.

Mir hat es unheimlich gut gefallen, wie ich als Leserin gemeinsam mit Emma immer mehr in Suttons Leben eintauchen und Stück für Stück mehr über sie und ihr Umfeld erfahren konnte. Dass das ganze selbstverständlich nicht sonderlich realistisch ist, ist denke ich klar (sowas stört mich bei Sara Shepard aber zugegebenermaßen auch nicht sonderlich). Wie in allen Büchern von Sara Shepard spielt auch die LYING GAME-Reihe wieder in recht elitären, wohlhabenden Kreisen der amerikanischen Oberschicht, in denen die Charaktere ziemlich luxuriöse Leben führen (ein Aspekt, der mit Emmas Erfahrungen kollidiert, die in ihrem bisherigen Leben unter ärmlichen Bedingungen von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gegeben wurde – ein Teil der Geschichte, den ich sehr spannend zu beobachten fand).

Und wie immer wartet Sara Shepard wieder mit so mancher Wendung und so manchem Geheimnis auf, eigentlich so, wie es typisch für ihre Romane ist.

Was man der LYING GAME-Reihe allerdings anmerkt, ist die Tatsache, dass diese auf insgesamt sechs Bände ausgelegt ist und auch dementsprechend geplant und geschrieben wurde. Will heißen: Im Gegensatz zu anderen Büchern und Reihen von Sara Shepard ist das Erzähltempo dieser Bücher doch eher als gemächlich und langsam zu bezeichnen. Alles in allem lässt sich Sara Shepard in der LYING GAME-Reihe viel mehr Zeit, ihre Handlung voranzutreiben. Das sonst so atemlose Erzähltempo mit zahlreichen Wendungen und Ereignissen, die sich ständig zu überschlagen scheinen, sucht man hier doch eher vergeblich. Das fand ich persönlich zwar verständlich, aber auch zugegebenermaßen etwas schade, da ich Sara Shepard für ihr großes Talent, den Leser vom einen spannungsgeladenen Wendepunkt zum nächsten zu schicken, sehr schätze. Dies hat mir hier gefehlt.

Alles in allem muss ich sagen, dass ich die LYING GAME-Reihe sehr gern gelesen habe. Sowohl der Grundgedanke der Geschichte, als auch der Aufbau, die Charaktere und die Geheimnisse, die die Figuren miteinander verbinden, fand ich in den ersten drei Bänden sehr gelungen. Ich habe mich einfach sehr gerne in der Welt dieser Bücher aufgehalten und fand die Unterschiedlichkeit zwischen Emma und Sutton als Persönlichkeiten zwar nicht realistisch, aber dennoch sehr unterhaltsam zu lesen. Auch, wenn ich die Reihe definitiv fertiglesen werde (Band 4 befindet sich bereits auf meinem Kindle), muss ich aber dennoch anmerken, dass mir aufgrund des gemächlicheren Erzählstils und des zurückgenommenen Tempos (das auch mal für einige Längen sorgen kann, was ich sonst von Sara Shepard nicht kenne), das eigentlich sonst typische Page-Turner-Gefühl leider fehlt.

Wenn ihr gerne Young-Adult-Romane lest, die in Richtung von Pretty Little Liars gehen und Aspekte wie Crime und Mystery mit leicht verdaulichen Teenager-Geschichten verbinden, dann könnte euch die LYING GAME-Reihe wirklich gefallen!

Die Bücher sind bei cbt erschienen und haben jeweils um die 320 Seiten.

„Passagier 23“ von Sebastian Fitzek

Cover „Passagier 23“ von Sebastian Fitzek

Es mag unglaublich erscheinen, aber das hier war tatsächlich mein „erster Fitzek“. Auch, wenn gefühlt JEDER schonmal was von Sebastian Fitzek gelesen hat, hatte ich hier bisher noch eine große Bildungslücke. Ich hab schon so viel von ihm gehört, von begeisterten Fans, die stundenlang für ein Autogramm von ihm anstehen und von Kritikern, die seine Bücher nichtmal mit der Kneifzange anfassen würden. Alles in allem scheint Sebastian Fitzek für seine Fans aber ein absoluter Knaller zu sein und sein Erfolg, der ihn schon lange als absoluten Bestseller-Garant auszeichnet, scheint ihm recht zu geben. Ich war jedenfalls unheimlich neugierig, wie ich die Bücher von Sebastian Fitzek finden würde und habe mich nach einiger Recherche für „Passagier 23“ entschieden, da mich der Gedanke sehr fasziniert, dass dieser Psychothriller auf so begrenztem Raum spielt.

INHALT

Der Polizeipsychologe Dr. Martin Schwartz ist seit fünf Jahren ein komplettes psychisches Wrack. Denn vor fünf Jahren verlor er seine Frau Nadja und seinen Sohn Timmy, als die beiden einen extrem rätselhaften Tod an Bord des Luxuskreuzfahrtschiffs „Sultan of the Seas“ starben. Martin weiß bis heute nicht genau, was damals wirklich geschehen ist, da er zu diesem Zeitpunkt in einem Undercover-Einsatz der Polizei unterwegs war und seine Familie nicht auf Kreuzfahrt begleiten konnte. Wie es scheint, hat seine Frau Nadja an Bord des Luxusschiffs sogenannten erweiterten Suizid begangen – hat also nicht nur sich selbst, sondern auch ihrem kleinen Sohn Timmy das Leben genommen, in dem beide absichtlich über Bord gingen – so lautet zumindest die offizielle Erklärung der Reederei, der Martin bis heute nicht glauben kann.

Seit dem Tod seiner Frau und seines Sohnes sieht Martin keinen Sinn in seiner Existenz mehr. Er geistert von einem hochriskanten Spezialpolizeieinsatz zum nächsten und scheint sich aufgegeben zu haben…

…Bis er eines Tages einen rätselhaften Anruf einer älteren Dame erhält, die ihm erzählt, sie sei Thriller-Autorin und habe neue Hinweise zu Timmys Verschwinden an Bord der Sultan of the Seas. Sie fordert Martin auf, sich schnellstmöglich an Bord der Sultan of the Seas zu begeben, da sich dort etwas Unglaubliches ereignet hat: Die vierzehnjährige Anouk ist gemeinsam mit ihrer Mutter vor einigen Wochen ebenfalls von Bord des Kreuzfahrtschiffs verschwunden – doch nun ist sie überraschend wieder aufgetaucht. Und bei ihrer Rückkehr hat sie den Teddy von Martins Sohn Timmy bei sich…

Martin Schwartz muss seinem schlimmsten Alptraum ins Auge sehen und begibt sich an Bord des Luxuskreuzfahrtschiffs und versucht herauszufinden, was damals wirklich mit seiner Frau und seinem Sohn geschehen ist.

MEINE MEINUNG

Ich muss sagen, dass ich echt viel Spaß beim Lesen von „Passagier 23“ hatte. Auch, wenn ich den Prolog (der irgendwie erst ganz zum Schluss im Epilog wieder aufgegriffen wird) zunächst eher ziemlich abstoßend fand, da ich das Gefühl hatte, dass es hier eher um Effekthascherei mit einer besonders brutalen, blutigen und gestörten Szene ging, habe ich doch dann schließlich sehr gut ins Buch reingefunden.

Obwohl ich den Protagonisten Martin Schwartz grundsätzlich echt gerne durch das Buch begleitet habe und mich immer dafür interessiert habe, wie es mit ihm und seinem Aufenthalt auf der „Sultan of the Seas“ weitergeht, muss ich aber hier einen Kritikpunkt anbringen:

Es schien mir, als seien so ziemlich alle Charaktere dieses Buches so hoffnungslos überzeichnet, dass sie mir teilweise fast wie Karikaturen oder totale Stereotype vorkamen. Grundsätzlich scheint Sebastian Fitzek etwas zur Übertreibung zu neigen, sodass ich mich öfters fragte: „Eine Nummer kleiner hattest du es nicht?“ – Da reicht es beispielsweise nicht, dass die verschwundene und wieder aufgetauchte Anouk ein ziemlich intelligentes Mädchen ist – nein, sie ist sogar höchstbegabt und beherrscht mehrere Sprachen und gilt als absolutes Genie. Und der Protagonist Martin Schwartz ist nicht einfach nur psychisch extremst belastet – er spritzt sich selber sogar HIV-Antikörper, zieht sich selbst einen Schneidezahn mit einer Zange, die er mal eben aus der Tasche zieht und lässt sich eine Tätowierung stechen – nur, um für einen Undercover-Einsatz optimal vorbereitet und unter den heimlich überwachten Kriminellen glaubwürdig zu sein. Das ist zwar eine extrem „aufopfernde“ und lebensmüde anmutende Verhaltensweise – ich fand es nur etwas „über’s Ziel hinaus“ und sehr übertrieben.

Generell hat man wahrscheinlich mehr von einem Fitzek-Thriller, wenn man seinen Drang zu hinterfragen, wie realistisch das ganze überhaupt sein kann, am Anfang des Buches abgibt. Ich bin der Meinung, dass man dieses Buch nicht sonderlich mögen wird, wenn man sich die ganze Zeit überlegt, wie und ob so etwas in Realität überhaupt funktionieren würde. Ich denke, dass man sich mit der Prämisse, dass Sebastian Fitzek die Realität bis ins Extreme dehnt, anfreunden können muss, um seinen Thriller „Passagier 23“ genießen zu können. Ich bin irgendwann recht gut damit klargekommen, dass man das ganze in seiner realitätsnahen Machbarkeit einfach nicht hinterfragen darf – und genau an dieser Stelle wartet dann der Lesespaß auf einen!

Ich muss wirklich sagen, dass mich dieser Psychothriller wirklich super unterhalten hat. Das ganze mag natürlich keine große, bedeutsame Literatur sein, aber das behauptet ja auch niemand. Hier handelt es sich um typische Unterhaltung für zwischendurch. Und dementsprechend sollte wahrscheinlich auch die eigene Erwartungshaltung sein. Die Geschichte fand ich spannend und interessant und tatsächlich auch nicht zu vorhersehbar, sodass ich das ein oder andere Mal auch echt überrascht war von dem, was Sebastian Fitzek alles an Wendungen aus dem Hut zaubert. So endet fast jedes Kapitel mit einem Cliffhanger, der ganz automatisch dafür sorgt, dass man unbedingt weiterlesen und erfahren möchte, wie es weitergeht. Manche Menschen (vor allem Fitzeks Kritiker) empfinden diese Cliffhanger-Technik am Ende eines jeden Kapitels vielleicht als billigen Taschenspielertrick – ich muss aber sagen, dass ich persönlich solche Cliffhanger ganz cool finde. Für mich persönlich wurde die Spannung so gesteigert und aufrechterhalten, genauso wie mein Lesespaß. Ob man sowas mag, oder nicht, ist denke ich total individuell und jede Sichtweise ist hier absolut legitim. Ich mochte Sebastian Fitzeks Art zu plotten und seine Geschichte aufzubauen wirklich gerne.

Die Auflösung am Ende fand ich recht gelungen (wobei ich im Hinblick auf den Epilog bis jetzt noch etwas gespalten bin), wenn ich auch den Teil, der dann in der dominikanischen Republik spielt (und der noch einige Erklärungen liefert), teilweise nicht mehr ganz logisch fand. Nichtsdestotrotz habe ich das Buch am Ende sehr zufrieden und sehr gut unterhalten beendet.

Wenn ihr gerne Psychothriller lest und euch das Setting eines Luxuskreuzfahrtschiffs interessiert, wo gekonnt mit der luxuriösen Urlaubsatmosphäre und einer tödlich-krankhaften-klaustrophobischen Stimmung auf der anderen Seite gespielt wird und ihr über recht unnatürliche Charaktere hinwegsehen könnt, dann kann ich euch „Passagier 23“ von Sebastian Fitzek echt empfehlen.

Ich werde -wenn auch nach einer Pause- bestimmt noch weitere Bücher von Sebastian Fitzek lesen, wenn ich auf einen Klappentext stoße, der mich interessiert.

Das Buch ist bei Knaur erschienen und hat 432 Seiten.

Das war’s auch schon mit meinem Lesemonat für den September. Habt ihr schon was von den genannten Büchern gelesen? Oder stehen diese vielleicht auf euren Wunschlisten? Wenn ja, was denkt ihr denn über die Bücher? Ich freue mich sehr über den Austausch in den Kommentaren mit euch!

Ansonsten freue ich mich auch wie verrückt, wenn ihr auf meinem Podcast „Seitengeraschel“ vorbeischaut und reinhört. Ihr findet diesen auf Spotify, iTunes, Podimo oder auch sonst überall, wo es Podcasts gibt!

Bis bald und alles Liebe,

Christina 🙂

Werbung wegen Markennennung. Ich habe alle Bücher von meinem eigenen Geld bezahlt und erhalte für die Rezensionen keinerlei Vergütung.

Lesemonat August 2020

Nun haben für mich auch offiziell die Sommerferien beziehungsweise die Semesterferien begonnen (Yaaay!), das bedeutet, dass ich ab September hoffentlich wieder eher zum Lesen, Bloggen und Podcasten komme (ich hüpfe einmal bei diesem Gedanken). Ich hoffe, dass ihr den (Spät)sommer auch genießen könnt und dabei vielleicht ja auch wieder hier ein bisschen Leseinspiration finden könnt.

Ich habe diesen Monat ein Hörbuch gehört und drei Bücher beendet. Wie mir diese gefallen haben und was ich über die Bücher im Einzelnen so denke, verrate ich euch gerne im Folgenden. Und ja, es ist wieder mal ziiiiemlich lang geworden – dafür schonmal ein kleines Sorry! 😉 Trotzdem aber wünsche ich euch ganz viel Spaß beim Lesen! 🙂

„Da waren’s nur noch zwei“ von Mel Wallis de Vries

Cover: „Da waren’s nur noch zwei“ von Mel Wallis de Vries

Das erste Buch, das im August als Hörbuch gehört und beendet habe, war „Da waren’s nur noch zwei“ von der niederländischen Autorin Mel Wallis de Vries. Dabei handelt es sich um einen Jugendbuch-Thriller. Wenn ihr mich schon ein bisschen kennt, dann wisst ihr ja, dass ich dieses Genre total liebe und immer für einen guten Jugendbuch-Thriller zu haben bin. Was ich an diesen Büchern schätze ist, dass sie immer spannend und interessant sind, aber dass sie dabei nie zu blutig oder heftig sind. Wer also gerne Thriller lesen würde, aber nachts trotzdem immer noch ohne Probleme einschlafen können möchte, der könnte mit Jugendbuch-Thrillern sehr gut bedient sein.

INHALT

In „Da waren’s nur noch zwei“ geht es um die vier Teenager-Mädchen Abby, Pippa, Feline und Kim, die kurz vor Weihnachten den Beginn ihrer Ferien nutzen, um aus ihrer niederländischen Heimat Amsterdam für ein paar Tage in die Ardennen nach Belgien zu fahren. Dort wollen sie einige Tage in der luxuriösen Jagdhütte in den Bergen von Abbys Vater verbringen und ihr letztes Schuljahr mal richtig feiern.

Doch von Anfang an dieser Reise gibt es immer wieder Spannungen zwischen den Mädchen. Während die Gastgeberin Abby und die wunderschöne und ziemlich dominante Pippa schon gedanklich ihr Studium in Frankreich miteinander planen, fühlen sich Kim und Feline irgendwie ausgeschlossen und werden immer gereizter, da sie das Gefühl haben, dass Pippa immer über alle bestimmen muss.

Als Pippa dann für den nächsten Abend einige femde junge Männer zum Feiern in die Hütte der Mädels einlädt, gerät die Party bald irgendwie außer Kontrolle und ein Streit zwischen Kim und Abby völlig aus den Fugen. Und dann, mitten in der Nacht, verschwindet Kim plötzlich spurlos im Schnee. Auch, wenn die Mädels am nächsten Tag fieberhaft nach ihrer Freundin suchen, kommen sie aber nicht weit: Denn es schneit immer stärker, solange, bis der Strom ausfällt und die Hütte komplett von der Außenwelt abgeschnitten ist. Und dann finden die Mädels die rätselhaften Fußspuren eines Fremden in ihrer Hütte…

AUFBAU DER GESCHICHTE

Mehr möchte ich an dieser Stelle zum Inhalt nicht verraten. Zunächst einmal muss ich sagen, dass mir der Aufbau dieser Geschichte unfassbar gut gefallen hat: Sie wird aus den einzelnen Perspektiven der vier Mädels erzählt, die nacheinander in größeren Abschnitten zu Wort kommen und die Geschichte aus ihrer Sicht erzählen. Im Hörbuch gab es hier vier wirklich großartige Sprecherinnen, die man als superbekannte Synchronstimmen auch aus Filmen und Serien kennt. Ich muss echt sagen, dass die grandiose schauspielerische Leistung dieser Leserinnen für mich wahrscheinlich der entscheidende Punkt war, der dafür gesorgt hat, dass ich die Geschichte so spannend fand. Auch der Schreibstil von Mel Wallis de Vries hat sehr gut zum Genre des Jugendbuch-Thrillers gepasst, wie ich fand: Eine recht einfache Sprache, die sich schnell weglesen lässt und aber dennoch super Spannung aufbaut.

Was mich sofort gefangen genommen hat, war der unfassbar großartige Anfang: Hier wird ein unglaublich düsteres, undurchsichtiges Szenario beschrieben, in dem man sofort eine beklemmende Angst spürt, auch wenn man, wie die Ich-Erzählerin keine Ahnung hat, was da gerade passiert. Alleine dieser Anfang war schon so gruselig und spannend, dass ich gar nicht anders konnte, als dranzubleiben und erfahren zu wollen, was da passiert ist. Und diese großartige Erzählweise, die eine richtige Beklemmung und Spannung und stellenweise auch Angst auslöst, macht Mel Wallis de Vries für mich echt zu einer tollen Jugendthriller-Autorin. Auch die Atmosphäre in der abgeschiedenen Berghütte, in der irgendwann der Strom ausfällt und die für die Außenwelt nicht mehr erreichbar ist, ist der Autorin so unfassbar großartig gelungen. Allein wegen des Aufbaus der Geschichte, der zu dieser Atmosphäre der Verzweiflung, Beklemmung und Ausweglosigkeit führt, wäre für mich Grund genug, dieses Buch zu feiern.

KRITIK

Ein einziger Kritikpunkt, den ich unbedingt äußern möchte, ist die Auflösung am Ende. Leider hat mir diese überhaupt nicht gefallen. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich dieses Ende so nicht habe kommen sehen, fand ich es doch aber sehr unglaubwürdig und konstruiert. Dabei konnte ich weder das Motiv, noch die Vorgehensweise entsprechender Figuren nachvollziehen, noch glaubhaft finden. Da ich aber ein Buch, das an sich super geschrieben ist und nur kein tolles Ende hat, nicht an sich schlecht finden kann, ist „Da waren’s nur noch zwei“ immer noch ein tolles Buch für mich, das mich auf einfache Art und Weise super unterhalten hat. Ich werde mir ganz bestimmt auch noch weitere Bücher der Autorin anschauen. Und nebenbei: Ich könnte mir vorstellen, dass das Buch für ganz junge Teenager (also vielleicht zwölf oder dreizehn Jahre alt) noch nicht geeignet ist, da doch einige Stellen darin vorkommen, die ich für diese Altersspanne ein bisschen heftig finde. Ich würde das Buch vielleicht ab 15 oder 16 empfehlen, es kann aber definitiv auch was für erwachsene Leser sein, wenn man grundsätzlich kein Problem mit Protagonisten hat, die eben selbst noch sejr jung sind.

Das Hörbuch kann ich euch absolut empfehlen. Es dauerte etwas mehr als 5 Stunden. Das Buch als Print-Ausgabe ist bei One erschienen und hat 288 Seiten.

„Alias Grace“ von Margaret Atwood

Cover: „Alias Grcae“ von Margaret Atwood

Als zweites Buch habe ich diesen Monat „Alias Grace“ von Margaret Atwood gelesen. Da mir dieses anspruchsvolle und unglaublich stimmungsvolle Buch sehr gut gefallen hat, habe ich einen extra Beitrag ganz speziell für dieses Buch vor einigen Tagen auf meinem Blog verfasst. Dort gehe ich ganz ausführlich und eingehend auf das Buch, den Schreibstil, die Figuren und die angesprochenen Themen ein. Daher werde ich mich hier recht kurz fassen. Falls ihr euch für das Buch im Detail interessiert, dann schaut euch sehr gerne meinen Blogbeitrag dazu an: (https://seiiitengeraschel.com/2020/08/23/alias-grace-von-margaret-atwood-ein-stimmungs-und-anspruchsvolles-buch/)

Ansonsten gebe ich euch hier nochmals eine kurze Zusammenfassung des INHALTS:

Im Kanada des mittleren, 19. Jahrhunderts, wird dem sechzehnjährigen Dienstmädchen Grace vorgeworfen, ihre beiden Arbeitgeber auf grausame Art und Weise umgebracht zu haben. Während sich die Presse der damaligen Zeit auf sie stürzt, wird die junge, hübsche und sehr intelligente Frau zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, die sie im Gefängnis von Toronto verbüßen soll.

Die Jahre vergehen, doch es gibt immer wieder Bestrebungen verschiedener Interessensgruppen, um eine Begnadigung für Grace zu erwirken. Dafür will eine Gruppe der höheren Gesellschaft Graces Unschuld beweisen. Da sich Grace aber an die Einzelheiten der Tatnacht nicht erinnern kann und in der Vergangenheit im Gefängnis immer wieder Anfälle von „Hysterie“ gezeigt hat, soll ein junger Arzt beauftragt werden, um Grace zu helfen. Dieser junge Arzt, Dr. Simon Jordan, soll Grace durch eine Art „Gesprächstherapie“ dazu bringen, sich wieder an die Mordnacht zu erinnern und ein Gutachten erstellen, das Graces Unschuld schließlich untermauern und zu ihrer Freilassung führen soll.

Und so treffen sich Grace und Dr. Jordan täglich, um sich miteinander zu unterhalten. Jedoch passiert nach einiger Zeit genau das, was nicht geschehen soll: Und zwar verliebt sich Dr. Jordan prompt in die wunderschöne, charismatische Grace. Und über allem schwebt immer die Frage: Wer ist Grace wirklich? Eine unschuldige Frau, die für eine Tat büßt, die sie nie begangen hat? Oder ist sie doch eine durchtriebene und unberechenbare Mörderin?

ERZÄHLPERSPEKTIVE, STRUKTUR UND FIGUREN

Besonders spannend an dem Buch finde ich, dass es sowohl aus Graces Perspektive (in Form einer Ich-Erzählung während ihrer Sitzungen bei Dr. Jordan), als auch aus der Sicht von Dr. Jordan als behandelndem Arzt geschrieben ist. Das bedeutet, dass man als Leser immer beide Perspektiven sieht und Einblick in beide Seiten erhält und dabei erkennt, dass da eine sehr komplexe Beziehung zwischen den beiden ensteht. Zudem merkt man mit der Zeit, dass Grace nicht immer alles erzählt, was sie weiß, sondern dass sie sich auch dafür entscheidet, die Dinge so zu erzählen (oder zu verschweigen), wie sie es für richtig hält. Und auch in Bezug auf Dr. Jordan merkt man schnell, dass dieser vielleicht selbst nicht unbedingt eine sehr stabile und widerstandsfähige Psyche hat.

Die Geschichte ist dabei in 15 Teile gegliedert, die gewissermaßen auch eine Art Metapher für Graces Lebensentwicklung darstellen. Solltet ihr euch dafür näher interessieren, dann schaut sehr gerne auf dem detaillierten Blogeintrag zum Thema vorbei. 🙂

ANGESPROCHENE THEMEN, ERZÄHLSTIL UND ATMOSPHÄRE

Das Buch hat mir unter anderem auch deshalb so gut gefallen, weil es unfassbar viele, spannend erzählte Themen aus dem 19. Jahrhundert aufgreift. Dabei ist es ganz egal, ob Margaret Atwood die Lebenssituation in himmelschreiender Armut und Elend beschreibt, in der Grace aufwächst, ob sie über die Rolle der Frau, Auswanderung auf den nordamerikanischen Kontinent oder die aufkeimende psychologische Forschung im 19. Jahrhundert schreibt – das Buch ist immer von einer bildhaften, akribisch-detaillierten und sehr emotionalen Sprache getragen. Und nebenher erschafft Margaret Atwood hier eine Atmosphäre, die mysteriös, bedrückend und richtig düster ist. Diese Atmosphäre wird besonders deutlich, wenn die Protagonisten von Alpträumen heimgesucht werden, in denen die Realität manchmal so unfassbar gekonnt mit der Traumwelt verschwimmt und verwoben wird, dass man als Leser wirklich oft nicht sagen kann, was jetzt Traum und was Realität ist.

KRITIKPUNKT:

Als einzigen Kritikpunkt möchte ich anmerken, dass das Buch zwischendrin seine Längen hat. Dies ist vor allem dadurch bedingt, dass Graces Erzählungen bei Dr. Jordan auch im Plauderton eines Gesprächs geschrieben und damit sehr umgangssprachlich gehalten sind. Dieser Erzählton ist zwar super an Grace angepasst – leider aber nicht immer ganz lesefreundlich auf Dauer. Zudem beschreibt Margaret Atwood bestimmte Tätigkeiten aus Graces Arbeitsalltag als Hausmädchen mit einer solchen Akribie und so unfassbar viel Detail, dass ich mich hier doch durch manche Längen etwas durchkämpfen musste. ABER: Ich wurde absolut belohnt mit einer großartigen, stimmungs- und anspruchsvollen Geschichte, die mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Das Buch ist bei PIPER erschienen und hat 613 Seiten.

„Zu viel und nie genug: Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschuf“ von Mary L. Trump

Cover: „Zu viel und nie genug“

Auf dieses Buch war ich wirklich unfassbar gespannt! Ich hatte es mir vorbestellt und dann gleich am Erscheinungstag im Briefkasten. Das Buch hat auch schon in den USA für Furore gesorgt, da dessen Veröffentlichung eigentlich gestoppt werden sollte, am Ende dann aber ohne Erfolg. Und deshalb können wir es jetzt lesen.

Das Buch wurde von Mary Trump, der Nichte des amtierenden US-Präsidenten Donald Trump geschrieben. Sie hat erzählt, dass sie dieses Buch geschrieben hat, weil sie beobachtet hat, dass Donald Trump im Rahmen seiner Politik und seiner Rolle als Präsident in seiner Regierung genau die gleichen Muster zu wiederholen scheint, wie sie schon im Familienalltag bei den Trumps gang und gäbe waren (wenn natürlich auch in größerem Umfang!). Sie erzählt, dass sie verhindern will, dass Donald Trump ein zweites Mal gewählt wird und somit die Zerstörung der amerikanischen Demokratie riskiert, wie Mary Trump schreibt. Sie schreibt, dass es Zeit geworden ist, dass jemand den Mund aufmacht und etwas gegen den aktuellen Präsident sagt und tut. Aus diesem Grund, so sagt sie, schrieb sie dieses Buch.

Ich war besonders gespannt, Mary Trumps Buch zu lesen, da mich ihre Perspektive nicht nur als Familienmitglied von Donald Trump, sondern in erster Linie ihre Sichtweise als klinische Psychologin unheimlich interessiert hat. Denn Mary Trump ist selbst promovierte klinische Psychologin und unterrichtet sogar auch Psychologie (wenn ich das richtig mitbekommen habe). Daher war ich umso gespannter zu lesen, wie sie auch aus einer fachlichen Perspektive die Verhaltensweisen ihres Onkels, die einen ja oft den Kopf schütteln lassen, einordnet.

Ich muss vorausschicken, dass ich beim Schreiben gemerkt habe, dass es wirklich keine einfache Aufgabe ist, den Inhalt dieses Buches zusammenzufassen. Das hat unter anderem damit zu tun, dass die Zusammenhänge und Dynamiken innerhalb einer Familie (so wie Mary Trump eben hier ihre Familie beschreibt) nur sehr schwer wiederzugeben sind. Daher werde ich im Folgenden eher einzelne Aspekte lediglich herausgreifen und beschreiben, warum ich diese spannend/ interessant fand.

Mary Trump beginnt ihre Erzählung mit der Familiengeschichte der Trumps und fängt bei Donald Trumps Großvater an, der aus Deutschland in die Vereinigten Staaten von Amerika auswanderte, um dort ein besseres Leben zu finden. Hier hält sie sich aber eher kurz auf und legt den Fokus auf den Vater Donald Trumps, auf Fred Trump. Dabei beschreibt Mary Trump sowohl den beruflichen Aufstieg Fred Trumps als erfolgreicher Bauunternehmer, als auch das familiäre Umfeld, in dem die fünf Kinder von Fred Trump und seiner Frau Mary Anne aufwuchsen. Dabei muss ich gestehen, dass ich teilweise richtiggehend erschüttert war von der Kälte und der Gefühlsarmut, die Donald Trump und seine Geschwister im Kindesalter schon erfahren mussten. Besonders hervorheben möchte ich hier, dass Mary Trump (obwohl manche Leser dies vielleicht bei einem „Abrechnungsbuch“ wie diesem nicht erwarten würden) Donald Trumps Kindheitsgeschichte mit unheimlich viel Empathie und Einfühlungsvermögen für den kleinen Kindheits-Donald erzählt und dabei sehr gekonnt aufzeigt, wie sich dieser eine Persönlichkeit aneignen musste, um in diesem Familienumfeld zu überleben. An viele Stellen wurde ich beim Lesen richtiggehend traurig – denn es war nicht leicht zu lesen, wie sehr Donald und seine Geschwister unter ihrem Elternhaus zu leiden hatten. Dabei ist nichts von alledem eine Entschuldigung für Donald Trumps Verhalten heute (schließlich ist er heute ja erwachsen und trägt Verantwortung, sowohl für sich selbst als auch für ein ganzes Land), aber nichtsdestotrotz ist eine Erklärung. Ich glaube, dass es bei solchen Fällen immer wichtig ist die Begriffe „Entschuldigung“ und „Erklärung“ zu unterscheiden. Und Mary Trump liefert keine Entschuldigungen, ganz im Gegenteil. Aber: Sie zeigt uns als Lesern viele Erklärungen auf.

Ein weiterer wesentlicher Teil dieses Buches ist auch der Lebensgeschichte von Mary Trumps Vater Freddy gewidmet, der leider am Druck, der Gefühlskälte und der unerreichbaren Erwartungshaltung seines Vaters zerbrochen ist. Dabei geht Mary Trump sowohl auf den Narzissmus ihres Großvaters ein, der wohl die wesentliche Ursache für die psychischen Probleme ihres Vaters Freddy waren, als auch auf die Qualen, die ihr Vater von Seiten Dondalds und damit seines eigenen Bruders hinnehmen musste. Besonders die Abschnitte des Buches, die von Mary Trumps Vater handeln, waren für mein Empfinden wirklich unendlich traurig und stellenweise richtiggehend grausam. Denn: Sie zeigten eine toxische Ungerechtigkeit auf, gegen die Freddy Trump immer versuchte, sich zu wehren. Da Freddy Trump der erstgeborene Sohn der Familie war, hätte eigentlich er seinen Vater Fred bei der Geschäftsführung des großen Bauunternehmens der Trumps unterstützen sollen – doch leider war Freddy kein „Killer“, wie sich sein Vater immer gewünscht hatte. Freddy war ein sensibler Mensch, der eher an Wissenschaft und Technik interessiert war, und nicht an den fragwürdigen Geschäftspraktiken seines Bauunternehmervaters Fred. Und so beschreibt Mary Trump auf eindringliche Weise, wie der Patriarch Fred Trump (und später auch sein Sohn Donald) dazu übergingen, Freddy mit narzisstischer Grausamkeit auszulöschen.

Donald Trump wiederum hatte während seiner Kind- und Jugendzeit mittlerweile gelernt, dass er am besten überlebte, wenn er sich mit einer Haltung frecher und aufsässiger Anmaßung, Verantwortungslosigkeit, Unangepasstheit, Raffinesse und Brutalität im Familienleben durchsetzte – diese Verhaltensweise eines „Killers“ gefiel seinem Vater – und so war es schließlich nicht Freddy, sondern Donald, der irgendwann in der Firma seines Vaters Fuß fasste.

Mary Trump erzählt nicht nur auf fesselnde und hochinteressante Art und Weise von der toxischen Familiendynamik und den dieser zugrundliegenden psychologischen Mechanismen, sie räumt auch mit einem Mythos auf: Nämlich dem, dass Donald Trump ein höchsterfolgreicher Geschäftsmann sei, der sich seinen Erfolg duch Geschick und Intelligenz erarbeitet hat. Denn: Mary Trump berichtet vom genauen Gegenteil: Nämlich davon, dass Donald eigentlich fast ausschließlich Misserfolge in der Firma verursacht hätte, jedoch hätte sein Vater all sein Scheitern vertuscht und wettgemacht und lieber zur Befeuerung eines übergroßen Mythos beigetragen: Nämlich, dass Donald der personifizierte Erfolg selbst sei. Mary Trump verweist hier auf konkrete Zahlen und beschreibt viele Projekte, bei denen Donald Trump eigentlich scheiterte, dies aber im Nachgang als größten Erfolg überhaupt verkaufte – und die Öffentlichkeit schien im dankbar zu glauben. Und wenn euch nun gewisse Parallelen zu seinem heutigen Verhalten als Präsident der USA auffallen, so ist dies sicher nicht zufällig. Denn genau dies ist wahrscheinlich Mary Trumps Kernbotschaft: Donald Trump hat in seiner Herkunftsfamilie gelernt, dass verantwortungslose Rücksichtslosigkeit und Grausamkeit belohnt werden und dass immer andere Menschen für seine Fehler den Kopf hinhalten müssen, während er selbst unfähig ist, Verantwortung zu übernehmen. Und bislang hat diese Strategie (so unfassbar es auch anmuten mag) immer geklappt – sogar auch jetzt, wo er Präseident der Vereinigten Staaten ist. Um diesen Kreis zu durchbrechen, möchte Mary Trump mit ihrem Buch aufklären, wie sie sagt.

INTENTION DER AUTORIN?

Nun kann man sich natürlich fragen, mit welcher Intention Mary Trump dieses Buch geschrieben hat. Geht es ihr um Geld? Schließlich kann man davon ausgehen, dass ein solch brisantes Buch sicher eine Stange Geld einbringt (und schließlich wurde Mary Trump im Hinblick auf ihre Erbansprüche von der Familie Trump ausgebotet und betrogen). Oder geht es ihr um Rache? Denn Mary Trump wurde aus dem Familienkreis ausgeschlossen, als sie gegen die Trumps in ebenjenem Erbschaftsstreit vor Gericht zog. Zudem wurde ihr geliebter Vater Freddy vom Clan der Trumps mit außergewöhnlicher Kaltherzigkeit ausgeschlossen und schließlich ausgelöscht, als er an seiner Alkoholsucht und einer Herzerkrankung starb.

Um was geht es Mary Trump also? Ich glaube nicht, dass sie das Buch aus Rache- oder finanziellen Motiven geschrieben hat. Selbstverständlich merkt man ihr an, dass sie emotional ziemlich involviert ist in die Lebengeschichte ihrer Familie. Und man merkt ganz deutlich, dass es ihr mit diesem Buch nicht zuletzt darum geht, auch den Ruf ihres Vaters, der im Trump-Clan nie eine faire Chance gehabt hat, wiederherzustellen. Des Weiteren denke ich auch, dass sie wirklich den USA und der ganzen Welt aufzeigen möchte, wie der Präsident, Donald Trump, zu dem wurde, was er heute ist. Und: Dass man ihn genau deshalb nicht unterschätzen darf. Dabei kann ich mir gut vorstellen, dass sie einen starken Impuls gehabt haben muss, ihr Wissen und ihre Sicht auf die Dinge mit der Welt zu teilen: Ich stelle es mir irgendwie sehr „triggernd“ vor, den US-Präsidenten dabei zu beobachten, wie sich dysfunktionale Mechanismen um ihn herum im Staatsgeschäft genauso wiederholen, wie sie schon im heimischen, vertrauten Umfeld der Familie Trump stattgefunden haben. Und genau diese Parallele zeigt Mary Trump wirklich messerscharf auf.

Ich muss gestehen, dass ich mir noch mehr psychologische Inhalte und Betrachtungsweisen von Mary Trump auf ihren Onkel gewünscht hätte. Aber nichtsdestotrotz fand ich das Buch sehr erhellend und fesselnd geschrieben. Mit einem sehr angenehmen Schreibstil findet man sich sofort in der Familie Trump und in den letzten Jahrzehnten (bis heute) in den USA wieder und kann alles, was dort geschieht, unheimlich gut nachvollziehen und sich vorstellen. Und auch, wenn man Mary Trumps emotionale Beteiligung an der Thematik durchaus spürt, bleibt sie dennoch sehr sachlich, analytisch und reflektiert und zeigt Dinge aus ihrer Sicht auf.. Dies hat mir sehr gut gefallen. Es gelingt ihr wirklich, die Familienatmosphäre bei den Trumps mit all ihrer narzisstsichen Grausamkeit (die Donald sehr für sich übernommen zu haben scheint) aufzuzeigen, zu erklären und greifbar zu machen. Alles in allem ein fesselndes Buch, das den Leser so manches besser einordnen und verstehen lässt.

Das Buch ist bei Heyne erschienen und hat 276 Seiten.

„Das Lavendelzimmer“ von Nina George

Cover „Das Lavendelzimmer“

Der Roman „Das Lavendelzimmer“ von Nina George hat vor einigen Jahren ja einen riesigen Hype erfahren. Das lag wohl unter anderem auch daran, dass die Moderatorin Christine Westermann in ihrer Sendung im WDR über dieses Buch gesprochen hat und es dort hochgelobt hat. Daraufhin ging das Buch durch die Decke. Ich muss gestehen, dass damals (ich glaube, es war 2013) dieser Hype komplett an mir vorübergegangen ist. Ich bin durch ein Youtube-Video übers Bücherschreiben und die Verlagsarbeit auf dieses Buch aufmerksam geworden und wollte dann doch mal herausfinden, was es mit diesem Buch so auf sich hat und ob der Hype gerechtfertigt war (zumindest für mein Empfinden).

INHALT

Jean Perdu ist Buchhändler und lebt in Paris, wo er eine Buchhandlung der ganz besonderen Art betreibt, nämlich die „Pharmacie Littéraire“, seine Literarische Apotheke. Diese Buchhandlung befindet sich im Bauch eines alten Schiffes, das schon seit Jahrzehnten fix an den Ufern der Seine festgemacht liegt. Dabei hat Jean Perdu eine außergewöhnliche Gabe: Er kann sich in jeden seiner Kunden, der sein Bücherschiff betritt, hineinfühlen und dessen Persönlichkeit, Sorgen, Ängste, Wünsche und Empfindungen erkennen. Auf Basis seiner Gabe empfiehlt er dann seinen Kunden ein passendes Buch aus seiner literarischen Apotheke, das genau zur Situation des jeweiligen Kunden passt und für diesen wie Medizin wirken wird.

Jean Perdu ist nämlich der Überzeugung, dass Bücher Menschen heilen und trösten können, ähnlich wie Medizin. Dabei nimmt sich Jean Perdu der großen und kleinen kummervollen Gefühle seiner Kundschaft an: Sei es die temporäre schmerzhafte Sehnsucht, dass der Sommer schon wieder vorbei ist, die Melancholie, die Geborgenheit der eigenen Kindheit zu vermissen, oder die Wehmut, die sich einstellt, wenn man sich überlegt, was man alles aus seinem Leben hätte machen können, wäre man nur mutiger gewesen. Für all diese seelischen Zustände und Gefühle und für jeden Kunden hat Jean Perdu ein passendes Buch.

Doch während sich Jean Perdu hingebungsvoll um andere Menschen und deren Glück kümmert, ist er selbst zutiefst unglücklich und in seinem Inneren wie erstarrt. Denn vor über 20 Jahren hat er Manon, die Liebe seines Lebens verloren, die ihn vom einen auf den anderen Tag verlassen hat. Und seitdem ist die Welt von Jean Perdu stehen geblieben.

Die Geschichte selbst beginnt, als in dem Mehrfamilienhaus in der Rue Montagnard, in dem Jean Perdu wohnt, eine neue Mieterin einzieht. Dabei handelt es sich um die frisch getrennte Cathérine, die mehr oder weniger mittellos dasteht und sich momentan leider nicht mal Möbel leisten kann. Jean Perdu schenkt ihr daher einen Tisch, den er in seiner Wohnung übrig hat. In einer Schublade dieses gespendeten Tischs entdeckt Cathérine dann aber einen alten Brief von Manon, den sich Jean Perdu all die Jahre nie getraut hat, zu lesen. Obwohl es ihn all seinen Mut kostet, liest Jean Perdu dann doch schließlich diesen Brief und wird -nochmals- in seinen Grundfesten erschüttert.

Daraufhin beschließt Jean Perdu am nächsten Tag aus einem Impuls heraus, die Leinen seines Bücherschiffes (das übrigens „Lulu“ heißt) loszumachen und sich auf eine Reise in Richtung der Provence zu begeben, wo Manon herkommt. Dabei springt der junge Schriftsteller Max Jordan noch in letzter Minute an Bord – denn er möchte vor seinem wartenden Verlag und seiner bohrenden Schreibblockade davonlaufen.

Auf ihrer Reise entwickelt sich zwischen den beiden Männern eine herzerwärmende Vater-Sohn-Freundschaft, die mir unheimlich gut gefallen hat. Des Weiteren steigen auf ihrer Reise über die Flüsse und Kanäle Frankreichs immer wieder Menschen zu und irgendwann wieder aus und es geschehen die unterschiedlichsten Dinge: Jean Perdu und seine eigentümliche Mannschaft retten Leben, tanzen Tango, begegnen dem Tod, finden das Leben, kommen einem literarischen Geheimnis auf die Spur und suchen nach sich selbst (bzw. nach dem Teil in ihrem Inneren, der verloren gegangen ist).

Dabei ist diese Reise, die Jean Perdu macht, eine wunderschöne Metapher für den Heilungsprozess, den er durchmacht und der auch noch nicht ganz endet, als er an seinem Ziel, der Provence, schließlich ankommt.

SCHREIBSTIL UND SPRACHE

Ich muss wirklich sagen, dass ich selten einen schöneren, poetischeren und bildgewaltigeren Schreibstil als den von Nina George gelesen habe. Im Laufe dieses Buches hat es die Autorin wirklich geschafft, mich mit ihrer feinsinnigen Sprache, ihren Beobachtungen und ihren traumhaften Formulierungen wirklich zu verzaubern und aus den Socken zu hauen. Dabei erschafft Nina George so dermaßen greifbare Bilder, dass ihre Beschreibungen oft erscheinen, als wären diese plastischer als die Realität. Allein ihr unfassbar schöner, zauberhafter Schreibstil wäre Grund genug, dieses Buch zu lesen, wie ich fand. Obwohl ich persönlich die Provence irgendwie nie als mögliches Urlaubsziel so wirklich auf dem Schirm hatte (keine Ahnung, warum), muss ich gestehen, dass ich allein aufgrund Nina Georges Schreibstil am liebsten sofort die Koffer packen und mich auf den Weg in die Provence machen würde. Vielleicht ja im nächsten Jahr, wer weiß?! 🙂

PROTAGONIST UND FIGUREN

Ich finde, dass Nina George sehr liebenswerte Charaktere erschaffen kann. Zumindest bei den männlichen Figuren ist es ihr wirklich gelungen, dass ich so gut wie alle männlichen Figuren unheimlich sympathisch fand und diese schnell ins Herz geschlossen habe. Besonders die Männerfreundschaft zwischen Jean Perdu, Max Jordan und dem italienischen Tausendsassa namens Cuneo fand ich unheimlich gelungen und herzerwärmend. Leider ging es mir bei den weiblichen Charakteren an dieser Stelle nicht so. Doch dazu erzähle ich gleich noch mehr.

Ich habe ja schon kurz erwähnt, dass Jean Perdus Reise wie eine Art Metapher für seinen Heilungsprozess verstanden werden kann. Dabei finde ich, dass Nina George diesen Heilungsprozess, in dem Jean Perdu langsam zurück ins Leben findet und wieder ganz neu lernt, das Leben wahrzunehmen und zu genießen, ziemlich realistisch gestaltet. Denn ich finde, dass es in vielen Geschichten oft so dargestellt wird, als sei ein Trauerprozess oder eine Depression oder dergleichen etwas, das durch einen linearen Heilungsprozess wieder vergeht und hinter sich gelassen wird. Aber in der Realität ist das nicht der Fall. In der Realität sehen solche Heilungsprozesse eher aus wie Sinuskurven (oder Kurven allgemein), in denen es mal bessere Tage gibt und mal schlechtere. Da folgen auf Momente, in denen man wieder Hoffnung auf Besserung schöpft, wieder Momente, in denen alles schlimmer als je zuvor erscheint und man meint, man würde nur Rückschritte machen. Und oft merkt man am Ende erst aus der Rückschau heraus, dass im Optimalfall doch die positiven Momente langsam aber sicher immer mehr geworden sind. Und so ist es auch bei Jean Perdu: Wir begleiten ihn wirklich auf seinem gesamten Weg, als er sein Leben betrauert, das er ohne Manon führen musste und muss. Dabei schöpft er Hoffnung und erlebt schöne Momente – aber er erlebt auch Rückschläge, aus denen er sich immer wieder tapfer herauskämpft. Diesen Prozess zu beschreiben ist Nina George wirklich auf großartige Art und Weise gelungen

KRITIK

Obwohl mir das Buch größtenteils wirklich sehr gut gefallen hat, gibt es leider auch einige Punkte, die ich nicht mochte und gerne noch ansprechen würde (By the way: Ich habe auf Youtube im Nachgang zu meiner Lektüre noch einige Interviews mit Nina George gesehen und finde sie wirklich unheimlich sympathisch. Daher fällt es mir umso schwerer, hier nun Kritik zu üben. Aber wat mutt, dat mutt, wie man ja so schön sagt 😉 )

Zunächst muss ich sagen, dass es (insbesondere in der ersten Buchhälfte) einige Szenen gab, die ich irgendwie total unrealistisch, wenn nicht sogar surreal fand. Um ein Beispiel zu geben: Jean, Max und Cuneo schippern die Kanäle entlang und wollen eine Familie besuchen, mit der Cuneo befreundet ist. Sie betreten den Garten der Familie vom Fluss aus (sozusagen von hinten und eben nicht durch den Haupteingang) und überraschen die befreundete Familie sozusagen. Dort sehen sie im Garten die dreißigjährige Tochter der Familie, die leider an Brustkrebs leidet und vor einer Staffelei steht und eine Person malt. Dabei ist sie (aus welchem Grunde auch immer) splitterfasernackt. Ihre Eltern kommen in den Garten (ohne sich über die Nacktheit ihrer dreißigjährigen Tochter auch nur zu wundern) und laden Cuneo und seine Begleiter zum Abendessen ein. Während Cuneo mit den Gastgebern in der Küche verschwindet und das Abendessen mit diesen zubereitet, setzt sich Jean Perdu unter einen Baum und beobachtet den Garten. Der junge Autor Max spielt unterdessen für die nackte Tochter im Garten Klavier (auch die Frage: Was macht ein Klavier im Garten? Aber egal.), bis diese irgendwann anfangen, herumzuknutschen und dann im Zimmer der Tochter verschwinden um sich dort zu vergnügen. All dies passiert und ist schon erledigt, bis wenig später dann das Abendessen aufgetischt wird und alle einträchtig miteinander essen (und niemand wundert sich über irgendwas!). Natürlich handelt es sich hierbei um Literatur und somit eine erdachte Szene. Aber nichtsdestotrotz fand ich den gesamten Ablauf dieses späten Nachmittags/ frühen Abends SO merkwürdig und surreal (wenn man sich das mal ganz praktisch versucht, vorzustellen), dass ich nur den Kopf schütteln konnte, da ich leider nicht verstehen konnte, was das alles sollte. Szenen wie diese hätten (zumindest in der ersten Hälfte) fast dafür gesorgt, dass ich das Buch weggelegt hätte. Ich nehme an, dass ich dazu vielleicht einfach zu sehr „mainstream“ und zu wenig typische „Feuilleton-Leserin“ bin – wer weiß. 🙂 Zum Glück habe ich jedenfalls aber durchgehalten und das Buch bis zu Ende gelesen, wo es mir dann zunehmend immer besser gefiel.

Ein weiterer Aspekt, den ich gerne ansprechen möchte, ist die Tatsache, dass ich die wichtigste weibliche Figur, nämlich Jean Perdus verlorene, große Liebe Manon, leider absolut nicht mochte. Und Leute, es tut mir leid, aber ich befürchte, dass ich mir hier nun im Rahmen einer kleinen Schimpftirade Luft machen muss (sorry dafür! 😉 ): Manon wird beschrieben als eine ungestüme, unangepasste, leidenschaftliche und naturverbundene junge Frau, die schier endlos lebenshungrig und wie eine Naturgewalt zu sein scheint. Dabei kann sie manchmal ziemlich melodramatisch werden. Nichtsdestotrotz verliebt sich Jean Perdu zwanzig Jahre vor dem Beginn dieser Geschichte rettungslos in die Provenzalin Manon mit ihrem unangepassten Lebenshunger und ihrer fast animalischen Art, zu lieben.

Jedoch sieht sich Manon außerstande, nur einen einzigen Mann zu lieben. Obwohl sie daheim, in der Provence bereits mit Luc verlobt ist, lernt sie Jean auf einer Reise nach Paris kennen und beginnt ganz bewusst eine Affäre mit ihm. Überhaupt scheint die Reise nach Paris für sie auch bewusst unter anderem stattzufinden, weil sie männertechnisch trotz ihrer Verlobung noch mehr erleben möchte und ihr Zukünftiger Luc scheint dies auch genau zu wissen. Die Antwort auf die Frage, wie Jean und Luc zu Manons Art zu lieben stehen, ist hier nicht ganz einfach zu beantworten (und dazu komme ich gleich noch). Denn: Obwohl Jean nur schwer damit zurecht zu kommen scheint, immer nur der „Affärenmann“ an Manons Seite zu sein und sie teilen zu müssen, akzeptiert er ihren Wunsch, Luc (oder auch andere Männer?) zu lieben. Luc scheint dies auch zu akzeptieren, obwohl auch er nicht immer gut damit umgehen kann. Die emotionalen Zweifel ihrer Männer scheinen Manon aber nicht davon abzubringen, ihr Ding durchzuziehen. Und genau hier kommen wir an den Punkt, der mich so sehr an Manon gestört hat: Während Manon für Jean (und wohl auch für Luc) die einzig große, wahre Liebe, die Luft zum Atmen und der Ursprung all ihres Lebenswillens ist, scheinen Manon ihre Männer nicht gleichermaßen wichtig zu sein. Auch, wenn sie ihre Gefühle beispielsweise Jean gegenüber auch als „große Liebe“ bezeichnet, wirkt es auf mich doch viel eher, als würde sie einfach nur ihre Bedürfnisse an ihm befriedigen. Generell kam bei mir eher der Eindruck auf, als „konsumiere“ Manon ihre beiden Männer (und vor allem Jean) eher, als dass sie sie lieben würde. Und egal, wie sehr sich Nina George auch bemüht hat, mir als Leserin zu verdeutlichen, dass Manon einfach nur unkonventionell und dennoch tiefgründig liebt, konnte ich ihr dies einfach nicht abkaufen. Denn: Manon sieht immer in erster Linie IHRE Bedürfnisse und vor allem das, was SIE gerade will. Und auch, wenn Manon in ihrem Reisetagebuch zwar darüber reflektiert, dass sie sich selbst Vorwürfe darüber macht, dass sie es einfach nicht schafft „bescheiden“ zu sein, wie sie es ausdrückt, lässt sie diesen kritischen Selbstreflexionen aber keine Taten folgen. Und obwohl sie sowohl Jean als auch Luc damit in eine emotional schwierige Lage bringt, beharrt sie dennoch auf ihrem Bedürfnis, unbedingt beide zu wollen.

An dieser Stelle möchte ich unbedingt sagen, dass es mir bei meiner Kritik nicht um den moralischen Zeigefinger vonwegen „Sowas tut doch eine Frau nicht, pfui!“ geht. Überhaupt nicht. Von mir aus sollte jeder Mensch (egal ob Frau oder Mann) so leben dürfen, wie sie oder er es für richtig hält. Allerdings sollte man mit dieser Art zu leben und zu lieben niemand anderen verletzen oder in emotional schwierige Lagen bringen. Auch die Tatsache, dass Nina George mit ihrer Figur Manon an grundsätzlichen Erwartungshaltungen an die gesellschaftliche Rolle der Frau rüttelt und den Leser dazu zwingt, diese kognitive Dissonanz auszuhalten, ist für mich überhaupt nicht das Problem. Mein Problem ist viel eher Manons Rücksichtslosigkeit, die sie für mich manchmal eher wie ein erwachsenes Kind wirken lässt, denn wie die erwachsene und achso-tiefgründige und einfach nur „unbescheidene“ und lebenshungrige Frau, als die sie wohl eigentlich gemeint war. Denn obwohl sie entweder genau weiß (oder auch spürt), dass ihre beiden Männer emotionale Schwierigkeiten damit haben und sie dennoch aus Liebe gewähren lassen, zieht sie ihr Ding durch, komme, was da wolle. Zudem ging mir ihre zeitweilige Melodramatik und manipulative Art manchmal tierisch auf den Geist. Als sie von einer Begebenheit berichtet, als Jean es einfach nicht hinbekommt, emotional und leidenschaftlich mit ihr Tango zu tanzen, notiert sie in ihr Tagebuch: „Meine Verzweiflung war grenzenlos – Wenn ich mit ihm nicht tanzen konnte – was dann?“ Und als ich das gelesen habe, wollte ich das Buch am liebsten an die Wand klatschen. Denn: Jean ist ein emotional zugewandter, gefühlvoller Mann, der Manon sein Herz uneingeschränkt zu Füßen legt und sie hingebungsvoll liebt und alles für sie tun würde. Aber wenn er sich mal erlaubt, sich beim Tanzen nicht in emotional-leidenschaftlicher Manier den Tangorhythmen hinzugeben und sich eher seinem etas schüchtern-verkopften Naturell gemäß verhält, dann zweifelt Manon sofort alles an, was die Beziehung der beiden angeht. Sie scheint gar nicht zu schätzen, was für ein großartiger Mensch Jean ist – für sie zählt eher, welche tiefgreifenden Momente und Grenzerfahrungen sie mit ihm erleben und wie sie ihr Bedürfnis nach Leidenschaft erfüllen kann. Jeans Bedürfnisse sind hier bestenfalls nur untergeordnet. An dieser Stelle des Buches war ich so wütend auf Manon (und irgendwie auch darauf, wie sich diese ganze Szene aufgelöst hat, da Manon Jean nur lange genug bearbeitet, bis er so emotional tanzt, wie sie es von Anfang an haben wollte. Was mich hier stört: Irgendwie ist das ganze Buch immer darauf ausgelegt, alles, was Manon tut -egal, wie fragwürdig oder manipulativ es vielleicht auch sein mag- so aufzulösen, dass Manon irgendwie positiv dasteht und halt einfach nur als leidenschaftliche Naturgewalt gesehen werden soll. Die Tangoszene wurde aufgelöst, als hätte Manon ihren Geliebten Jean von seinen verkopften Schüchternheitsfesseln und seiner ablehnenswerten Überangepasstheit befreit und ihm die leidenschaftliche Welt des Tangos eröffnet. Auf mich wirkte das aber viel eher so, als hätte er einmal eben nicht ihrer Vorstellung entsprochen und dann traktiert sie ihn einfach so lange, bis er (ergeben wie er ihr nunmal ist) alles tut, was sie will, nur, damit sie ihn weiterhin „liebt“. Diese Betrachtung mag wirklich nur an meiner Lesart liegen und andere Menschen mögen diese Szene ganz anders bewerten. Mich hat diese Szene leider einfach nur wütend gemacht.

Ich könnte noch viele weitere Beispiele nennen, bei denen ich wieder und wieder gemerkt habe, dass Manon als Charakter der Geschichte nicht für mich passt. Da aber sicher niemand diese unendlich langen Schimpftiraden lesen mag, belasse ich es einfach mal hierbei.

Vielleicht fragt ihr euch nun: Kann man das Buch auch dann in seiner Gesamtheit mögen, wenn man mit Manon als Dreh- und Angelpunkt der Geschichte nichts anfangen kann? Ja. Absolut.

FAZIT

Im Großen und Ganzen hat mir „Das Lavendelzimmer“ von Nina George recht gut gefallen. Besonders Nina Georges wunderschöner, poetischer, bildgewaltiger Schreibstil und ihr besonderes Talent für Beschreibungen sind alleine schon Grund genug, den Hut vor ihr zu ziehen. Insbesondere ihre einmalige, wunderschöne Sprache scheint für mich auch ein ganz wesentlicher Grund dafür zu sein, dass dieses Buch so durch die Decke gegangen ist. Auch mit Jean Perdu, dem Protagonisten, lebt das Buch von einem unfassbar sympathischen Charakter, den man einfach ins Herz schließen muss. Während des gesamten Buches flicht Nina George auch immer wieder unheimlich schöne Metaphern ein, die sie vor der großartigen und beeindruckenden Kulisse der Provence erstehen lässt. Auch die zahlreichen Momente emotionaler Tiefe (ganz besonders am Ende der Geschichte), konnten mich berühren und haben mich echt erreicht. Und auch, wenn ich mir wirklich vorstellen könnte, dass man das Buch insgesamt besser finden wird, wenn man auch einen Zugang zur Figur von Manon findet, kann man es auch dann wirklich sehr mögen, wenn dies nicht der Fall ist.

Falls ihr Lust auf einen sprachlich unfassbar schön geschriebenen Roman bekommen habt, der euch in die Provence entführen und euch dabei so gefangen nehmen wird, als wäret ihr wirklich dort und ihr auch Lust auf vielschichtige Charaktere habt, dann sei euch „Das Lavendelzimmer“ von Nina George empfohlen.

So ihr Lieben, das war es auch schon wieder mit meinem Lesemonat August. Ich hoffe sehr, dass ihr ein bisschen Spaß beim Lesen hattet und vielleicht war ja wieder Lese-Inspiration für euch dabei.

Und vielleicht kennt ihr eines oder mehrere der Bücher ja schon. Wenn ja, wie fandet ihr sie? Ich bin sehr gespannt, eure Meinungen in den Kommentaren zu lesen. 🙂

Und wenn ihr Lust habt, dann lade ich euch auch sehr herzlich dazu ein, mal in meinen Podcast „Seitengeraschel“ reinzuhören. Ihr findet ihn auf Spotify, iTunes, Podimo und überall, wo es Podcasts gibt. 🙂

Bis bald und alles Liebe,

Christina

Lesemonat Juli 2020

Hallo und herzlich willkommen zu meinem Lesemonat Juli 2020. Ich freue mich riesig, dass ihr wieder hier vorbeischaut. Nach einem sehr intensiven Lesemonat Juli, in dem ich vier Bücher geschafft habe, berichte ich euch nun über meine Leseflaute und darüber, was mich wieder aus dieser Flaute rausgeholt hat und vieles mehr. Ich wünsch euch viel Spaß! 🙂

„DAS KASTILISCHE ERBE“ von Ulrike Schweikert

Cover „Das Kastilische Erbe“ von Ulrike Schweikert

Ich hatte ja im Lesemonat für den Juni schon erzählt, dass ich (unter anderem wegen eines Buches) in eine handfeste Leseflaute gestürzt bin. Und nunja, ich mag es ja eigentlich nicht sagen, aber dieses Buch hier war dafür verantwortlich. Was ich über diesen historischen Roman denke, was mir daran gefallen hat und was nicht so, möchte ich euch nicht vorenthalten. Doch zunächst mehr zum Inhalt:

Die Münchner Journalistin Isaura wird Nacht für Nacht von Albträumen gequält. Immer und immer wieder findet sie sich in einem dunklen Raum wieder, in der sie eine altertümlich und ganz in schwarz gekleidete Frau sieht, die unendlich traurig und in kompletter Hoffnungslosigkeit versunken zu sein scheint. Immer wieder muss Isaura diese intensiven Gefühle der Einsamkeit und Machtlosigkeit und des Ausgeliefertseins in diesen Träumen erleben. Doch eine Erklärung für diese immer wiederkehrenden Träume kann sie nicht finden.

Eines Tages wird sie auf ein Buch in einem Münchner Antiquariat aufmerksam, das schon viele Jahrhunderte alt zu sein und aus Spanien zu stammen scheint und eine magische Anziehung auf sie ausübt. Es ist eine Erzählung, die von einer Frau namens „La Caminata“ erzählt worden ist und die Geschichte der Thronbesteigung von Isabel von Kastilien erzählt. Aus irgendeinem Grund, den Isaura nicht näher fassen kann, fühlt sie sich unheimlich zu dieser Geschichte und seiner Autorin „La Caminata“ hingezogen.

Eine gewisse Zeit später erhält Isaura eine unerwartete Nachricht von einem Anwalt, der ihr schreibt, ihre unbekannte Großtante Carmen sei verstorben und habe Isaura ein kleines Häuschen im spanischen Örtchen Tordesillas hinterlassen. Obwohl Isaura gar nichts von einer spanischen Großtante wusste, beschließt sie spontan, nach Spanien zu fliegen und einen Termin bei dem Anwalt machen. Das Haus und das Erbe existieren und Isaura wird plötzlich mit einem Teil ihres Lebens und ihrer Familie konfrontiert, von dem sie nie etwas ahnte. Dabei merkt sie, dass sie sich selbst auch nicht so gut kennt, wie sie immer glaubte. Und während sie immer tiefer in die Geschichte um „La Caminata“ und ihre eigene Lebensgeschichte und die ihrer Großtante eintaucht, kommt Isaura auch langsam der traurigen Frau aus ihren Albträumen auf die Spur.

Parallel zu Isauras Geschichte wird dabei noch eine zweite erzählt. Und zwar handelt es sich dabei um die Lebensgeschichte der jungen Jimena, die im 15. Jahrhundert am Hofe der spanischen Infantin Isabel von Kastilien lebt. Jimena ist Hofdame und die treue Begleiterin und Vertraute Isabels. Und dies nicht nur deshalb, weil Jimena eine außergewöhnliche Gabe besitzt: Sie empfängt immer wieder Visionen und sieht mögliche Versionen der Zukunft und vermag allein durch die Kraft ihrer Gedanken unglaubliche Dinge zu tun, die ihr manchmal Angst machen. Hier begleiten wir Jimena, wie sie Isabel auf dem Weg zu ihrer Thronbesteigung beisteht und dabei viele Hindernisse überwinden muss.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber als ich die Inhaltsangabe dieses Buches gelesen habe, war ich sooo gespannt und wirklich Feuer und Flamme. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass bei einer solch interessanten Geschichte irgendwas schiefgehen könnte. Und doch sollte ich mich da ganz schön getäuscht haben. Leider war das Buch nicht wirklich mein Fall und leider mein erster richtiger Flop in diesem Jahr.

Zunächst muss ich sagen, dass das Buch an sich keineswegs schlecht geschrieben war. Ich glaube eher, dass es bei mir einfach nur nicht „funktioniert“ hat. Die Geschichte, die in der Gegenwart bei Isaura in München und Tordesillas spielte, war für mich persönlich leider ziemlich langatmig und teilweise unglaubwürdig und klischeehaft geschrieben. An viele Stellen konnte ich Isauras Gefühle und Verhaltensweisen überhaupt nicht nachvollziehen. Als sie selbst irgendwann beginnt, merkwürdige Visionen und Zusammenbrüche zu erleiden, haben ihre Gedanken und Reaktionen dazu irgendwie überhaupt nicht gepasst, wie ich fand. Zudem fand ich die Charaktere in der Gegenwart fast alle extrem klischee- und schablonenhaft gezeichnet. Auch die Situation um Isauras Ehemann und ihre Eheprobleme fand ich eher wie aus einem schlechten Film. Daher habe ich mich an vielen Stellen, die in der Gegenwart spielten dabei eratppt, wie ich immer mal wieder vorblätterte um zu schauen, wie lange diese Kapitel denn noch dauern würden.

Im zweiten (und viel ausführlicheren) Erzählstrang, der bei der Hofdame Jimena im 15. Jahrhundert spielt, war ich etwas lieber unterwegs. Ich interessiere mich schon seit vielen Jahren sehr für Spanien, die Sprache und seine Geschichte. Daher fand ich es grundsätzlich sehr interessant, etwas über die spätere Königin Isabel (die auch die „Katholische“ genannt wird und Christoph Kolumbus auf seiner Fahrt nach Amerika finanziell unterstützt hat, vielleicht zur kurzen Einordnung) von Spanien zu erfahren. Jedoch muss ich sagen, dass ich beim Lesen von den Visionen und der Gabe um Jimena doch irgendwann sehr genervt war. Für mich wäre diese Geschichte auch großartig ohne magische Komponenten ausgekommen, zumal ich diese auch nicht wirklich glaubhaft erzählt fand.

Was mich irgendwie verwundert hat, war, dass ich, obwohl sich Ulrike Schweikert sehr um eine an das 15. Jahrhundert angepasste Sprache bemüht hat, nie das Gefühl hatte, im 15. Jahrhundert zu sein. Das Gefühl, am Ende des Mittelalters in Spanien zu sein, hat mich leider irgendwie nie erreicht. Das fand ich sehr schade. Und obwohl Ulrike Schweikert auch viel recherchiert hat (das merkt man wirklich!), konnte mich auch der Erzählstrang um Jimena nicht fesseln oder überzeugen. Vielleicht lag es daran, dass mir an historischen Romanen vor allem gefällt, wenn die Autoren viele Details einbringen, die im Alltagsleben früher typisch waren und uns heute richtiggehend unglaublich vorkommen. Doch solche Details konnte ich in diesem Buch leider nur sehr wenige finden (oder sie waren doch öfter vorhanden, nur ich habe sie nicht als solche wahrgenommen, was natürlich auch immer sein kann).

Alles in allem hat sich das Buch für mich leider wie Kaugummi gezogen und mir nur wenig Freude gemacht. Das fand ich wirklich unheimlich schade. Am Ende des ersten Teils dieser „Caminata“-Dilogie wird außerdem klar, um wen es sich wahrscheinlich bei der Frau aus Isauras Albträumen handelt. Jedoch muss dafür erst der zweite Teil der „Caminata“-Reihe gelesen werden. Da ich mit dem ersten Teil so sehr zu kämpfen hatte, werde ich mir den zweiten allerdings nicht mehr holen.

Als Fazit möchte ich sagen, dass das Buch „Das kastilische Erbe“ auf keinen Fall schlecht ist. Das ist ein Buch sowieso nie per se. Es hat mir ganz persönlich nur einfach nicht gefallen, da es mich einfach nicht erreicht hat und ich viele Aspekte der Geschichte einfach zu klischeehaft fand.

Das Buch ist bei Blanvalet erschienen und hat 597 Seiten.

„Marina“ von Carlos Ruiz Zafón

Cover „Marina“ von Carlos Ruiz Zafón

Nachdem der großartige, spanische Schriftsteller und Geschichtenerzähler Carlos Ruiz Zafón im Juni leider verstorben ist, habe ich auf Instagram mitbekommen, dass ein spanischsprachiger Leseclub ihm zu Ehren eines seiner Bücher lesen möchte. Da ich diese kleine Hommage an diesen wunderbaren Autor eine tolle Idee fand und ich das Buch schon seit Ewigkeiten auf meinem Stapel ungelesener Bücher zu liegen hatte, habe ich mich sehr gerne angeschlossen. Da ich das Buch auf spanisch gelesen habe, habe ich etwas länger dafür gebraucht, da ich zunächst etwas eingerostet war. Mit der Zeit ging es aber immer besser. Ich finde aber auch die deutschen Übersetzungen von Zafóns Büchern auch immer sehr gelungen, da ich auch schon auf deutsch etwas von ihm gelesen habe. Zum Inhalt von „Marina“:

Der Teenager Óscar Drai lebt im Barcelona Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger Jahre. Dies sind die Jahre, in denen die Franco-Diktatur gerade zu Ende gegangen ist und sich das Land in der Transitionsphase zur Demokratie hinentwickelt.

Óscar lebt in einem Internat in Barcelona und ist manchmal ziemlich einsam und allein. Er liebt es aber, in Barcelona und seinen verwunschenen, versteckten und teilweise morbiden Gassen umherzustreifen und dabei die Zeit zu vergessen. Bei einem seiner Streifzüge wird er magisch von einem alten Haus angezogen, in dem das junge Mädchen Marina mit ihrem Vater Germán wohnt. Das Besondere dabei ist, dass Marina und Ihr Vater dabei leben, als kämen sie aus einem vergangenen Jahrhundert. Denn sie haben weder Strom, noch sonst irgendwelche modernen Geräte in ihrem Haus. Germán ist Maler und scheint auf unvergleichliche Weise das Licht in seinen Bildern einfangen zu können. Seine Tochter Marina freundet sich schnell mit Óscar an und bald gehört er fast schon zur Familie. Auf einem gemeinsamen Streifzug durch Barcelona mit Marina, verschlägt es die beiden auf einen dunklen Friedhof, wo sie eine rätselhafte, ganz in schwarz gekleidete und verschleierte Frau beobachten, die aus einer altertümlichen Kutsche aussteigt. Die Spur dieser Frau führt Óscar und Marina tief in die Vergangenheit Barcelonas und zu einer Geschichte, die mir unheimliche Gänsehaut verursacht hat. Als die beiden in einem düsteren und verlassenen Glasgebäude die marionettenartigen und äußerst lebendigen Hinterlassenschaften eines vermutlich Wahnsinnigen finden, entfesseln Óscar und Marina eine düstere und zutiefst gefährliche Geschichte aus Barcelonas Vergangenheit, für die bis zum heutigen Tag immer noch Menschen bezahlen müssen. Und bald gibt es kein Entrinnen mehr für Marina und Óscar.

Mehr möchte ich zum Inhalt gar nicht erzählen, da ich euch auf keinen Fall spoilern möchte. Ich muss sagen, dass ich diese Geschichte (so wie alle Bücher von Carlos Ruiz Zafón) liebe! Er hat eine so unglaubliche Bildsprache und ein unfassbares Talent, mit seiner bildgewaltigen und emotionalen Sprache nicht nur zutiefst liebenswerte und athentische Charaktere zu erschaffen: Er lässt auch ein Barcelona vor unseren Augen erstehen, wie wir es noch nie erlebt haben: Wir bewegen uns mit Óscar und Marina in einer dunklen Welt, die dem Verfall begriffen ist, aus einer anderen Zeit zu stammen scheint und so voller Zauber steckt, dass man kaum noch Luft bekommt. Allein diese Kulisse, die Magie und ganz tiefgründige Emotion atmet, wäre schon Grund genug, seine Bücher zu lesen.

Außerdem erzählt Zafón seine Geschichten immer sehr raffiniert (und so tut er es auch hier im Falle von „Marina“). So verwebt er Gegenwart und Vergangenheit, verschiedene Orte, Menschen und Augenblicke und fügt zu seinem ganz eigenen Zauber auch eine großzügige Portion Horrorelemente zu. All dies macht diese Geschichte zu einem wirklich opulenten Leseerlebnis, das so voller Bilder und Atmosphäre, aber auch voller Gänsehaut und Entsetzen strotzte, dass es einfach nur eine Freude war. Am Ende des Buches geschieht zudem auch noch etwas, dass man nicht kommen sieht und das mir wirklich das Herz gebrochen hat. Denn neben gruseligen und atemberaubenden Szenen schafft Zafón es auch, dass der Leser eine zutiefst emotionale Bindung zu Óscar, Marina, Germán und all den Figuren des Buches aufbaut. Man fühlt, leidet und freut sich mit den Protagonisten und da war dann auch das Ende wirklich herzzerreißend für mich – wenn es aber doch auch irgendwie ein versöhnliches Ende war.

Ihr merkt es schon: Für dieses wunderbare Buch kann ich euch nur eine ganz große Leseempfehlung aussprechen. Und ich muss sagen, dass ich immer noch irgendwie ein bisschen traurig bin, dass uns der große Carlos Ruiz Zafón nun keine Geschichten mehr erzählen kann. Zum Glück wird er aber durch die spannenden Spaziergänge durch Barcelona und die zutiefst liebenswerten Figuren, die er uns Lesern geschenkt hat, unvergessen bleiben. Und irgendwie finde ich den Gedanken unheimlich schön, mir vorzustellen, dass er gerade durch das Barcelona seiner Bücher spaziert und vielleicht seine Bücher in der berühmtesten Buchhandlung Barcelonas, bei Semepere e Hijos in der Calle Santa Ana, in der Auslage stehen sieht.

Das Buch ist bei Fischer erschienen und hat 349 Seiten.

„Die ewige Prinzessin“ von Philippa Gregory

Cover „Die ewige Prinzessin“ von Philippa Gregory

Nachdem mein Erlebnis mit dem ersten historischen Roman, den ich gelesen hatte, ja leider so ein Reinfall war (ihr erinnert euch an „Das Kastilische Erbe“), hatte ich im Juli aber trotzdem immer noch unheimlich Lust auf einen guten historischen Roman. Dabei steckte ich immer noch in meiner Leseflaute und musste irgendetwas finden, was mich da wieder rausziehen könnte. Und dieses Buch habe ich gefunden. Und zwar: „Die ewige Prinzessin“ von Philippa Gregory.

Auf dieses Buch bin ich durch die liebe Padi von Whatpadiloves gestoßen, die ja der allergrößte Fan von Philippa Gregory ist. Und da ich selbst noch nichts von der Autorin gelesen hatte, wollte ich doch dann unbedingt mal in ein Buch von ihr reinschauen. Daher habe ich mir den (zumindest aus chronologischer Sicht) ersten Teil ihrer Tudor-Reihe gekauft.

In dem historischen Roman geht es um Katharina von Aragón, die später die erste Frau von König Heinrich dem VIII. von England werden wird (die übrigens die Tochter von Isabel der Katholischen ist, um die es im „Kastilischen Erbe“ ging, mal so als kleiner Fun-Fact am Rande). Zu Beginn des historischen Romans wird Katharina als Vierzehnjährige im Jahr 1501 aus den exotischen, sonnenverwöhnten und luxuriösen Mauern der spanischen Alhambra nach England an den Hof der Tudors geschickt. Dort soll sie Arthur, den Prinzen von Wales, heiraten, der eines Tages seinem Vater König Heinrich VII. auf den Thron folgen soll. Mit ihren 14 Jahren ist Katharina (oder Catalina, wie sie im Spanischen eigentlich heißt) für die Hochzeit mit Arthur bestens vorbereitet, denn sie ist ihm bereits seit ihrer Kindheit versprochen und sieht es als ihre heilige Pflicht und Mission an, eines Tages als Königin von England das Werk ihrer Eltern fortzusetzen und England, sowie die ganze westliche Welt, vor den Mauren zu verteidigen.

Während es zunächst trotz allem gar nicht so einfach für sie ist, sich in England einzuleben, wo alles so anders ist, als in ihrer sonnigen Heimat Spanien, wird Catalina aber mit Arthur verheiratet, mit dem sie nach einigen Startschwierigkeiten aber dann eine glückliche, junge Ehe führt. Doch dann trifft Catalina ein sehr heftiger Schicksalsschlag, den niemand hat kommen sehen und der sie zutiefst erschüttert und aus der Bahn wirft: Ihr geliebter Ehemann Arthur stirbt von heute auf morgen an einer Krankheit. Und nun stellt sich die Frage, wie es Katharina nun schaffen soll, doch noch ihre heilige Mission zu erfüllen, um Königin von Engalnd zu werden und Europa vor den Mauren zu verteidigen.

Ich kann euch schonmal sagen, dass ich mir dieses Buch unfassbar gut gefallen hat. Und tatsächlich hätte es wahrscheinlich kaum ein tolleres Buch geben können, um mich aus meiner Leseflaute wieder zu befreien. Denn Philippa Gregory ist nicht nur eine großartig informierte Historikerin: Sie ist auch eine Autorin, die mit ihrer bildgewaltigen Sprache eine solche Wucht und so einen Zauber entfalten kann, wie ich es noch bei keinem historischen Roman je erlebt habe. Denn sie nimmt uns nicht nur mit an den englischen Tudor-Hof, mit all seinen Besonderheiten und historisch unfassbaren Details, sondern sie führt uns auch nach Spanien. Denn auch Katharinas Wurzeln, die hinter den exotischen Mauern des ehemals arabischen Palasts der Alhambra liegen, zeigt Philippa Gregory ganz eindrücklich auf. Denn man versteht Katharina erst dann, wenn man ihre Herkunft und ihre Kindheit kennt: Als furchtlose Tochter eines kriegserprobten Königspaars, das ganz Spanien unter sich vereint und die Mauren vertrieben hat, fühlt sie sich als ein Lieblingskind Gottes, das gewissermaßen die Pflicht auferlegt bekommen hat, für das Christentum in England zu regieren und zu streiten. Und dabei kommt auch die atemberaubend schöne, exotische Kulisse des maurischen Palasts hinzu, die einen sofort davonträgt und einfängt. Besonders gelungen finde ich, dass Philippa Gregory auch die kulturellen Unterschiede zwischen Spanien und England aufzeigt und deutlich macht, dass es auch damals schon so etwas wie Kulturschocks gab. In einigen historischen Romanen wird meiner Meinung nach oft dieser Aspekt des Fremdseins in einem neuen Land komplett ignoriert, da es früher unter Königshäusern ja normal war, in fremde Länder einzuheiraten. Nichtsdestotrotz hatten aber auch die Menschen damals schon Heimweh und Schwierigkeiten, sich in der neuen Heimat zurechtzufinden. Und diese Betrachtung ist Philippa Gregory unfassbar gut gelungen, finde ich.

Außerdem schafft es Philippa Gregory, wirklich eindrückliche Szenen zu beschreiben und emotionale, sehr tiefgehende Beziehungen zwischen den Protagonisten zu schaffen. Durch emotionale und teilweise wirklich epische Situationen, die auch einem gewissen Erzählmuster folgen, fühlt man während des ganzen Buches unglaublich mit Katharina mit. Am Ende des Buches hat man als Leser sogar dieses berührende, epische Gefühl, wirklich den ganzen Weg mit Katharina mitgegangen zu sein und sie durch fast ihr ganzes Leben begleitet zu haben. Dabei wiegen all die Schicksalsschläge, die sie im Laufe der Zeit tragen muss, natürlich umso schwerer.

Auch der Blick ins Innere der Protagonistin hat dem Buch eine unglaubliche Tiefe verliehen. Denn man lernt immer mehr über Katharinas Stolz und ihre Überzeugungen, die ihr wirklich eingebrannt zu sein scheinen: Und zwar, dass es ihr göttliches Schicksal ist, Königin von England zu werden und ihre Pflicht, als solche zu herrschen und den Willen Gottes zu erfüllen. So wird deutlich, dass ihr unbedingter Wille zur Macht nicht unbedingt nur etwas mit Narzissmus und Größenwahn zu tun hat: Es wird deutlich, dass sie wirklich zutiefst daran glaubt, dass es ihr Schicksal und ihre Pflicht ist, an die Macht zu kommen und dass sie sich diesem Schicksal unterordnen und dafür kämpfen muss. Diese Mehrdimensionalität fand ich bei Katharina unglaublich spannend.

Auch Narzissmus ist hier ein gutes Stichwort: Denn auch die (vermutlich) narzisstische Persönlichkeitsstruktur ihres zweiten Ehemanns Heinrich VIII. beschreibt Philippa Gregory auf psychologisch unheimlich glaubhafte Weise. Dabei ist sie nie klischeehaft und man kann sich wirklich vorstellen, dass Heinrich VIII genauso war, wie im Buch beschrieben. Dabei kommt Heinrichs narzisstische Persönlichkeit und sowohl sein, als auch Katharinas manipulativer Kommunikationsstil zwischen den beiden auf furiose und unfassbar realistische Weise zum Tragen. Hier war ich wirklich oftmals unheimlich erstaunt, wie glaubwürdig und gelungen Philippa Gregory dieses Thema erfasst hat.

„Die ewige Prinzessin“ ist für mich wahrscheinlich der beste historische Roman, den ich je gelesen habe. Und wenn ihr jetzt neugierig geworden seid und Lust habt, am königlichen Hof der Tudors mal vorbeizuschauen, dann sei euch „Die ewige Prinzessin“ von Philippa Gregory sehr ans Herz gelegt. Ich werde mir definitiv noch ganz viele Bücher der Autorin zulegen, so viel ist sicher.

Das Buch ist bei Bastei Lübbe erschienen und hat 613 Seiten.

„Kleine Feuer überall“ von Celeste Ng

Cover „Kleine Feuer überall“ von Celeste Ng

An diesem Roman kommt man momentan wirklich kaum vorbei. Sowohl das Buch als auch die Serie mit Reese Witherspoon werden ja zur Zeit gehypt und ist in aller Munde. Da ich die Serie noch nicht gesehen habe, wollte ich unbedingt als erstes das Buch lesen, was ich dann auch diesen Monat getan habe.

Der Roman spielt in dem wohlgeordneten, perfekten (und irgendwie auch ziemlich spießigen) Shaker Heights, einem Vorort von Cleveland, wo man daran glaubt, dass sich alle Probleme durch das Befolgen von Regeln lösen oder gar abwenden lassen. Dabei beginnt das Buch eigentlich am Ende der Geschichte, als die angepasste Lokaljournalistin Elena Richardson mit drei ihrer vier Kinder und ihrem Ehemann vor ihrem brennenden Haus steht. Die Geschichte erzählt dann von all den Ereignissen, die zu diesem Brand geführt haben und beginnt einige Monate zuvor. Zu diesem Zeitpunkt zieht die alleinerziehende Künstlerin Mia Warren mit ihrer fünfzehnjährigen Tochter Pearl in die Nachbarschaft der Familie Richardson (deren Haus dann später brennt). Da Pearl mit den Teenager-Kindern der Richardson-Familie im gleichen Alter ist, lernen diese sich in der Schule kennen und freunden sich an. Und schnell merkt man, wie eine fast unwiderstehliche Anziehung zwischen beiden Familien entsteht, die aber unterschiedlicher nicht sein könnten: Während Elena Richardson und ihr Mann, der als Anwalt in Shaker Heights arbeitet, alles dafür tun, um sich den zahlreichen Regeln und Konventionen anzupassen, an die man sich als guter Bürger in Shaker Heights halten muss (dort wird sogar geregelt, in welchem Farbton man sein Haus streichen und wo man seine Mülltonnen lagern darf, um das harmonische Stadtbild nicht zu stören), sind aber die alleinerziehende Künstlerin Mia und ihre Tochter Pearl ganz anders: Bisher haben sie wie die Nomaden gelebt und sind immer von Ort zu Ort gezogen, ohne irgendwo je länger sesshaft zu werden. Dies soll nun aber anders werden, da Mia mit ihrer Tochter in Shaker Heights dauerhaft bleiben möchte. Mia Warren gibt nicht viel auf Regeln: Sie beobachtet am liebsten die Menschen und hat einen Blick für das, was diese in ihrem tiefsten Inneren fühlen, brauchen und vielleicht auch verstecken. Diese Fähigkeit hilft ihr auch bei ihrer Kunst als Fotografin. Nebenher jobbt Mia zudem noch in einem China-Restaurant und arbeitet als Haushaltshilfe bei den Richardsons, um die Miete zahlen und sich noch der Fotografie widmen zu können.

Doch bald wird Shaker Heights durch einen Skandal erschüttert und die Bewohner gespalten und damit auch die Richardsons und die Warrens. Im Zuge dieser Spaltung möchte sich Elena Richardson für das einsetzen, was sie für richtig hält und fängt an, sich gegen Mia zu wenden. Und da beginnen Elenas Nachforschungen in Mias mysteriöser Vergangenheit. Und so werden einige Geheimnisse ans Licht gezerrt, die Mia eigentlich tief in ihrer Vergangenheit begraben und hinter sich lassen wollte.

Währenddessen wird aber auch erzählt, wie Pearl immer mehr Zeit bei den Richardsons verbringt und Izzy, eine Tochter der Richardsons, immer mehr Zeit mit Mia verbringt. Dabei entstehen auch hier einige brisante Geheimnisse, die unbedingt gehütet werden müssen, wenn nicht ganz Shaker Heights davon erfahren und die Familie Richardson damit in Verruf geraten soll.

Soviel zum Inhalt. Ich kann euch sagen, dass dieses Buch dermaßen vielschichtig ist, dass ich dieser großartigen und tiefgründigen Geschichte vermutlich gar nicht gerecht werden könnte, egal wieviel ich dazu schreiben würde. Auch, wenn das Buch zunächst eher langsam und ruhig erzählt daherkommt, entwickelt es im Laufe der Zeit eine wahnsinnige Wucht. Denn es beschwört mysteriöse Geheimnisse und Notlagen herauf, die sich jeder Form der Kontrolle entziehen, die man ja im Örtchen Shaker Heights durch das Befolgen von Regeln um jeden Preis aufrecht erhalten will. Dabei geht es darum, was sich Menschen selbst vormachen und wie sie sich selbst belügen und manchmal unaussprechliche Dinge vor sich selbst rechtfertigen, um dem Leben mit seiner Unvorhersehbarkeit zu trotzen. Da gibt es Menschen, die vor lauter Angst, mit dem unberechenbaren Leben und seinen Konsequenzen konfrontiert zu werden, in Spießigkeit und Engstirnigkeit versinken und dabei irgendwo einen Teil ihrer menschlichen Empathie verlieren. Wenn sich die Menschen in Shaker Heights himmelschreiende Notlagen nicht erklären können und eigentlich einsehen müssten, dass das Leben manchmal einfach ungerecht, willkürlich und unfassbar grausam sein kann, schieben sie lieber die Schuld auf einzelne Menschen und blicken auf diejenigen herab, die scheinbar einfach nur zu schwach sind, um sich an die Regeln einer „guten“ Gesellschaft zu halten.

Genau an diesem Punkt prallen die angepasste Elena Richardson und die unkonventionell denkende Mia Warren aufeinander. Und an diesem Punkt entwickelt sich eine Geschichte voller Tiefgang, die auf unglaublich spannende Art und Weise einige ganz große Fragen aufwirft. Zum Beispiel, was Mutterschaft bedeutet und was eine Mutter zu einer solchen macht. Oder es geht um den Umgang mit Schuld und Fehlern und darum, zu sich selbst zu stehen. Es geht darum, wenn es notwendig ist, mal gegen den Strom zu schwimmen und sich von den Fesseln der Konvention zu befreien. Und es geht darum, wie die im Menschen verankerte Angst vor Kontrollverlust dazu führen kann, dass man aus den Augen verliert, dass jeder Mensch eben auch nur ein Mensch ist. Und wie zerbrechlich diese so entstandene Arroganz sein kann. Denn vor dem Leben ist niemand sicher.

Ich glaube, ihr könnt meine Begeisterung für dieses wundervolle, tiefgründige und großartig erzählte Buch spüren. Da es auch sprachlich sehr angenehm zu lesen ist, kann ich euch hier eine absolute Leseempfehlung aussprechen, wenn ihr eine tiefgründige, streckenweise auch ruhig erzählte Geschichte lesen wollt, die durchaus anspruchsvoll ist und ein paar große Lebensfragen aufwirft.

Das Buch ist im dtv-Verlag erschienen und hat 382 Seiten.

Das war es auch schon wieder mit meinem Lesemonat für den Juli. Ich hoffe sehr, ihr hattet ein bisschen Spaß beim Lesen. Kanntet ihr einige der Bücher vielleicht schon? Wenn ja, wie haben sie euch gefallen? Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir in den Kommentaren von euren Gedanken dazu berichtet, oder wenn ihr Lust habt, auch in meinen Podcast „Seitengeraschel“ reinzuhören, den es überall gibt, wo ihr Podcasts hört. Dann erstmal bis bald und alles Liebe, eure Christina 🙂

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Lesemonat Juni 2020

Hallo ihr Lieben und schön, dass ihr wieder da seid! 🙂

Der Juni ist irgendwie schon wieder verflogen (das liegt wahrscheinlich daran, dass das Semester bei mir wieder langsam dem Ende zu geht – da ist immer so viel zu tun, dass die Zeit nur so rast). Auf jeden Fall war der Juni ein wirklich erstaunlicher Lesemonat für mich – ich bin wahrscheinlich noch nie produktiver in einen Lesemonat gestartet – nur, um dann ab Mitte des Monats in eine totale Leseflaute zu verfallen. Den Grund für die Leseflaute werde ich euch dann aber im Juli näher erläutern. Jetzt erstmal zu den Büchern, die ich geschafft habe diesen Monat zu beenden:

  • „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“ von Thomas Brussig
  • „The Couple Next Door“ von Shari Lapena
  • „Tausend kleine Lügen“ von Liane Moriarty
  • „Wie man die Zeit anhält“ von Matt Haig

„AM KÜRZEREN ENDE DER SONNENALLEE“ von Thomas Brussig

Cover „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“

Auch, wenn dieses Buch schon etwas älter ist, wollte ich es unbedingt mal lesen. Es handelt von Micha Kuppisch, einem Teenager der am kürzeren Ende der Sonnenallee in Ost-Berlin lebt, direkt neben der Mauer. Dabei wird die Geschichte auch aus seiner Sicht erzählt, der gewissermaßen über seine Jugendzeit berichtet. Falls ihr euch jetzt fragt, was es mit diesem „kürzeren Ende der Sonnenallee“ auf sich hat: Die Sonnenallee verläuft in der Geschichte tatsächlich sowohl durch Ost- als auch durch West-Berlin. Dabei gehören sage und schreibe sechzig Meter dieser Allee in den Osten – während der Rest im Westen hinter der Mauer liegt. Dort steht das Haus, in dem Micha mit seiner Familie wohnt.

Die Geschichte beschreibt das Teenagerleben von Micha und seinen Freunden und ihren Träumen, Plänen und Sorgen. Während Michas Kumpel Wuschel beispielsweise halb Ost-Berlin auf den Kopf stellt, um an die neuesten Schallplatten aus dem Westen zu kommen, treiben Micha ganz andere Sorgen um: Er ist in die wunderschöne Miriam verliebt, von der er sogar einen Liebesbrief bekommen hat – leider ist dieser durch ein Missgeschick aber direkt in der Todeszone der Mauer gelandet. Daher muss ein Plan her. Und dies sind nicht die einzigen Beispiele, wie die Jungs im Umfeld der Sonnenallee erfinderisch werden, um sich auf ihre eigene Weise ihre Wünsche im politischen Regime der DDR erfüllen zu können. Dabei gibt es nicht nur zutiefst herzerwärmende, rührende und humorvolle Szenen – so wird auch deutlich, unter welchem Druck die Bevölkerung im Osten zur Zeit der Teilung Deutschlands gestanden hat. So lernen wir Michas Familie kennen, in der zwar jeder sein Bestes gibt, um als mustergültiger Bürger der DDR gelten zu dürfen – auch, wenn es im Innersten dieser Menschen oft ganz anders aussieht und der Gedanke an Flucht und Verzweiflung größer ist, als man je ahnen würde.

Das Buch ist geprägt von einem feinen und warmherzigen Humor, der das DDR-Regime mit einer großartigen Mischung aus humorvollem, leichten Augenzwinkern auf der einen Seite und einer tiefgründigen, manchmal ganz leisen, feinen Kritik auf die Schippe nimmt und ihm dabei auf entwaffnende Weise den Spiegel vorhält. Dabei bleiben zwischen all dem Schmunzeln aber auch jene Momente, die einen berühren und dazu bringen, erstmal tief durchatmen, nicht aus.

Das Buch ist aus meiner Sicht heute wichtiger denn je: Denn es zeigt uns (egal, ob wir damals schon auf der Welt waren oder nicht) auf eindringliche Art auf, wie wichtig und wertvoll Demokratie und der Rechtstaat mit einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung ist. Wir nehmen all das heute als selbstverständlich hin – und doch haben wir es der Demokratie zu verdanken, dass wir mit all den Freiheiten ausgestattet sind, die wir heute genießen dürfen. Dabei ist das Buch eine wertvolle Erinnerung daran, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist und das sie etwas Wertvolles ist, das es zu beschützen gilt.

Ein Abschnitt dieses Buches, der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird, spiegelt auf wunderbare Art und Weise die feinsinnige Nachdenklichkeit dieses Buches wider:

„Wir stürmten in die Zukunft, aber wir waren sowas von gestern. Mein Gott, waren wir komisch, wir haben es nicht mal gemerkt […] Wer wirklich bewahren will, was geschehen ist, der darf sich nicht den Erinnerungen hingeben. Die menschliche Erinnerung ist ein viel zu wohliger Vorgang, um das Vergangene nur festzuhalten; sie ist das Gegenteil von dem, was sie zu sein vorgibt. Denn die Erinnerung kann mehr, viel mehr: Sie vollbringt beharrlich das Wunder, einen Frieden mit der Vergangenheit zu schließen, in dem sich jeder Groll verflüchtigt und der weiche Schleier der Nostalgie über alles legt, was mal scharf und schneidend empfunden wurde. Glückliche Menschen haben ein schlechtes Gedächtnis und reiche Erinnerungen.

Wenn ihr eine heitere und zugleich nachdenkliche und warmherzig erzählte Geschichte aus Zeiten der DDR lesen möchtet, sei euch „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“ sehr ans Herz gelegt – mich hat es bewegt und mir hat es unheimlich gut gefallen.

Das Buch ist im Fischer-Taschenbuch-Verlag erschienen und hat 157 Seiten (das heißt, dass man es auch wirklich ganz entspannt mal an einem Abend durchlesen kann 😉 )

„THE COUPLE NEXT DOOR“ von Shari Lapena

Cover „The Couple Next Door“

Bei dem Thriller „The Couple Next Door“ von Shari Lapena hat mich der Klappentext sofort gefangen genommen. Es geht um das Ehepaar Anne und Marco, die eines Abends bei ihren Nachbarn zu einer Dinnerparty eingeladen sind. Da die Gastgeberin Cynthia einen entspannten Abend unter Erwachsenen ausrichten möchte, entscheiden sich Anne und Marco schweren Herzens dazu, ihre kleine Tochter Cora, die noch im Säuglingsalter ist, zuhause zu lassen. Da sie die ganze Zeit das Babyfon dabei haben, geht das schon in Ordnung, meinen sie. Obwohl die beiden auch alle 30 Minuten abwechselnd voneinander nach der Kleinen sehen, geschieht am Ende des Abends aber das Unfassbare: Als Anne und Marco nach Hause kommen, ist das Kinderbettchen leer und Cora ist spurlos verschwunden. Eine atemlose Suche mit Fahnung der Kriminalpolizei beginnt – und bald soll nichts und niemand mehr ausgeschlossen werden, wenn es um die Auklärung von Coras Verschwinden geht.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Annes und Marcos Sicht erzählt, gelegentlich erfährt man auch mehr aus der Perspektive des leitenden Ermittlers Rasbach. Sprachlich findet die Erzählung dabei im Präsens, in der dritten Person Singular statt. Diese Erzählweise war für mich anfangs doch so gewöhnungsbedürftig, dass ich wirklich eine Weile brauchte, um mich in den Stil und die Geschichte einzufinden. Als dies aber gelungen war, konnte ich unheimlich gut in die Geschichte abtauchen.

Während ich zunächst noch glaubte, dass die Geschichte in eher langsamem Tempo erzählt würde, nahm sie nach einiger Zeit dann doch merklich Fahrt auf. Bald folgten in rasantem Tempo einige Wendungen aufeinander, die mich doch teilweise echt überrascht und sehr gut unterhalten haben. Nebenher werden immer düstere Geheimnisse aller Beteiligten aufgedeckt, bei denen ich doch das ein oder andere Mal etwas durchschnaufen musste.

Eine besonders düstere Atmosphäre erschafft Shari Lapena unter anderem auch dadurch, dass sie die Geschichte mit der Thematik um psychische Erkrankungen verwebt. Dabei geht sie (wie ich finde sehr glaubwürdig) auf Annes postpartale Depression ein, die ihr unheimlich zu schaffen macht. Anne verzweifelt immer mehr und versinkt nach dem Verschwinden ihrer Tochter immer mehr in einer erdrückenden Düsternis aus Schuldgefühlen und blankem Horror – schließlich hat die Polizei kaum Hoffnung, Cora noch lebend aufzufinden. Obwohl ich es an sich immer spannend finde, wenn auch psychologisch interessante Komponenten Eingang in Geschichten finden, muss ich allerdings sagen, dass ich im Falle von „The Couple Next Door“ doch auch etwas gespalten bin: Denn es bleibt nicht nur bei der Beschreibung von Annes postpartaler Depression. Auch ein weiteres, ganz anderes Störungsbild einer Person der Geschichte spielt eine wichtige Rolle (ich gehe nicht genauer darauf ein, um nicht zu spoilern) – und auch, wenn Shari Lapena diesen unheimlichen Aspekt sehr spannend und gekonnt in ihren Thriller integriert, war ich mir doch nicht sicher, ob ich damit so wirklich glücklich bin. Natürlich bin ich mir dessen bewusst, dass Thriller geschrieben werden um zu unterhalten und den Leser zu schockieren und in Atem zu halten. Das bedeutet, dass sie nicht den Anspruch erheben oder die Absicht bzw. den Zweck haben, in irgendeiner Weise Aufklärung zum Thema psychische Erkrankungen zu betreiben – allerdings geschieht in „The Couple Next Door“ genau das, was in so vielen Thrillern passiert: Psychische Erkrankungen werden als Stilmittel verwendet, um die gesamte Düsternis und den dunkelsten Horror der menschlichen Seele heraufzubeschwören. Auch, wenn dies der Geschichte natürlich das entsprechende Gänsehautfeeling verliehen hat, hilft eine solche Vorgehensweise natürlich überhaupt nicht dabei, Vorurteile und Stigmata auszuräumen, die leider immer noch in der Gesellschaft im Hinblick auf psychische Erkrankungen vorhanden sind.

Ihr merkt, ich war an dieser Stelle irgendwie zwiegespalten: Auf der einen Seite hat mich „The Couple Next Door“ wirklich großartig unterhalten: Eine bedrückende, unterschwellig-panische Stimmung in einer zutiefst düsteren und undurchsichtigen Erzählatmosphäre – das hat mir sehr gut gefallen, hat mich gegruselt und unheimlich gut unterhalten. Allerdings hätte ich mir wenigstens ein entsprechendes Nachwort gewünscht, in dem Shari Lapena nochmals auf die von ihr thematisierten psychischen Störungsbilder eingeht.

Wenn ihr einen sehr spannenden, dunklen und bedrückenden Thriller lesen möchtet, der ganz bestimmt mit der ein oder anderen Überraschung aufwartet und buchstäblich bis zur letzten Seite fesselt, dann kann ich euch „The Couple Next Door“ sehr empfehlen. Ich werde mir definitiv noch weitere Bücher von Shari Lapena zulegen, da mir ihre Art und Weise, Geschichten aufzubauen sehr gefallen hat.

Das Buch ist im Lübbe-Verlag erschienen und hat 325 Seiten.

„TAUSEND KLEINE LÜGEN“ von Liane Moriarty

Cover „Tausend kleine Lügen“

Dieses Buch hatte ich schon lange auf meiner Wunschliste und ich konnte es kaum erwarten, damit anzufangen. Ich hatte erwartet, eine Art Mystery-Geschichte vor mir zu haben, die vielleicht in Richtung von „Pretty Little Liars“ im Kontext von erwachsenen Protagonisten gehen würde. Daher hatte ich zwar eine spannende, aber thematisch keine allzu ernsthafte oder tiefgründige Story erwartet. Wie sich herausgestellt hat, sollte ich mich in meiner Erwartungshaltung ordentlich getäuscht haben – denn der Roman „Tausend kleine Lügen“ war ganz anders (… und ich kann euch schonmal verraten: Es hat sich einen Platz unter meinen Jahreshighlights 2020 gesichert!).

Der Roman erzählt die Geschichte dreier Frauen, die in dem kleinen australischen Küstenörtchen Pirriwee leben. Da ist Jane, eine junge, alleinerziehende Mutter Anfang 20, die mit ihrem kleinen Sohn Ziggy scheinbar aus einer Laune heraus neu nach Pirriwee gezogen ist. Bald macht Jane die Bekanntschaft der resoluten und humorvollen Powerfrau Madeline, deren jüngste Tochter mit Janes Sohn Ziggy gemeinsam eingeschult wird. Als dritte Frau im Bunde ist da noch die atemberaubend schöne Celeste, die mit ihren Gedanken manchmal ein bisschen abwesend zu sein scheint. Ihre beiden Zwillingssöhne gehen ebenfalls in dieselbe Klasse wie Ziggy.

Die Geschichte beginnt am ersten Schultag der Kleinen, als Jane und ihr Sohn Ziggy gleich auf das Radar der Schulgemeinschaft geraten: Ein kleines Mädchen wirft Ziggi nämlich vor, sie in der Schule angegriffen und brutal gewürgt zu haben. Obwohl Jane den Unschuldsbeteuerungen ihres eigentlich sehr sanftmütigen Sohnes glaubt, entspinnt sich ab hier im idyllischen Küstenstädtchen Pirriwee eine brodelnde Atmosphäre voller Gerüchte, Geheimnisse, Lügen und Intrigen die schließlich gegen Ende des Buches in einer dramatischen Katastrophe auf einem abendlichen Schulfest gipfelt, bei der sogar ein Mensch getötet wird…

Die Geschichte fängt zwar einige Monate vor der erwähnten Katastrophe an, jedoch beginnt jedes Kapitel immer aus einer Art Rückschau mit den zunächst verwirrend anmutenden Aussagen unterschiedlicher Einwohner der Stadt, die sich der Polizei gegenüber zu den Geschehnissen äußern, die zum Tod einer Person auf dem Schulfest gegen Ende des Buches geführt haben sollen. Am Anfang hat mich dies sehr verwirrt, da ich immer das Gefühl hatte, so viele Stimmen und Meinungen kaum verstehen oder verarbeiten zu können. Irgendwie fühlte sich das an, als würden wahnsinnig viele Menschen „durcheinanderquatschen“ und mir den Durchblick in der Geschichte erschweren. Nach einiger Zeit kam ich aber viel besser mit und dann merkte ich, dass genau dies ein geniales Stilmittel der Autorin war: Vor jedem Kapitel (das dann ganz normal die chronologische Geschichte der drei Frauen Jane, Madeline und Celeste weitererzählt) kommen erst alle möglichen Leute mit ihren teilweise infamen und unbegründeten Anschuldigungen, unqualifizierten Meinungen und sensationssüchtigen Gerüchten zu Wort. So spürt der Leser mit der Zeit immer stärker, unter welchen Druck Jane und ihre Freundinnen zunehmend geraten. Die Kapitel werden immer abwechselnd aus Janes, Madelines und Celestes Perspektive erzählt (wenn auch in dritter Person Singular und nicht als Ich-Erzählungen).

Wiegesagt, hatte ich eher leichtere Mystery-Krimi-Kost mit einem Touch „Desperate Housewives“ und „Pretty Little Liars“ erwartet. Und auch, wenn es davon durchaus auch einige Elemente gab, ist dieser Roman doch so unfassbar viel facettenreicher, viel tiefgründiger, eindringlicher und streckenweise erschütternder. Ich hätte nie erwartet, dass sich dieses Buch mit so ernsthaften und psychologisch hochinteressanten Themen wie häuslicher und sexueller Gewalt und körperlichem Missbrauch befassen würde. Relativ bald in der Geschichte schauen wir in Pirriwee nämlich hinter die scheinbar perfekten Fassaden der scheinbar perfekten Familien.

Was mich an diesem Buch unfassbar beeindruckt und berührt hat ist vor allem die Tatsache, dass Liane Moriarty hier drei unglaublich sympathische Protagonistinnen erschaffen hat, die man einfach sofort ins Herz schließen muss. Dabei sind große Teile des Buches den Gedanken und innerlichen Reflexionen der drei Frauen gewidmet. Und selbst, wenn man sich als Leser zunächst niemals vorstellen könnte, solche Druck- und teilweise Gewalterfahrungen zu erdulden wie die Protagonistinnen (schließlich würden wir als Leser uns so etwas Ungeheuerliches NIE gefallen lassen, oder?!), schafft Liane Moriarty hier etwas Großartiges: Durch die unheimlich sympathischen Protagonistinnen auf der einen Seite und deren so unfassbar glaubwürdigen und zutiefst realistischen Reflexionen werden ihre jeweiligen Erfahrungen und Lebenssituationen in all ihrer Grausamkeit und Verzweiflung für den Leser plötzlich nachvollziehbar und verständlich. Ich hätte mir so etwas nie vorstellen können: Doch plötzlich habe ich mich mehrfach dabei ertappt, wie ich immer wieder nickte und auf einmal wirklich begann nachvollziehen zu können, was eine Frau dazu bringt, häusliche oder sexuelle Gewalt zu erdulden und über längere Zeit hinweg auszuhalten. Und all das, ohne entsprechende Konsequenzen zu ziehen. Liane Moriarty hat hier sehr eingehend recherchiert und schafft durch dermaßen empathische Reflexionen, die sie ihre Protagonistinnen erleben lässt, dass wir Leser plötzlich merken: Wir würden uns wahrscheinlich auch nicht anders verhalten. Auf geniale und höchstempathische Weise (und ganz ohne nervigen Zeigefinger) führt Liane Moriarty ihren Lesern und der Gesellschaft im Ganzen vor Augen, dass das Erdulden von häuslicher Gewalt nichts mit Schwäche zu tun hat.

Darüber hinaus haben die drei Protagonistinnen alle ihre persönlichen, mehr oder weniger düsteren Geheimnisse – die wir im Laufe der Zeit lüften und verstehen lernen. Hier hat mich Liane Moriarty vor allem damit überrascht, dass sie alle Bereiche dieser spannenden Geschichte zum Schluss auf unerwartete Weise zusammenführt und verdichtet – dies gipfelt schließlich in einem furiosen Finale, bei dem ich erstmal durchatmen musste.

Auch, wenn meine Beschreibung des Buches sich vermutlich extrem ernsthaft liest und nach richtig schwerer Kost klingt: Lasst euch bitte davon nicht abschrecken (es sei denn, dass die oben genannten Themen für euch persönlich Trigger sein könnten – dann würde ich euch hiermit unbedingt eine Triggerwarnung mitgeben wollen)! Normalerweise bin ich bei Geschichten mit Themen, wie sie in „Tausend kleine Lügen“ auftauchen, eher zögerlich. Aber ich kann euch wirklich nur empfehlen, dieses Buch zu lesen: Denn zum einen sorgen die drei großartigen, liebenswerten Protagonistinnen mit ihren zutiefst verständlichen Reflexionen dafür, dass man sich sofort mit ihnen verbunden fühlt – fast, als würde man etwas über eine richtig tolle Freundin lesen, die man ins Herz geschlossen hat. Zum anderen erschafft Liane Moriarty aller Ernsthaftigkeit zum Trotz auch sehr viele humorvolle Szenen, in denen ich wirklich sehr schmunzeln musste. Außerdem hat das Buch einfach eine tolle, fast heimelig-sommerliche Atmosphäre – irgendwie war ich unfassbar gerne im gemütlichen Küstenstädtchen Pirriwee unterwegs. Des Weiteren gibt es zum Schluss auch noch eine kleine, sehr niedliche, warmherzig erzählte Liebesgeschichte, die überhaupt nicht kitschig ist und sich einfach nur toll liest (…und normalerweise bin ich ja eher kein Fan von Liebegeschichten).

Insgesamt war „Tausend kleine Lügen“ ein echter Volltreffer für mich. Ich mochte Liane Moriarty tatsächlich so gerne lesen, dass ich mir gleich noch ein paar weitere Bücher von ihr geholt habe. Große Leseempfehlung und definitiv ein Highlight für mich im Jahr 2020!

Das Buch ist im Lübbe-Verlag erschienen und hat 492 Seiten.

„WIE MAN DIE ZEIT ANHÄLT“ von Matt Haig

Cover „Wie man die Zeit anhält“

Tom Hazard scheint ein ganz normaler Mensch zu sein, wie du und ich. Er lebt seit kurzem in London, hat als Geschichtslehrer an einer Schule angefangen und hat eine neue, bezaubernde Kollegin, die Französischlehrerin Camille kennengelernt. Doch Tom hat ein schwerwiegendes Geheimnis: Obwohl er aussieht, als wäre er 40 Jahre alt, lebt er doch in Wirklichkeit schon seit über 400 Jahren.

Aufgrund einer seltenen genetischen Disposition altert Tom extrem langsam. Dabei hat er schon das Elisabethanische England erlebt, in Zeiten, als Shakespeare selbst auf der Bühne stand und die Pest durch Europa fegte. Er hat Captain Cook auf seine Reisen in die Südsee begleitet und hat im Paris der 20er Jahre für Flapper-Girls Klavier gespielt. Er hat so vieles erlebt, und all dies hat seinen Preis: Abgesehen davon, dass er alle sieben Jahre seine Identität und seinen Wohnort wechseln muss, ist er dazu noch unendlich einsam und trägt die Last von schmerzhaften Erinnerungen aus Jahrhunderten mit sich. Was ihn aufrecht erhält, ist die unermüdliche Suche nach seiner Tochter Marion.

Seine Kollegin Camille scheint seinen Panzer langsam aufzubrechen, doch Tom muss aufpassen – denn sich zu verlieben, wäre nicht nur ein extrem schwieriges und schmerzhaftes Unterfangen. Es wäre auch sehr gefährlich. Denn Tom muss sich an die Regeln der Albatross-Gesellschaft halten, einer undurchsichtigen Untergrundorganisation, die Menschen wie ihn beschützt und nach ihren eigenen, rücksichtslosen Regeln spielt.

Vorab kann ich schonmal sagen: Ich mochte dieses Buch unheimlich! Zum einen ist es in mehrere Erzählstränge aufgeteilt, die zu unterschiedlichen Zeiten in Toms Lebens spielen: So erleben wir Tom unter anderem im Elisabethanischen England, aber auch in der Südsee im 18. Jahrhundert oder im Paris der 20er Jahre. Diese Stellen wechseln sich mit der Gegenwart ab, in der Tom in London als Geschichtslehrer lebt. Dabei waren die Kapitel von ihrer Länge her immer angenehm – nicht zu lang und nicht zu kurz, sodass stets viel Abwechslung in der Erzählung gegeben war.

Was mich an dieser Geschichte aber am meisten fasziniert und berührt hat, war die Weisheit, die so oft aus diesem Buch spricht und so wunderbar zum feinsinnigen Schreibstil von Matt Haig passt. So stellt Tom an einer Stelle fest, dass ein Problem der Menschheit ihr kurzes Leben ist: Denn würden wir alle nur lange genug leben, würde jeder Mensch feststellen, dass Dinge wie Nationalität, Hautfarbe oder Zugehörigkeit zu irgendwelchen Schichten und Gruppen keine große Bedeutung haben. Denn jeder wäre im Laufe der Jahrhunderte irgendwann einmal Gewinner und irgendwann einmal Verlierer. Irgendwann würde jeder die Erfahrung machen, wie es ist, seine Heimat zu verlieren oder Flüchtling zu sein und alles zu verlieren, was man liebt. Diesen Gedanken fand ich einfach so tiefgründig und wahr! Ich hätte mir einige Stellen dieser Art aus dem Buch herausschreiben können (…vielleicht hole ich das noch wirklich nach!) 🙂

Einziger kleiner Kritikpunkt meinerseits wäre, dass das Ende (und eine wesentliche Erkenntnis Toms) für mich etwas zu schnell kommt – hier hätte ich mir gewünscht, dass sich Matt Haig mehr Zeit gelassen hätte, um diese Entwicklung am Ende langsamer aufzubauen.

Wenn ihr eine tiefgründige Geschichte mit historischem Flair, feinsinniger Sprache und sympathischen Charakteren lesen möchtet, die euch einige weise Gedanken mit auf den Weg gibt, sei euch „Wie man die Zeit anhält“ von Matt Haig ans Herz gelegt.

Das Buch ist im dtv-Verlag erschienen und hat 380 Seiten.

(Unbezahlte) Werbung – wegen Markennennung.

Lesemonat Mai 2020

Hallo ihr Lieben!

Schön, dass ihr da seid! Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber an mir ist der Mai nur so vorbeigeflogen und ich habe keine Ahnung, wo die Zeit schon wieder hin ist. Ich hatte im Mai viel fürs Studium zu tun, daher habe ich „nur“ vier Bücher geschafft. Aber darunter war ein absolutes Highlight und einige andere spannende Entdeckungen und Überraschungen dabei, über die ich euch gerne berichten möchte (natürlich wie immer spoilerfrei!). Ich wünsche euch viel Spaß! 🙂

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle von Stuart Turton

Cover „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ von Stuart Turton, (c) Tropenverlag

INHALT

Auf Blackheath, dem großen Anwesen der Familie Hardcastle mitten in einem dunklen und undurchdringlichen Wald, findet ein Maskenball statt. Für diesen sind viele Gäste eingeladen, die sich großartig amüsieren. Doch am Ende des Abends wird die Tochter des Hauses, Evelyn, vor den Augen der Gäste ermordet. Und dieser Mord soll sich Tag für Tag in Endlosschleife wiederholen – so lange, bis er aufgeklärt und der Mörder gefunden ist. Unter den Gästen befindet sich auch Aiden Bishop, der den grausamen Mord an Evelyn innerhalb von sieben Tagen aufklären muss – gelingt ihm dies nicht, darf er Blackheath nie mehr verlassen.

Das Besondere dabei ist: Aiden ist nicht körperlich anwesend. Sein Geist fährt an jedem neuen Tag in den Körper eines anderen Gasts des Maskenballs. Auf diese Art und Weise untersucht Aiden die Vorkommnisse aus vielen Perspektiven und setzt Stück für Stück den Mord an Evelyn und all die mysteriösen Geschehnisse in und um Blackheath und die Familie Hardcastle zusammen. Dabei taucht er tief in die düstere und geheimnisumwitterte Vergangenheit des Hauses ein und deckt Unaussprechliches auf.

Dabei lernt Aiden mit der Zeit, dass er nicht allein bei der Aufklärung des Mordes an Evelyn Hardcastle ist: Er findet sowohl unerwartete Unterstützung als auch mehrere Gegenspieler, die nach seinem Leben trachten und unbedingt verhindern wollen, dass Aiden dieses Rätsel löst, koste es, was es wolle. Cover,

WEITERE INFROMATIONEN UND GEDANKEN

Ich habe das Gefühl, dass keines meiner Worte auch nur ansatzweise beschreiben könnte, WIE UNFASSBAR GROSSARTIG dieses Buch ist – ich bin dermaßen begeistert von dieser hochintelligenten, zutiefst komplexen und wunderbaren, spannenden, faszinierenden, vielschichtigen, farbenprächtigen, düsteren, überraschenden und nervenaufreibenden Geschichte, die so vielschichtig ist, dass ich gar nicht alle meine Gedanken sinnvoll zusammenfassen könnte. Es ist einfach ein Meisterwerk!

Von der ersten bis zur letzten Seite (im wortwörtlichen Sinne!) war ich von dieser Geschichte sogartig gefangen genommen. Schon auf Seite 5 blieb mir vor Spannung die Luft weg und dieses Gefühl sollte mich durch das gesamte Buch nicht mehr verlassen. Dabei wartet Stuart Turton auf fast jeder Seite mit einer neuen Wendung auf, die ich nicht kommen gesehen habe – Diese Überraschungen und Plottwists, die mit schöner Regelmäßigkeit kamen, machten das Buch für mich zu einem atemlosen Leseerlebnis, wie ich es so noch nie hatte. Dabei sind die Ereignisse und Zusammenhänge auf dermaßen kunstvolle, hochintelligente und komplexe Weise miteinander verwoben, dass ich nur staunen konnte. Wichtig finde ich zu betonen, dass die Geschichte für mich viel mehr als ein Kriminalroman ist – Das allein würde ihm meines Erachtens nicht gerecht werden. Für mich ist es vielmehr eine Mischung aus Kriminalroman und leicht surrealem Thriller, der mit fantastisch anmutenden Elementen, einer Prise H. P. Lovecraft und einer fast kafkaesken Situation spielt – weiß man doch die gesamte Zeit über nicht, womit Aiden es WIRKLICH zu tun hat. Dabei geht es um Schuld und Bestrafung, um die Kraft der Vergebung, bedingungslose Loyalität und Freundschaft, Verrat, Täuschung, Vertuschung und Schicksal. Und all das in großartig düsterer Atmosphäre auf Blackheath! Bis zur letzten Seite wird die Spannung aufrecht erhalten und gipfelt schließlich in dem erschütternden, atemlosen, unvorhergesehenen und zutiefst berührenden Finale, das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

SCHREIBSTIL

Auch beim Schreibstil komme ich aus dem Schwärmen nicht raus – Ich bin absolut begeistert von Stuart Turtons wunderschönen, fast poetischen Sprache und den großartigen Metaphern, mit denen er so gekonnt jongliert, dass es ein einziges Vergnügen ist. Dabei ist sein Erzählstil auch durch eine dichte Sprache geprägt – dies gefällt mir unheimlich gut, sorgt aber auch für eine gewisse Komplexität, die manchen Leser auch ab und zu herausfordern kann.

Weitere Elemente, die bei mir richtige Begeisterung ausgelöst haben, waren die Einladung zum Maskenball an den Leser auf der ersten Seite des Buches und der wunderschön illustrierte Grundriss des Blackheath-Anwesens. Auf der Einladung sind alle anderen Gäste des Maskenballs aufgelistet – dies fand ich bei der großen Menge an Charakteren und komplexen Zusammenhängen sehr hilfreich. Während meiner Lektüre habe ich dort mehrmals nachgeschlagen, um die erwähnten Personen nochmals für mich einordnen zu können. Auch der Grundriss von Blackheath war sehr nützlich – spielt die Handlung doch an so vielen unterschiedlichen Orten in und um Blackheath, dass dieser Plan bei der Orientierung sehr geholfen und mir unheimlich gut gefallen hat.

MEINUNG

Ich glaube, ich habe nun zur Genüge davon geschwärmt, was mir an diesem Buch alles gefallen hat – für mich hat einfach ALLES an diesem Buch gestimmt! Ich habe in anderen Rezensionen gelesen, dass manche die Längen in diesem Buch kritisieren – dies ging mir persönlich überhaupt nicht so, im Gegenteil. Für mich war jede Seite ein grandioser Lesegenuss. Nun hoffe ich einfach, dass Stuart Turton bitte noch viele solche Bücher schreiben möge – sein neues Buch „The Devil and the dark water“ wird im Herbst auf Englisch erscheinen. Ich bin schon jetzt SO gespannt!

Für mich ist „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ definitiv ein All-Time-Favorit und ein Jahreshighlight, das mein Bücherregal nie wieder verlassen wird!

One of us is lying von Karen M. McManus

Beim zweiten Buch, das ich diesen Monat gelesen habe, handelt es sich um den Jugendbuch-Thriller „One of us is lying“ von Karen M. McManus. Da ich mit einem guten Jugendbuch-Thriller immer etwas anfangen kann und dieses Buch 2019 von der Jugendjury für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert war, war ich doch sehr gespannt…

Cover „One of us is lying“, (c) cbj Verlag

INHALT

Simon Kelleher, Schüler der Bayview High und Urheber der berüchtigten Schulklatsch-App „About That“ wird zum Nachsitzen verdonnert. Für den nächsten Tag hat er einen neuen und ganz besonderen Skandalpost in seiner App geplant, der der ganzen Schule den Atem rauben wird. Doch soweit soll es nicht mehr kommen: Während des Nachsitzens bricht Simon plötzlich zusammen und stirbt wenig später im Krankenhaus. Schnell wird klar: Simon wurde ermordet. Obwohl viele Schüler an der Bayview High Angst vor Simons Klatsch-App und seinen rücksichtslosen und skandalösen Enthüllungen hatten, fällt der Verdacht der Polizei auf die vier Schüler, die gemeinsam mit Simon beim Nachsitzen in demselben Raum waren: Bronwyn, die hochbegabte Superschülerin, die auf dem besten Wege nach Yale ist. Addy, die beliebte und wunderschöne Homecoming-Queen, die immer mit der coolsten Clique der Schule abhängt. Cooper der Baseball-Star der Schule, um dem sich die Talentscouts der Universitäten schlagen. Und Nate, der etwas mysteriöse Drogendealer, der aus komplizierten Verhältnissen stammt. Der Leser merkt mit der Zeit, dass jeder einzelne dieser vier Jugendlichen ein schwerwiegendes Geheimnis hat, das besser nicht ans Licht kommen soll. Doch Simon wollte genau diese Geheimnisse mit seinem nächsten Post ans Licht zerren…

Schnell entwickelt sich eine mediale Hetzjagd auf die vier Jugendlichen, die ab sofort von der Polizei verhört und verdächtigt werden. Ihnen bleibt nur eine Wahl: Sie müssen schnell herausfinden, wer Simon getötet hat – bevor ihre Geheimnisse und der schreckliche Verdacht der Polizei ihr Leben für immer zerstört.

WEITERE INFORMATIONEN UND GEDANKEN

„One of Us is lying” setzt sich mit unterschiedlichen Themen auseinander wie Mobbing und dem Druck, der heute von sozialen Medien gegenüber jungen Menschen ausgeht. Aber es geht auch um Leistungsdruck, Gruppenzwang, der Angst vor sozialem Ausschluss und Substanzabhängigkeit. Dies mag wie ein extrem schwerer Stoff wirken, jedoch verarbeitet die Autorin diese Themen auf eine Art und Weise, die die Brisanz der Themen aufzeigt, ohne zu belastend zu sein. Dieser Spagat ist ihr meines Erachtens auch sehr gut gelungen.

Während Bronwyn, Addy, Cooper und Nate zu Beginn der Geschichte wie ein paar stereotype Highschoolklischees daherkommen, entwickeln sie sich im Laufe der Geschichte auf eine bemerkenswerte Art und Weise weiter, die mir sehr gut gefallen hat. Und auch als sie fieberhaft versuchen, Simons Mörder aufzuspüren, erfährt man auch so manch Erschütterndes über Simon – hier wird deutlich, wie wichtig Themen wie Würde und Respekt für seine Mitmenschen und auch das Wissen um psychische Erkrankungen sind. All diese Aspekte zusammengenommen machen dieses Buch für mich sehr empfehlenswert und mehrdimensional.

SCHREIBSTIL

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive jedes der vier Jugendlichen erzählt. Dabei lernt man die einzelnen Personen Stück für Stück immer besser kennen. Besonders gelungen fand ich, wie die Autorin hier die einzelnen Persönlichkeiten der Protagonisten in ihrer Individualität herausgearbeitet und aufgezeigt hat. Schließlich werden so auch die Geheimnisse, die jeder einzelne der vier Jugendlichen hat, enthüllt und es wird immer klarer, unter welchem Druck alle stehen. Der Schreibstil von Karen McManus bleibt dabei immer recht einfach und flüssig, sodass man schnell durch die Geschichte durchkommt. Sprachlich passt sie sich dabei auch an ihre Zielgruppe an. Besonders spannend sind darüber hinaus auch die Posts auf TumblR, die nach Simons Tod immer wieder auftauchen und Bronwyn, Addy, Cooper und Nate immer wieder aufs Neue in Panik versetzen.

Auch, wenn die Geschichte gegen Ende doch echt spannend wurde und mir im Großen und Ganzen auch gut gefallen hat, hätte sie für meinen Geschmack doch gerne etwas rasanter erzählt sein dürfen. Im Jugend-Thriller-Bereich bin ich da wahrscheinlich eher das Erzähltempo von Sara Shepard gewöhnt, die in sehr regelmäßigen Abständen Plottwists einbaut und „Bomben platzen lässt“. In „One of Us is lying“ entwickelt sich alles etwas langsamer und der Leser bekommt die Spuren und sich ankündigenden Wendungen der Geschichte in kleinen, unscheinbaren Häppchen vorgesetzt. Hier hätte ich mir etwas mehr Tempo und etwas mehr Spannung gewünscht.

MEINUNG

Sehr gut gefallen hat mir die Entwicklung, die die vier Protagonisten durchgemacht haben. Erst, als sich alle mit Simons Tod und ihren eigenen Geheimnissen auseinandersetzen und sich den daraus resultierenden Schwierigkeiten stellen, gelangen die vier zu ihrer vollen Stärke. Das hat mir sehr gefallen! Auch die Komplexität der angesprochenen Themen im Buch fand ich sehr spannend. Auch die Auflösung um Simons Tod kam unerwartet und hat mich sehr erstaunt, das habe ich nicht kommen sehen.

Weniger gefallen hat mir das Erzähltempo, das für meinen Geschmack gerne etwas rasanter hätte sein dürfen. Zudem entwickelt sich im Buch auch noch eine Liebesgeschichte, wie sie in Teenagerbüchern sicher nicht untypisch ist. Hier habe ich nur eben gemerkt, dass ich für solche Teile in Jugendbücher doch wohl einfach schon etwas zu alt bin. 😉

Insgesamt war „One of us is lying” ein interessantes und spannendes Buch, das ich absolut weiterempfehlen kann, wenn man auf Jugendbuch-Thriller mit ernstem Hintergrund steht.

Das Buch ist im cbj-Verlag erschienen und hat auch einen zweiten Teil „One of us is next“, den ich mir bestimmt auch demnächst mal näher ansehen werde.

Die sieben Schwestern von Lucinda Riley

Mein Leseerlebnis von „Die sieben Schwestern“ von Lucinda Riley war für mich ein einziges Auf und Ab. Tatsächlich wollte ich es nach der Hälfte schon abbrechen und legte das Buch erstmal beiseite. Doch die zweite Hälfte hat mich dann sehr überrascht…

Cover „Die sieben Schwestern“ (c) Goldmann Verlag

INHALT

Als Maia d’Aplièses Adoptivvater Pa Salt unerwartet stirbt, hinterlässt er ihr und ihren fünf Schwestern (die ebenfalls von ihm adoptiert wurden) jeweils einige Hinweise über ihre Herkunftsfamilien. Die introvertierte und unsichere Maia beschließt, sich von ihrem Elternhaus am Genfer See aus auf die Spur ihrer Herkunft zu begeben. Ihr Weg führt sich nach Rio de Janeiro, Brasilien. Dort erfährt sie mehr über die Vergangenheit ihrer Familie und taucht durch Briefe und Erzählungen in die Lebensgeschichte ihrer Urgroßmutter Izabela Aires Cabral ein. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen: Zum einen der Gegenwart, in der Maia lebt und zum anderen in den 1920er Jahren zur Zeit Izabelas. Der Leser lernt Maias Urgroßmutter Izabela als junges Mädchen kennen, das in Rio mit einem jungen Mann aus gutem Hause verheiratet werden soll. Obwohl Izabela eigentlich nicht auf diese Art und Weise verheiratet werden möchte, willigt sie ein. Vor der Hochzeit darf sie aber die befreundete Familie von Bauingenieur Heitor da Silva Costa auf eine Reise nach Europa begleiten. Heitor da Silva Costa möchte nämlich in Paris mit dem Künstler Paul Landowski Kontakt aufnehmen, um die Errichtung der geplanten Cristo Redentor Statue in Rio voranzutreiben.

Voller Begeisterung lernt Izabela Europa und vor allem Paris mit seiner farbenprächtigen Künstlerszene in Montparnasse kennen und lieben. Und es sind nicht nur die neuen Eindrücke, die auf ihrer Reise dafür sorgen, dass ihr Leben bald aus den Fugen geraten soll… Als Izabela nach Rio zurückkehrt, steht sie bald vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens. Und Maia in der Gegenwart lernt langsam, ihre eigene Biografie besser zu verstehen und das Vertrauen ins Leben und in sich selbst wieder zuzulassen.

WEITERE INFROMATIONEN UND GEDANKEN

Ich mache mich (v.a. wenn man bedenkt, wie unfassbar beliebt die „Sieben Schwestern“-Reihe ist) wahrscheinlich ziemlich unbeliebt, wenn ich zugeben muss, dass mir die erste Hälfte des Buches wirklich überhaupt nicht gefallen hat. Besonders Izabelas Geschichte in den Zwanzigerjahren konnte mich nicht begeistern: Empfand ich Izabela doch als sehr naiv und selbstbezogen und war mir doch keiner der Protagonisten wirklich sympathisch. Zudem verlangte so manch kitschige Szene mir auch einiges ab. Irgendwann war ich nur noch genervt und ich legte das Buch nach der Hälfte beiseite. Ich war fest entschlossen, es abzubrechen. Doch wie das immer so ist mir abgebrochenen Büchern: es ist nicht leicht auszuhalten, wie abgebrochene Bücher mahnend im Bücherregal stehen… und so nahm ich „Die sieben Schwestern“ doch nach einigen Wochen wieder hervor und las es zu Ende. Und was soll ich euch sagen?! Die zweite Hälfte hat mir doch um einiges besser gefallen, als die erste. In der zweiten Hälfte der Geschichte muss Izabela einige schwere Schicksalsschläge hinnehmen, die ihre Persönlichkeit sehr reifen lassen. Mit dieser Reife wurde sie mir auch zusehends sympathischer. In der zweiten Hälfte rückte dann auch endlich Maia wieder in den Vordergrund (Maia hatte ich von Anfang an gemocht) und endlich erfuhr ich ein großes Geheimnis über sie, das sie zu der Person hat werden lassen, die sie heute ist. Aber Maia wächst an der Geschichte ihrer Urgroßmutter und findet schließlich in Rio ihre Lebensfreude und das Vertrauen in sich und das Leben wieder. Dieser Aspekt der Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Ein kleiner Playlist-Tipp: Während meiner Lektüre habe ich immer wieder mal das Album „India Urbana“ von Be Ignacio gehört… diese Musik hat die Stimmung des Buches für mich optimal transportiert! Vielleicht magst du ja mal reinhören… 🙂

SCHREIBSTIL

Bemerkenswert ist wirklich Lucinda Rileys riesiges Talent, den Leser zu exotischen Orten und in andere Zeiten zu entführen. Sie benötigt nur wenige Sätze und schon atmet die ganze Geschichte die sonnige, pulsierende Atmosphäre Rios – und auch im Erzählstrang der Zwanzigerjahre lässt Lucinda Riley ein ganz eigenes, farbenprächtiges Flair erstehen, das einfach Spaß macht und den Leser sofort gefangen nimmt. Dabei liest sich die Geschichte immer sehr angenehm und leicht. Es wechseln sich Erzählstränge aus Vergangenheit und Gegenwart in sehr langen Abschnitten ab. In der Gegenwart stößt Maia entweder auf Briefe ihrer Urgroßmutter oder hört Erzählungen über sie. Über diese Wege erzählt Lucinda Riley dann Izabelas Geschichte. Hier hätte ich mir öfter Wechsel gewünscht – kam für mich die Gegenwart mit Maia doch oft viel zu kurz, während mir die Teile Izabelas oft schier endlos vorkamen.

MEINUNG

Sehr gut gefallen hat mir die großartig-sommerliche, farbenfrohe und exotische Atmosphäre, die Lucinda Riley wirklich meisterhaft binnen kürzester Zeit aufzubauen vermag. Auch die Abwechslung von Gegenwart und Vergangenheit an sich finde ich eine gelungene Idee. Zudem hat Lucinda Riley auch die Errichtung der landestypischen Cristo Statue sehr gekonnt in die Geschichte verwoben. Diese Vermischung aus Fiktion und Realität hat mir unheimlich viel Spaß gemacht. Ein weiterer Aspekt, der die Geschichte wirklich aufwertet, ist die Tatsache, dass die Geschichte um die sieben Schwestern auf der mythologischen Geschichte der Plejaden (was auch einem Sternbild entspricht) basiert. Mehrere mystische und mythologische Elemente hat die Autorin sehr subtil in ihre Geschichte um Pa Salt und seine Töchter eingeflochten – für meinen Geschmack hätte dieser Aspekt der Geschichte gerne noch viel deutlicher hervortreten können, da ich diese Idee wirklich großartig finde!

Das meiste, was mir an „Die sieben Schwestern“ nicht gefallen hat, habe ich ja oben schon genannt. Insgesamt hätte ich mir wirklich gewünscht, mehr über Maia und die Gegenwart Rios zu erfahren. Die Teile, die in der Vergangenheit spielen, waren mir persönlich viel zu lang und haben sich erst sehr spät so entwickelt, dass ich sie wirklich gerne lesen mochte. Auch die Tatsache, dass sich die Vergangenheit über Briefe und Erzählungen in großen Brocken entwickelt, fand ich etwas plump. Wenn Maia und ihr Begleiter Floriano in Rio beispielsweise noch über Izabela eingehender hätten recherchieren müssen, wäre die Geschichte für mich spannender gewesen. Ich hatte das Gefühl, als sei Maias Lebensgeschichte neben Izabela eigentlich nur das nötige Beiwerk und gewissermaßen ein bloßes Vehikel, um eigentlich Izabelas Leben in voller Breite darzustellen. Dieses Ungleichgewicht fand ich ehrlicherweise recht nervig.

Darüber hinaus war das Buch an vielen Stellen doch recht kitschig (während an anderen Stellen oft ein paar großartige Reflexionen über Izabelas Leben ausgebreitet wurden – davon hätte ich liebend gerne mehr gehabt!). Damit muss man allerdings rechnen, wenn man Geschichten von Lucinda Riley liest, daher möchte ich dies lediglich anmerken, aber nicht kritisieren.

Der Punkt, der mich zum Schluss noch geärgert hat, war eine Aussage, die Loens Tochter über Maias Mutter tätigt (ich möchte nicht näher darauf eingehen, sonst würde ich spoilern)– dies fand ich persönlich sehr unsensibel und absolut daneben. Hier hätte ich mir viel mehr Auseinandersetzung von Lucinda Riley mit der Thematik gewünscht.

Insgesamt kann ich das Buch empfehlen, wenn man mit einem gerüttelt Maß an Kitsch leben kann und man eine lebendige und farbenprächtige Geschichte auf mehreren Zeitebenen vor exotischer Kulisse mag. Da mich das Ende dann doch berühren konnte, werde ich mir den zweiten Teil der „Sieben Schwestern“-Reihe gerne anschauen.

Der Winterpalast von Eva Stachniak

Da ich mal wieder Lust auf einen historischen Roman hatte und mich für das Russland der Zarenzeit sehr interessiere, bin ich bei „Der Winterpalast“ von Eva Stachniak gelandet. Was ich heir erlebt habe, berichte ich euch gerne…

Cover „Der Winterpalast“, (c) insel taschenbuch verlag

INHALT

Im zaristischen Russland des 18. Jahrhunderts verliert das junge polnische Mädchen Warwara Nikolajewna ihre beiden Eltern, steht als Waise vor dem Nichts und muss plötzlich ums nackte Überleben kämpfen. Wie durch ein Wunder kommt sie im Sankt Petersburger Winterpalast am Hof von Zarin Elisabeth als Näherin unter. Durch einen Zufall wird sie zu einer „Zunge“, einer Spionin, die für den Kanzler Bestuschew und Kaiserin Elisabeth den gesamten Hof bespitzeln und diese mit Informationen und Geheimnissen versorgen soll. Schnell lernt Warwara alles über Geheimgänge, verdeckte Türen, Verstecke, menschliches Verhalten, Täuschungen und Intrigen. Für ihren Aufstieg von der verwaisten Buchbinderstochter zur höfischen Spionin zahlt Warwara jedoch einen hohen Preis – der ihre kindliche Unschuld zerstört und ihre Persönlichkeit für immer verändern soll.

Doch dann kommt die junge Sophie von Anhalt-Zerbst an den Zarenhof, um Großfürst Peter (den Nachfolger Zarin Elisabeths und somit dem zukünftigen Zaren Russlands) zu heiraten. Sophie, die später zu Katharina der Großen werden wird, muss sehr schnell lernen, wie die Dinge am russischen Hof funktionieren. So ist der Alltag dort geprägt von gefährlichen Intrigen, Misstrauen gegenüber jedermann, bedingungslosem Machtstreben und lebensgefährlichem Verrat. Dabei wird Warwara zu ihrer engsten Vertrauten und zwischen den beiden ungleichen Frauen beginnt eine außergewöhnliche Freundschaft.

WEITERE INFORMATIONEN/ GEDANKEN

Eva Stachniak gelingt es auf unglaublich spannende Art und Weise, den Leser an der Hand zu nehmen und vor seinen Augen die farbenprächtige, zutiefst widersprüchliche, machtorientierte und epische Welt des Zarenhofs im 18. Jahrhundert erstehen zu lassen. Dabei lebt die Geschichte voll und ganz von der wundervollen Protagonistin. Warwara hat meine Sympathien von Anfang an erobern können, weshalb ich jeden Moment mit ihr mitgefühlt und mitgefiebert habe. Besonders die Augenblicke am Anfang der Geschichte, als Warwara auf schmerzliche Weise lernen muss, wie sie bei Hofe überleben kann und schließlich Spionin wird, haben mir das Herz gebrochen. Denn den bitteren Preis, den Warwara für ihre Position als „Zunge“ aufbringen muss, bezahlt sie mit ihrer kindlichen Unschuld. Ab sofort sind ihre Persönlichkeit, ihr Denken und ihr Fühlen von (berechtigtem) Misstrauen gegenüber allem und jedem geprägt. Ein Satz, der Warwaras (und später auch Katharinas) Entwicklung bemerkenswert zusammenfasst, wird mir sehr in Erinnerung bleiben: „Wenn man eine Rolle lange genug spielt, wird sie irgendwann zum Teil der eigenen Persönlichkeit“. Dies ist umso schlimmer, da sie keine Familie mehr hat und bei Hof auch keinen einzigen Menschen hat, dem sie vertrauen kann. Sie sehnt sich nach einer Familie, einem wahren Zuhause, einem vertrauten Menschen. Warwaras schreckliche Einsamkeit und ihr sehnlichster Wunsch, jemandem wirklich wichtig und für jemand anderen besonders zu sein, ist immerzu präsent und wird auch für den Leser spürbar.

Auch die Entwicklung  der jungen, unbedarften Sophie von Anhalt-Zerbst hin zur Zarin Katharina der Großen zeichnet Eva Stachniak auf spannende und hochinteressante Weise: Man begleitet Sophie den ganzen Weg und merkt, wie sie sich langsam aber sicher verändert, wie sie immer stärker und machtwilliger wird. Dabei ist Katharinas Entwicklung mehrdimensional komplex: Sind die Umstände bei Hofe doch teilweise so furchtbar, dass man sich als Leser dabei ertappt, wie man ihr Machtstreben und ihren scheinbar rücksichtslosen Putsch doch plötzlich nachvollziehen kann. Dies hat meine Sicht auf die historische Figur doch ein großes Stück erweitert. Besonders spannend dabei: Auch Katharina hat keinen vertrauten, liebevollen Menschen an ihrer Seite – dies hat sie mit Warwara gemeinsam. Umso besser verstehen sich die jungen Frauen und umso stärker wird die Verbindung, die Warwara zu Katharina aufbaut. Die Tatsache, von Katharina gebraucht und geschätzt zu werden berührt und motiviert Warwara so sehr, dass in Warwaras Gedanken das Schicksal Katharinas für sie wegbestimmend wird.

SCHREIBSTIL

Die Geschichte wird als Ich-Erzählung aus Warwara Nikolajewnas Sicht erzählt. Eva Stachniaks Schreibstil liest sich sehr flüssig und ist dennoch auch auf angenehme Weise anspruchsvoll. Immer wieder streut sie Metaphern und Vergleiche oder Assoziationen und Beobachtungen von Warwara ein, die die düstere und teilweise bedrückend-skurrile Stimmung am Zarenhof wirklich großartig widerspiegeln. Dabei zeichnet sie ein düsteres und zugleich farbenprächtiges Epos und entführt den Leser voll und ganz ins Russland des 18. Jahrhunderts.

MEINUNG

Sehr gut gefallen hat mir das innere Erleben von Warwara, die ein wirklich komplexer und zutiefst berührender Charakter ist. Sie tat mir teilweise so leid, dass ich sie am liebsten mal in den Arm genommen hätte. Umso großartiger waren die Momente, in denen sie auch triumphieren und sich über ihr Schicksal erheben konnte.

Auch das Flair am russischen Zarenhof mit Pomp und Luxus auf der einen Seite und marodem Verfall und hochgradig skurrilen Momenten auf der anderen Seite ist Eva Stachniak meisterhaft gelungen. Um all die unglaublichen und fast surrealen Augenblicke und Gepflogenheiten am russischen Hof des 18. Jahrhunderts zu erfassen, muss man das Buch gelesen haben, sonst kann man es sich kaum vorstellen. Dabei lässt die Autorin auch die unfassbare Armut Russlands genauso wenig aus wie die Grausamkeit der zaristischen Herrschaft.

Weniger gelungen fand ich einige Strecken in der Mitte des Buchs, die sich doch teilweise ziemlich langatmig zogen. Diese Teile der Geschichte waren vor allem durch die Beschreibung der surrealen und teilweise grausamen und manipulativen Launen und Verhaltensweisen Zain Elisabeths geprägt – dies hätte für meinen Geschmack deutlich gekürzt werden können. Insgesamt hat mir „Der Winterpalast“ sehr gut gefallen. Auch das Ende ordnet rückblickend Warwaras gesamtes Leben am Zarenhof noch einmal ganz neu – mit einer Erkenntnis, die man nicht kommen sieht. Dieses Ende hat mich sehr überrascht und mir großartig gefallen, zumal das Ungleichgewicht der Frauenfreundschaft zwischen Warwara und Katharina auf intelligente Weise aufgezeigt und „enttarnt“ wird. Grandios!

… ja, es war wiedermal ein toller Lesemonat. Habt ihr vielleicht schon welche von den genannten Büchern gelesen? Wenn ja, wie haben sie euch denn gefallen? Was habt ihr so im Mai gelesen? Lasst mir gerne einen Kommentar da! Ich freue mich auf den Austausch mit euch 🙂

Lesemonat April

Hallo, schön, dass du da bist!

Ich hoffe, du hattest einen schönen und hoffentlich gesunden und stressfreien April 2020. Gerade in diesen verrückten Zeiten während des Corona-Shut-Downs habe ich es sehr genossen, es mir auf der Couch mit einem Buch bequem zu machen, wie ich zugeben muss. Bei all den beunruhigenden Nachrichten war es doch sehr schön, sich ein Buch schnappen und mal für eine Weile „aussteigen“ und in andere Welten abtauchen zu können. Da ich im April auch recht viel Zeit zum Lesen hatte, habe ich sechs Bücher beenden können – das ist für meine Verhältnisse gar nicht schlecht. 🙂 Welche Bücher es waren und wie sie mir gefallen haben, siehst du jetzt (natürlich spoilerfrei!):

  • „The Amateurs – Wer zuletzt stirbt“ von Sara Shepard
  • „The Amateurs – Wenn drei sich streiten“ von Sara Shepard
  • „The Amateurs – Wer anderen eine Grube gräbt“ von Sara Shepard
  • „Solz und Vorurteil“ von Jane Austen
  • „Die Geschichte der Baltimores“ von Joël Dicker
  • „Mit jedem neuen Tag“ von Marc Levy

Die Reihe „THE AMATEURS“ von Sara Shepard:

Die dreiteilige Buchreihe von Sara Shepard war mein Einstieg in den Lesemonat April. Tatsächlich hatte ich den ersten Teil „Wer zuletzt stirbt“ schon im letzten Sommer begonnen, dann aber irgendwie aus den Augen verloren. Anfang April erinnerte ich mich wieder daran, als ich durch meinen Kindle schaute und begann nochmals von vorne.

Inhalt

Im ersten Teil geht es um Aerin, eine 16-jährige Highschoolschülerin, deren ältere Schwester Helena vor fünf Jahren plötzlich spurlos verschwand. Einige Zeit später wurde zwar Helenas Leiche gefunden, doch von ihrem Mörder fehlt bis heute jede Spur. Wie in keinem von Sara Shepards anderen Büchern, wird hier sehr eingehend beschrieben, was das Verschwinden, die gewaltsame Tötung und der Verlust eines geliebten Menschen mit deren Angehörigen macht: Während die Ehe der Eltern an der Verzweiflung um Helenas Ermordung zerbrochen ist, quält sich auch Aerin an jedem einzelnen Tag. Sie findet keinen Halt in ihrem Leben und kann sich keinem anderen Menschen wirklich anvertrauen. Sie war die letzte, die Helena vor ihrem Verschwinden lebend gesehen hat. Aerin wird getrieben von Selbstvorwürfen und fast aufgefressen von der Ungewissheit um den Mord an ihrer Schwester. Schließlich setzt sie einen Post in einer online-Plattform ab, wo sich Hobbydetektive mit ungelösten Fällen beschäftigen und austauschen. Dort bittet sie die Community um Hilfe.

Aerin muss aber nicht lange auf Antwort warten: Seneca, Maddy und Brett sind ebenfalls gefesselt von dem ungelösten Fall um Helena und beschließen, Aerin auf der Jagd nach dem Mörder ihrer Schwester zu unterstützen. Dabei umgibt jeden der jungen Menschen ein persönliches Geheimnis, das sie persönlich antreibt. Die Ermittlungen beginnen zunächst in Aerins elitär und scheinbar perfekt anmutender Heimatstadt und weiten sich später auf New York aus. Die vier Amateurdetektive machen einige schockierende Entdeckungen, die das Bild, das Aerin von Helena hat, gründlich erschüttern sollen…

Während der erste Teil mit einem absoluten Knalleffekt endet, den man nicht kommen sieht, führt der zweite Teil unsere Amateur-Detektive an die Ostküste, wo Helenas Mörder scheinbar erneut zugeschlagen hat: Ein junges, durch Instagram bekanntes Mädchen verschwindet nach einer Party am Strand. Die Tat trägt die Handschrift des Täters, den unsere Detektive auf ihrer atemlosen Jagd verfolgen. Sie reisen an die Ostküste und machen sich auf Spurensuche – dabei kommt ihnen Helenas Mörder bedrohlich nah und bald ist nicht mehr klar, wer hier Jäger und wer Gejagter ist. Besonders spannend im zweiten Teil fand ich, dass wir insbesondere mehr über Seneca und ihre Vergangenheit erfahren. Sie war für mich einer der komplexeren und nicht immer „einfachen“ Charaktere des Buchs und ich habe sie sehr gerne verfolgt.

Der zweite Teil endet damit, dass einer der Protagonisten plötzlich in Lebensgefahr schwebt – weshalb ich mir selbstverständlich sofort den dritten Teil holen musste, ganz klar. Mit unglaublichem Tempo erzählt Sara Shepard die Geschichte weiter und zeichnet ein düsteres, abgründiges Bild über Helenas Mörder, das man so ebenfalls nicht erwartet: Man erfährt so viel über den Täter, das man fast so etwas wie Mitgefühl für ihn empfinden kann. Obwohl man das Grauen, das er ausgelöst hat, doch nie vergisst. Auf großartige Art und Weise führt Sara Shepard schließlich im großen Finale alle düsteren Fäden der Geschichte zusammen und garantiert Spannung und Herzklopfen bis zur letzten Seite.

Erzählstil und Aufbau

Die gesamte Buchreihe ist in Sara Shepards gewohnt flüssigem Schreibstil gehalten, der sich schnell weglesen lässt und so auch sehr gut sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene geeignet ist. Auch, wenn ich mir öfter eine etwas komplexere Wortwahl gewünscht hätte, ist dies aber eben der Tatsache geschuldet, dass die Zielgruppe eine jüngere Leserschaft ist, als ich es vielleicht bin. 🙂 Aber nichtsdestotrotz habe ich mich nach einigen Seiten sehr gut in Sara Shepards Schreibstil eingefunden und ihn im Laufe der Zeit zu schätzen gelernt.

Eine Sache, die in Sara Shepards Büchern einfach liebe und nicht genug loben kann: An fast jeder Ecke wartet eine unvorhergesehene Wendung, eine Überraschung oder ein Plottwist, den ich (meist) nicht habe kommen sehen. Einfach großartig! Zudem erschafft Sara Shepard eine Atmosphäre, die geprägt ist durch abwechslungsreiche und für ihre Bücher „typische“ Orte (luxuriöse Städtchen, die nach außen hin perfekt erscheinen und es doch nicht sind, Großstädte, sonnige Strände auf der einen Seite und gruselige Orte voller Düsternis und Grauen auf der anderen), unvorhergesehenen Ereignissen und spannenden Charakteren. Die Charaktere sind in diesem Buch wahrscheinlich (im Vergleich zu anderen Büchern von ihr) die ernsthaftesten und diejenigen, die psychisch durch ihre jeweiligen Vorgeschichten am stärksten belastet sind. Dies hat die Bücher für mich besonders spannend gemacht.

Einziger Punkt, der mich v.a. im zweiten und dritten Teil doch irgendwie gestört hat: Ich habe immer mal wieder kleinere Ungenauigkeiten in den Büchern entdeckt, z.B. dass die online-Plattform der Hobbydetektiv-Community immer mal wieder leicht anders heißt, oder dass der Hauptschauplatz in Band 2 einen anderen Ortsnamen hat, als im dritten Teil. Das hat mich soch stellenweise etwas verwirrt und zugegebenermaßen auch ein bisschen genervt (…ja, ich bin wohl speziell bei solchen Dingen 😉 ). Dem gesamten Leseerlebnis haben diese Aspekte aber keinen Abbruch getan.

Empfehlung und Tipps

Für mich ist die Amateurs-Reihe von Sara Shepard eine absolute Leseempfehlung, wenn ihr Jugendbuch-Thriller mögt oder ihr auf Thriller steht, die nicht so blutig sind oder einem so sehr unter die Haut gehen, dass man nachts nicht mehr schlafen kann oder stimmungsmäßig runtergezogen wird. Ich bin ja selbst auch ein Sensibelchen und konnte die Geschichte wunderbar lesen, wobei aber die Spannung, das Herzklopfen und das Mitfiebern ganz bestimmt nicht zu kurz kam – von Langeweile absolut keine Spur, im Gegenteil!

Ein kleiner Tipp noch von mir: Falls ihr euch den ersten Teil gerade gekauft habt und ihr euch den zweiten und den dritten auch gleich holen möchtet (was ich verstehen kann – die Cliffhanger am Ende der Bücher sind einfach unfassbar!) und ihr aber noch nicht am Ende des ersten Teils angekommen sein solltet: Dann bitte lest auf keinen Fall (!) den Klappentext des zweiten und dritten Teils! Dort herrscht übelster Spoileralarm, der mich beim Kauf des zweiten Teils unfassbar geärgert hat (…ich war nich nicht ganz durch mit Teil 1 und erfuhr dann vom Klappentext von Band 2 die Identität des Mörders!). Also: Bitte keine Klappentexte lesen, wenn ihr nciht gespoilert werden wollt. 🙂

Kurze Infos

Die Bücher sind im cbt-Verlag erschienen und haben um die 380 Seiten. Sie sind als Taschenbuch und als ebook erhältlich. Ich habe euch die Bücher hier verlinkt (ich erhalte keinerlei Vergütung für die Verlinkung):

The Amateurs – Wer zuletzt stirbt

The Amateurs – Wenn drei sich streiten

The Amateurs – Wer anderen eine Grube gräbt

„Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen

Weiter ging’s im April mit einem absoluten Schatz meines Bücherregals: Die Schmuckausgabe von „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen aus dem Coppenrath Verlag.

Obwohl ich den Film mit Keira Knightley zu „Stolz und Vorurteil“ bereits mehrmals gesehen habe, hatte ich es irgendwie noch nie geschafft, das Buch zu lesen. Und man muss schon sagen, so wunderschön, wie diese Ausgabe von „Stolz und Vorurteil“ ist, wird man wirklich leicht dazu verführt, dieses Buch zu lesen.

Ich habe diese Ausgabe schon vor einigen Monaten von meinem Freund geschenkt bekommen. Auf einem unserer Streifzüge durch diverse Buchhandlungen während unseres Sommerurlaubs im letzten Jahr hatte ich mich sozusagen halsüberkopf in diese Ausgabe verliebt.

Inhalt

Zum Inhalt des Buches brauche ich glaube ich nicht mehr allzuviel zu sagen, da die meisten die Geschichte wohl kennen. Grob zusammengefasst geht es um Elizabeth Bennet, genannt Lizzy, die, ebenso wie ihre vier Schwestern im frühen 19. Jahrhundert so gut wie möglich verheiratet werden sollen – zumindest, wenn es nach ihrer Mutter, Mrs. Benett geht. Als dann der neu hinzugezogene Gentleman Mr. Bingley mit seinem guten aber recht stolz und hochmütig wirkenden Freund Mr. Darcy die Bekanntschaft der Familie Bennet macht, beginnt eine Geschichte voller Irrungen und Wirrungen, die nicht zuletzt auch aufzeigt, wie es während des Regency-Zeitalters in England zugegangen ist.

Erzählstil

Jane Austins Schreibstil ist, wie man vielleicht schon ahnen kann, durch einen komplexeren und (im positivsten Sinne) altertümlichen Schreibstil gekennzeichnet. Auch, wenn ich etwas länger für die Lektüre gebraucht habe, fand ich das Leseerlebnis einfach großartig: Ich habe selten gesehen, dass ein Schriftsteller so unfassbar feine und zuweilen auch sarkastische und tiefgreifende Beobachtungen so treffend in Sätze fassen kann, wie es Jane Austen auf bewundernswerte Weise gelingt: So ist sie imstande in einem Satz mehr zu transportieren und über die Gedanken und Beobachtungen ihrer Charaktere zu offenbaren, als so manch anderer Autor in vielen Absätzen oder Seiten schafft. Dabei stehen vor allem die Gedankengänge und Gefühle ihrer Protagonistin Lizzy im Vordergrund und sind unheimlich interessant und komplex – und man kommt zu so mancher Erkenntnis über das gesellschaftliche Leben und dessen Erfordernisse im Regency-Zeitalter. Nicht zu kurz kommt hier natürlich die Liebesgeschichte, die Jane Austen frei von Kitsch wunderbar entwickelt. Einfach ein schönes Leseerlebnis!

Details zur Schmuckausgabe

Stolz und Vorurteil
(c) Coppenrath Verlag

Wie auf dem Bild zu erkennen ist, ziehen sich (sowohl auf dem Hardcover auf Vorder- und Rückseite) als auch durch das gesamte Buch, die wunderschönen, floralen Illustrationen von Marjolein Bastin, die dem Buch seinen zauberhaften Charakter verleihen. Auf der Vorder- und Rückseite des Buches kann man die Hortensienblüten in erhabenem Druck auf der Oberfläche spüren – ein absolut wertiges, edles Haptikerlebnis!

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Das Buch ist zudem mit einem Lesebändchen ausgestattet, was ich während der Lektüre auch sehr gerne eingesetzt habe. Aber die wunderschönen Illustrationen und das unfassbar zauberhafte Cover sind noch nicht alles: So enthält das Buch noch zehn liebevoll gestaltete Extras, die das Buch zu einem fast interaktiven Erlebnis machen. So findet sich unter anderem ein Stadtplan von London, ein Stammbaum der Familie Bennet, ein Notenblatt oder Jane Austins Lebenslauf unter den wirklich unfassbar schön gestalteten Extras. Mein Highlight war aber wohl der Brief, den Mr. Darcy an Lizzy schreibt – ein echter Briefumschlag, der den Brief Mr. Darcys (zusätzlich zum im Buch gedruckten Brief) enthält und einfach stimmungsvoll aufgemacht ist. Und sind wir ehrlich: Wer möchte nicht einmal Post von Mr. Darcy erhalten? 😉

Empfehlung

Für mich ist diese Schmuckausgabe – wenn sie auch mit  30 Euro nicht ganz günstig ist – eine absolute Kaufempfehlung, wenn ihr Jane Austin mögt und euch der florale, sternenstaub-magische Illustrationsstil von Marjolein Bastin genauso gut gefällt, wie mir. Hach, das Buch ist halt was für Literaturfans und Romantiker gleichermaßen. 🙂 Das Buch hat 320 Seiten. Ihr findet es beim Kaufhaus des Guten unter folgendem Link:

„Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen

„Die Geschichte der Baltimores“ von Joël Dicker

Auf dieses Buch bin ich durch Booktube aufmerksam geworden (… wie wahrscheinlich viele andere auch 😉 ). Da so viele Booktuber auffallend positive Rezensionen zu dem Buch abegeben hatten, bin ich doch neugierig geworden und habe mir den Roman aus dem Piper-Verlag als Taschenbuch bestellt. Vor der Lektüre war ich mir aber dennoch unsicher, ob es mir gefallen würde. Aber: Wie sich gezeigt hat, sollte ich nicht enttäuscht werden…

Geschichte der Baltimores
(c) PIPER Verlag

Inhalt

In „Die Geschichte der Baltimores“ geht es um die Familie Goldman. Dabei teilt sich die Familie Goldman gewissermaßen in zwei Teile: Die Familie von Saul Goldman, einem sehr bekannten Anwalt, der mit seiner Frau Anita, einer erfolgreichen Ärztin und den beiden Söhnen Hillel und Woody in Baltimore lebt. Der andere Zweig der Familie wird gebildet von Sauls Bruder Nathan Goldman, der als Ingenieur mit seiner Frau und dem gemeinsamen Sohn Marcus in Montclair, New Jersey lebt. Um die beiden Familienzweige der Goldmans zu unterscheiden, werden die einen „die Baltimores“ und die anderen „die Montclairs“ genannt. Abgesehen vom Namen, könnten die beiden Familienzweige nicht unterschiedlicher sein: Während die Baltimores als Inbegriff alles Perfekten, Glamourösen, Erfolgreichen und Unantastbaren gelten, müssen die Montclairs damit leben, dem Vergleich mit den Baltimores niemals standhalten zu können: Die Montclairs sind die Verkörperung von Enttäuschung, Misserfolg und allem Mittelmäßigen (wenn überhaupt).

Die Geschichte wird aus der Perspektive von Marcus Goldman, dem Sohn der Montclairs, erzählt. Zu Beginn ist Marcus bereits erwachsen und ein äußerst erfolgreicher Schriftsteller. Es ist ihm ein Bedürfnis, die Geschichte der Baltimores zu erzählen (was er in Form des vorliegenden Romans auch tut). Dabei ist die Geschichte von verschiedenen Zeitsprüngen zwischen Marcus‘ Gegenwart und unterschiedlichen Abschnitten seiner Vergangenheit geprägt, die dem Leser zumindest zu Beginn doch etwas Konzentration abverlangen, später gewöhnt man sich daran und hat auch einen besseren Überblick. Marcus Goldman erzählt zunächst von seiner als sehr glücklich empfundenen Kindheit und Jugendzeit, die er gemeinsam, vor allem in den Sommerferien und am Wochenende, mit seinen beiden Cousins Hillel und Woody bei den Baltimores verbracht hat. Dabei beschreibt Marcus wie perfekt, wohlhabend und wunderbar er die Baltimores mit seinen jugendlichen Augen wahrnimmt – und wie unzureichend und enttäuschend seine Eltern neben so viel Glanz und Erfolg wirken.

Die Jugendzeit von Marcus und seinen beiden Cousins nimmt einen Großteil der Geschichte ein und man spürt die Herzenswärme, mit der Marcus die Baltimores beschreibt und wahrnimmt. Auch, wenn er sich nie trauen würde es laut zu sagen: Er wäre doch lieber ein Baltimore, als ein Montclair. Zunächst war ich mir nicht sicher, ob dieser Teil des Romans nicht etwas zu lang geraten war. Aber im weiteren Verlauf der Geschichte merkte ich, dass dies nicht der Fall war: Die Geschichte braucht jedes einzelne beschriebene Erlebnis aus Marcus, Woodys und Hillels Vergangenheit um schließlich die Wucht zu entfalten, die im weiteren Verlauf auf den Leser zukommt. Denn die Zeit vergeht und schließlich beginnt die perfekte Fassade der Baltimores zu bröckeln: Kleinere und größere Tragödien ereignen sich und läuten den beginnenden Verfall der Baltimores ein. Und schließlich gipfelt all dies in der sogenannten „Katastrophe“, die Marcus bereits auf der ersten Seite des Buches ankündigt.

Erzählstil, Aufbau

Wie bereits erwähnt, springt Marcus Goldman in seiner Erzählung immer wieder zwischen seiner Gegenwart und unterschiedlichen Teilen seiner Vergangenheit hin und her. Was dabei immer präsent ist: Der Brocken, den uns Joël Dicker schon auf der ersten Seite hingeworfen hat: Die Aussicht auf die „Katastrophe“ schwingt auf jeder Seite mit und der Leser schreitet von Seite zu Seite voran und entdeckt die Geschichte der Baltimores mit all ihre Glanzzeiten auf der einen  und ihrem (zum Großteil selbstverschuldeten) Verfall auf der anderen Seite. Als Außenstehender erkennt man recht schnell, wie Marcus als Kind und Teenager die Baltimores idealisiert und wie er die Bescheidenheit seiner Eltern gegenüber dem Reichtum und glanzvollen Auftreten der Baltimores nicht recht einzuordnen versteht. Umso beeindruckender ist das Buch, da es Marcus Perspektive als Erwachsener auch aufzeigt – und ihm deutlich wird, dass die Wahrheit oft zwischen der scheinbaren Perfektion der Baltimores und der scheinbaren Unzulänglichkeit seiner Montclair-Familie liegt.

Joël Dicker hat mit seinen Baltimores und Motnclairs höchst komplexe und interessante Charaktere geschaffen. Und obwohl die Baltimores an ihrem Stolz, ihrer Erwartungshaltung an sich selbst und an ihrer Eitelkeit scheitern – man muss sie einfach lieben. Ich hätte mir vor der Lektüre des Buches nicht vorstellen können, wie unfassbar liebenswert sowohl die Baltimores als auch die Montclairs werden würden – und wie sehr ich sie alle ins Herz schließen würde. In den Augenblicken, in denen man als Leser die Katastrophe erst erahnt und sie einen dann -ebenso wie die Baltimores- mit aller Wucht trifft und man erkennt, wie bitter die Baltmores für ihre Eitelkeiten bezahlen müssen,  ist man voller Mitgefühl für alle Beteiligten.

Daher hat mich auch das Ende der Geschichte sehr berührt. „Die Geschichte der Baltimores“ zu erzählen, war sozusagen Marcus Goldmans Mission. Es ist eine Geschichte, die die Wahrheit um die Baltimores schonungslos offenlegt und ihre Fehler für alle offensichtlich macht. Aber es ist auch eine Geschichte, die von bedingungsloser Loyalität, Freundschaft, Verbundenheit, Liebe und Vergebung handelt – all den anderen, schlimmen Ereignissen und dem menschlichen Versagen zum Trotz.

In dem Moment, als ich das Buch beendet habe, sind mir auf den letzten beiden Seiten wirklich Tränen in die Augen gestiegen (und das kommt auch nicht so oft vor). Auf der letzten Seite wird klar, dass Marcus mit diesem Buch seiner Familie ein Denkmal der Vergebung und der innigen Verbundenheit setzen möchte – ohne dabei irgendetwas zu verschweigen. Diese Erkenntnis war sehr emotional und hat mich sehr berührt.

Empfehlung

Für mich ist „Die Geschichte der Baltimores“ eine absolute Empfehlung und ein Buch, das ich auf keinen Fall in meinem Regal missen möchte! Wenn ihr ein Buch lesen wollt, dessen ausdrucksstarke Charaktere euch fesseln und ihr euch ein emotionales Ende voller Spannung und Wucht wünscht, dann sei euch Joël Dickers Roman ans Herz gelegt. Für mich ein Jahreshighlight!

Kurze Infos

Das Buch ist wiegesagt bei PIPER erschienen und hat 511 Seiten. Hier findet ihr das Buch:

Die Geschichte der Baltimores von Joel Dicker

„Mit jedem neuen Tag“ von Marc Levy

Das letzte Buch, das ich im April gelesen habe, war „Mit jedem neuen Tag“ von Marc Levy, das mich wegen seines superspannenden Klappentexts angesprochen hat.

Marc Levy
(c) blanvalet

Inhalt

Als der extrem erfolgreiche New Yorker Enthüllungsjournalist Andrew Stilman am 9. Juli 2012 wie jeden Tag seine morgendliche Joggingrunde durch den Hudson River Park dreht, spürt er plötzlich ein furchtbares Stechen in seinem Rücken. Er bricht sofort zusammen. Ihm wird klar, dass er erstochen wurde. Und nun ist er im Begriff, zu sterben.

Als Andrew wieder zu sich kommt, traut er seinem Verstand nicht: Es ist der 9. Mai 2012 und damit zwei Monate vor seiner Ermordung. Aber es ist noch viel mehr: Plötzlich sind es auch noch zwei Monate vor seiner Hochzeit und zwei Monate vor dem Moment, in dem er seine große Liebe für immer verloren hat.

Nun bleiben Andrew genau 60 Tage, um seinen Mörder zu finden, seine Ehe zu retten und auf die Spur einer wunderschönen Frau zu kommen, die Andrews Schicksal komplett durcheinander gewirbelt hat. Es ist auch die Zeit, die er hat, um einen Enthüllungsartikel zu schreiben, dessen Recherche ihn auf eine Reise nach Argentinien führen soll. Was Andrew nicht ahnt: Diese Reise wird gefährlicher, als er je gedacht hätte und für sein Schicksal bestimmend sein…

Erzählstil, Aufbau

Die Geschichte ist grob gesagt in zwei Teile aufgeteilt: Der Teil von Andrews Leben, der vor seiner Ermordung stattgefunden hat und der Abschnitt, der sich nach seiner Ermordung entwickelt. Während man den ersten Teil braucht, um Andrew und dessen Leben kennenzulernen und einordnen zu können, ist der zweite Teil vor allem durch die Jagd nach Andrews unbekanntem Mörder geprägt. Dabei macht Andrew die Entdeckung, dass er all die Tage, die er ja schon einmal erlebt hat, bis zu gewissem Grad verändern und in neue Bahnen lenken kann.

Der Teil der Geschichte, der Andrew nach Argentinien führt, fand ich besonders spannend. Hier thematisiert Marc Levy die argentinische Militärdiktatur, die von 1976 bis 1983 dauerte und unzählige politische Opfer zu verschulden hat. Dabei werden die Mütter der Plaza de Mayo ebenso erwähnt wie grausame Folterungen und Ermorderungen – all dies wird Gegenstand von Andrews Recherche und auf raffinierte Weise mit seinem persönlichen Schicksal verwoben.

Empfehlung

Auch, wenn ich das Buch stellenweise durchaus hart und brutal fand (damit meine ich vor allem die Stellen, in denen von Folterungen während der argentinischen Militärdiktatur erzählt werden), hat mir das Buch trotzdem sehr, sehr gut gefallen. Wie Marc Levy all die unterschiedlichen Stränge und Aspekte am Ende gekonnt zusammenlaufen lässt, habe ich (bis kurz vorm Ende) nicht kommen sehen und hat mich sehr getroffen, berührt und gut unterhalten.

Das Ende selbst ist – besonders, wenn man Marc Levy schon ein bisschen kennt- erwartet und unerwartet zugleich. Auf jeden Fall werde ich mir den zweiten Teil, „Das Geheimnis des Schneemädchens“, nicht entgehen lassen.

Kurze Infos:

Das Buch ist bei blanvalet erschienen und hat 366 Seiten. Hier findet ihr das Buch:

Mit jedem neuen Tag von Marc Levy

…so, das war mein Lesemonat April. Habt ihr schon welche von den Büchern selber gelesen? Wenn ja, wie haben sie euch gefallen?

Auf jeden fall freue ich mich schon sehr auf den Mai. Bis dahin wünsche ich euch weiterhin viel Spaß beim Lesen und alles Liebe! Passt auf euch auf.

Eure Christina