Lesemonat April

Hallo, schön, dass du da bist!

Ich hoffe, du hattest einen schönen und hoffentlich gesunden und stressfreien April 2020. Gerade in diesen verrückten Zeiten während des Corona-Shut-Downs habe ich es sehr genossen, es mir auf der Couch mit einem Buch bequem zu machen, wie ich zugeben muss. Bei all den beunruhigenden Nachrichten war es doch sehr schön, sich ein Buch schnappen und mal für eine Weile „aussteigen“ und in andere Welten abtauchen zu können. Da ich im April auch recht viel Zeit zum Lesen hatte, habe ich sechs Bücher beenden können – das ist für meine Verhältnisse gar nicht schlecht. 🙂 Welche Bücher es waren und wie sie mir gefallen haben, siehst du jetzt (natürlich spoilerfrei!):

  • „The Amateurs – Wer zuletzt stirbt“ von Sara Shepard
  • „The Amateurs – Wenn drei sich streiten“ von Sara Shepard
  • „The Amateurs – Wer anderen eine Grube gräbt“ von Sara Shepard
  • „Solz und Vorurteil“ von Jane Austen
  • „Die Geschichte der Baltimores“ von Joël Dicker
  • „Mit jedem neuen Tag“ von Marc Levy

Die Reihe „THE AMATEURS“ von Sara Shepard:

Die dreiteilige Buchreihe von Sara Shepard war mein Einstieg in den Lesemonat April. Tatsächlich hatte ich den ersten Teil „Wer zuletzt stirbt“ schon im letzten Sommer begonnen, dann aber irgendwie aus den Augen verloren. Anfang April erinnerte ich mich wieder daran, als ich durch meinen Kindle schaute und begann nochmals von vorne.

Inhalt

Im ersten Teil geht es um Aerin, eine 16-jährige Highschoolschülerin, deren ältere Schwester Helena vor fünf Jahren plötzlich spurlos verschwand. Einige Zeit später wurde zwar Helenas Leiche gefunden, doch von ihrem Mörder fehlt bis heute jede Spur. Wie in keinem von Sara Shepards anderen Büchern, wird hier sehr eingehend beschrieben, was das Verschwinden, die gewaltsame Tötung und der Verlust eines geliebten Menschen mit deren Angehörigen macht: Während die Ehe der Eltern an der Verzweiflung um Helenas Ermordung zerbrochen ist, quält sich auch Aerin an jedem einzelnen Tag. Sie findet keinen Halt in ihrem Leben und kann sich keinem anderen Menschen wirklich anvertrauen. Sie war die letzte, die Helena vor ihrem Verschwinden lebend gesehen hat. Aerin wird getrieben von Selbstvorwürfen und fast aufgefressen von der Ungewissheit um den Mord an ihrer Schwester. Schließlich setzt sie einen Post in einer online-Plattform ab, wo sich Hobbydetektive mit ungelösten Fällen beschäftigen und austauschen. Dort bittet sie die Community um Hilfe.

Aerin muss aber nicht lange auf Antwort warten: Seneca, Maddy und Brett sind ebenfalls gefesselt von dem ungelösten Fall um Helena und beschließen, Aerin auf der Jagd nach dem Mörder ihrer Schwester zu unterstützen. Dabei umgibt jeden der jungen Menschen ein persönliches Geheimnis, das sie persönlich antreibt. Die Ermittlungen beginnen zunächst in Aerins elitär und scheinbar perfekt anmutender Heimatstadt und weiten sich später auf New York aus. Die vier Amateurdetektive machen einige schockierende Entdeckungen, die das Bild, das Aerin von Helena hat, gründlich erschüttern sollen…

Während der erste Teil mit einem absoluten Knalleffekt endet, den man nicht kommen sieht, führt der zweite Teil unsere Amateur-Detektive an die Ostküste, wo Helenas Mörder scheinbar erneut zugeschlagen hat: Ein junges, durch Instagram bekanntes Mädchen verschwindet nach einer Party am Strand. Die Tat trägt die Handschrift des Täters, den unsere Detektive auf ihrer atemlosen Jagd verfolgen. Sie reisen an die Ostküste und machen sich auf Spurensuche – dabei kommt ihnen Helenas Mörder bedrohlich nah und bald ist nicht mehr klar, wer hier Jäger und wer Gejagter ist. Besonders spannend im zweiten Teil fand ich, dass wir insbesondere mehr über Seneca und ihre Vergangenheit erfahren. Sie war für mich einer der komplexeren und nicht immer „einfachen“ Charaktere des Buchs und ich habe sie sehr gerne verfolgt.

Der zweite Teil endet damit, dass einer der Protagonisten plötzlich in Lebensgefahr schwebt – weshalb ich mir selbstverständlich sofort den dritten Teil holen musste, ganz klar. Mit unglaublichem Tempo erzählt Sara Shepard die Geschichte weiter und zeichnet ein düsteres, abgründiges Bild über Helenas Mörder, das man so ebenfalls nicht erwartet: Man erfährt so viel über den Täter, das man fast so etwas wie Mitgefühl für ihn empfinden kann. Obwohl man das Grauen, das er ausgelöst hat, doch nie vergisst. Auf großartige Art und Weise führt Sara Shepard schließlich im großen Finale alle düsteren Fäden der Geschichte zusammen und garantiert Spannung und Herzklopfen bis zur letzten Seite.

Erzählstil und Aufbau

Die gesamte Buchreihe ist in Sara Shepards gewohnt flüssigem Schreibstil gehalten, der sich schnell weglesen lässt und so auch sehr gut sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene geeignet ist. Auch, wenn ich mir öfter eine etwas komplexere Wortwahl gewünscht hätte, ist dies aber eben der Tatsache geschuldet, dass die Zielgruppe eine jüngere Leserschaft ist, als ich es vielleicht bin. 🙂 Aber nichtsdestotrotz habe ich mich nach einigen Seiten sehr gut in Sara Shepards Schreibstil eingefunden und ihn im Laufe der Zeit zu schätzen gelernt.

Eine Sache, die in Sara Shepards Büchern einfach liebe und nicht genug loben kann: An fast jeder Ecke wartet eine unvorhergesehene Wendung, eine Überraschung oder ein Plottwist, den ich (meist) nicht habe kommen sehen. Einfach großartig! Zudem erschafft Sara Shepard eine Atmosphäre, die geprägt ist durch abwechslungsreiche und für ihre Bücher „typische“ Orte (luxuriöse Städtchen, die nach außen hin perfekt erscheinen und es doch nicht sind, Großstädte, sonnige Strände auf der einen Seite und gruselige Orte voller Düsternis und Grauen auf der anderen), unvorhergesehenen Ereignissen und spannenden Charakteren. Die Charaktere sind in diesem Buch wahrscheinlich (im Vergleich zu anderen Büchern von ihr) die ernsthaftesten und diejenigen, die psychisch durch ihre jeweiligen Vorgeschichten am stärksten belastet sind. Dies hat die Bücher für mich besonders spannend gemacht.

Einziger Punkt, der mich v.a. im zweiten und dritten Teil doch irgendwie gestört hat: Ich habe immer mal wieder kleinere Ungenauigkeiten in den Büchern entdeckt, z.B. dass die online-Plattform der Hobbydetektiv-Community immer mal wieder leicht anders heißt, oder dass der Hauptschauplatz in Band 2 einen anderen Ortsnamen hat, als im dritten Teil. Das hat mich soch stellenweise etwas verwirrt und zugegebenermaßen auch ein bisschen genervt (…ja, ich bin wohl speziell bei solchen Dingen 😉 ). Dem gesamten Leseerlebnis haben diese Aspekte aber keinen Abbruch getan.

Empfehlung und Tipps

Für mich ist die Amateurs-Reihe von Sara Shepard eine absolute Leseempfehlung, wenn ihr Jugendbuch-Thriller mögt oder ihr auf Thriller steht, die nicht so blutig sind oder einem so sehr unter die Haut gehen, dass man nachts nicht mehr schlafen kann oder stimmungsmäßig runtergezogen wird. Ich bin ja selbst auch ein Sensibelchen und konnte die Geschichte wunderbar lesen, wobei aber die Spannung, das Herzklopfen und das Mitfiebern ganz bestimmt nicht zu kurz kam – von Langeweile absolut keine Spur, im Gegenteil!

Ein kleiner Tipp noch von mir: Falls ihr euch den ersten Teil gerade gekauft habt und ihr euch den zweiten und den dritten auch gleich holen möchtet (was ich verstehen kann – die Cliffhanger am Ende der Bücher sind einfach unfassbar!) und ihr aber noch nicht am Ende des ersten Teils angekommen sein solltet: Dann bitte lest auf keinen Fall (!) den Klappentext des zweiten und dritten Teils! Dort herrscht übelster Spoileralarm, der mich beim Kauf des zweiten Teils unfassbar geärgert hat (…ich war nich nicht ganz durch mit Teil 1 und erfuhr dann vom Klappentext von Band 2 die Identität des Mörders!). Also: Bitte keine Klappentexte lesen, wenn ihr nciht gespoilert werden wollt. 🙂

Kurze Infos

Die Bücher sind im cbt-Verlag erschienen und haben um die 380 Seiten. Sie sind als Taschenbuch und als ebook erhältlich. Ich habe euch die Bücher hier verlinkt (ich erhalte keinerlei Vergütung für die Verlinkung):

The Amateurs – Wer zuletzt stirbt

The Amateurs – Wenn drei sich streiten

The Amateurs – Wer anderen eine Grube gräbt

„Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen

Weiter ging’s im April mit einem absoluten Schatz meines Bücherregals: Die Schmuckausgabe von „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen aus dem Coppenrath Verlag.

Obwohl ich den Film mit Keira Knightley zu „Stolz und Vorurteil“ bereits mehrmals gesehen habe, hatte ich es irgendwie noch nie geschafft, das Buch zu lesen. Und man muss schon sagen, so wunderschön, wie diese Ausgabe von „Stolz und Vorurteil“ ist, wird man wirklich leicht dazu verführt, dieses Buch zu lesen.

Ich habe diese Ausgabe schon vor einigen Monaten von meinem Freund geschenkt bekommen. Auf einem unserer Streifzüge durch diverse Buchhandlungen während unseres Sommerurlaubs im letzten Jahr hatte ich mich sozusagen halsüberkopf in diese Ausgabe verliebt.

Inhalt

Zum Inhalt des Buches brauche ich glaube ich nicht mehr allzuviel zu sagen, da die meisten die Geschichte wohl kennen. Grob zusammengefasst geht es um Elizabeth Bennet, genannt Lizzy, die, ebenso wie ihre vier Schwestern im frühen 19. Jahrhundert so gut wie möglich verheiratet werden sollen – zumindest, wenn es nach ihrer Mutter, Mrs. Benett geht. Als dann der neu hinzugezogene Gentleman Mr. Bingley mit seinem guten aber recht stolz und hochmütig wirkenden Freund Mr. Darcy die Bekanntschaft der Familie Bennet macht, beginnt eine Geschichte voller Irrungen und Wirrungen, die nicht zuletzt auch aufzeigt, wie es während des Regency-Zeitalters in England zugegangen ist.

Erzählstil

Jane Austins Schreibstil ist, wie man vielleicht schon ahnen kann, durch einen komplexeren und (im positivsten Sinne) altertümlichen Schreibstil gekennzeichnet. Auch, wenn ich etwas länger für die Lektüre gebraucht habe, fand ich das Leseerlebnis einfach großartig: Ich habe selten gesehen, dass ein Schriftsteller so unfassbar feine und zuweilen auch sarkastische und tiefgreifende Beobachtungen so treffend in Sätze fassen kann, wie es Jane Austen auf bewundernswerte Weise gelingt: So ist sie imstande in einem Satz mehr zu transportieren und über die Gedanken und Beobachtungen ihrer Charaktere zu offenbaren, als so manch anderer Autor in vielen Absätzen oder Seiten schafft. Dabei stehen vor allem die Gedankengänge und Gefühle ihrer Protagonistin Lizzy im Vordergrund und sind unheimlich interessant und komplex – und man kommt zu so mancher Erkenntnis über das gesellschaftliche Leben und dessen Erfordernisse im Regency-Zeitalter. Nicht zu kurz kommt hier natürlich die Liebesgeschichte, die Jane Austen frei von Kitsch wunderbar entwickelt. Einfach ein schönes Leseerlebnis!

Details zur Schmuckausgabe

Stolz und Vorurteil
(c) Coppenrath Verlag

Wie auf dem Bild zu erkennen ist, ziehen sich (sowohl auf dem Hardcover auf Vorder- und Rückseite) als auch durch das gesamte Buch, die wunderschönen, floralen Illustrationen von Marjolein Bastin, die dem Buch seinen zauberhaften Charakter verleihen. Auf der Vorder- und Rückseite des Buches kann man die Hortensienblüten in erhabenem Druck auf der Oberfläche spüren – ein absolut wertiges, edles Haptikerlebnis!

Webextrasstolzuvorurteil_1

Das Buch ist zudem mit einem Lesebändchen ausgestattet, was ich während der Lektüre auch sehr gerne eingesetzt habe. Aber die wunderschönen Illustrationen und das unfassbar zauberhafte Cover sind noch nicht alles: So enthält das Buch noch zehn liebevoll gestaltete Extras, die das Buch zu einem fast interaktiven Erlebnis machen. So findet sich unter anderem ein Stadtplan von London, ein Stammbaum der Familie Bennet, ein Notenblatt oder Jane Austins Lebenslauf unter den wirklich unfassbar schön gestalteten Extras. Mein Highlight war aber wohl der Brief, den Mr. Darcy an Lizzy schreibt – ein echter Briefumschlag, der den Brief Mr. Darcys (zusätzlich zum im Buch gedruckten Brief) enthält und einfach stimmungsvoll aufgemacht ist. Und sind wir ehrlich: Wer möchte nicht einmal Post von Mr. Darcy erhalten? 😉

Empfehlung

Für mich ist diese Schmuckausgabe – wenn sie auch mit  30 Euro nicht ganz günstig ist – eine absolute Kaufempfehlung, wenn ihr Jane Austin mögt und euch der florale, sternenstaub-magische Illustrationsstil von Marjolein Bastin genauso gut gefällt, wie mir. Hach, das Buch ist halt was für Literaturfans und Romantiker gleichermaßen. 🙂 Das Buch hat 320 Seiten. Ihr findet es beim Kaufhaus des Guten unter folgendem Link:

„Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen

„Die Geschichte der Baltimores“ von Joël Dicker

Auf dieses Buch bin ich durch Booktube aufmerksam geworden (… wie wahrscheinlich viele andere auch 😉 ). Da so viele Booktuber auffallend positive Rezensionen zu dem Buch abegeben hatten, bin ich doch neugierig geworden und habe mir den Roman aus dem Piper-Verlag als Taschenbuch bestellt. Vor der Lektüre war ich mir aber dennoch unsicher, ob es mir gefallen würde. Aber: Wie sich gezeigt hat, sollte ich nicht enttäuscht werden…

Geschichte der Baltimores
(c) PIPER Verlag

Inhalt

In „Die Geschichte der Baltimores“ geht es um die Familie Goldman. Dabei teilt sich die Familie Goldman gewissermaßen in zwei Teile: Die Familie von Saul Goldman, einem sehr bekannten Anwalt, der mit seiner Frau Anita, einer erfolgreichen Ärztin und den beiden Söhnen Hillel und Woody in Baltimore lebt. Der andere Zweig der Familie wird gebildet von Sauls Bruder Nathan Goldman, der als Ingenieur mit seiner Frau und dem gemeinsamen Sohn Marcus in Montclair, New Jersey lebt. Um die beiden Familienzweige der Goldmans zu unterscheiden, werden die einen „die Baltimores“ und die anderen „die Montclairs“ genannt. Abgesehen vom Namen, könnten die beiden Familienzweige nicht unterschiedlicher sein: Während die Baltimores als Inbegriff alles Perfekten, Glamourösen, Erfolgreichen und Unantastbaren gelten, müssen die Montclairs damit leben, dem Vergleich mit den Baltimores niemals standhalten zu können: Die Montclairs sind die Verkörperung von Enttäuschung, Misserfolg und allem Mittelmäßigen (wenn überhaupt).

Die Geschichte wird aus der Perspektive von Marcus Goldman, dem Sohn der Montclairs, erzählt. Zu Beginn ist Marcus bereits erwachsen und ein äußerst erfolgreicher Schriftsteller. Es ist ihm ein Bedürfnis, die Geschichte der Baltimores zu erzählen (was er in Form des vorliegenden Romans auch tut). Dabei ist die Geschichte von verschiedenen Zeitsprüngen zwischen Marcus‘ Gegenwart und unterschiedlichen Abschnitten seiner Vergangenheit geprägt, die dem Leser zumindest zu Beginn doch etwas Konzentration abverlangen, später gewöhnt man sich daran und hat auch einen besseren Überblick. Marcus Goldman erzählt zunächst von seiner als sehr glücklich empfundenen Kindheit und Jugendzeit, die er gemeinsam, vor allem in den Sommerferien und am Wochenende, mit seinen beiden Cousins Hillel und Woody bei den Baltimores verbracht hat. Dabei beschreibt Marcus wie perfekt, wohlhabend und wunderbar er die Baltimores mit seinen jugendlichen Augen wahrnimmt – und wie unzureichend und enttäuschend seine Eltern neben so viel Glanz und Erfolg wirken.

Die Jugendzeit von Marcus und seinen beiden Cousins nimmt einen Großteil der Geschichte ein und man spürt die Herzenswärme, mit der Marcus die Baltimores beschreibt und wahrnimmt. Auch, wenn er sich nie trauen würde es laut zu sagen: Er wäre doch lieber ein Baltimore, als ein Montclair. Zunächst war ich mir nicht sicher, ob dieser Teil des Romans nicht etwas zu lang geraten war. Aber im weiteren Verlauf der Geschichte merkte ich, dass dies nicht der Fall war: Die Geschichte braucht jedes einzelne beschriebene Erlebnis aus Marcus, Woodys und Hillels Vergangenheit um schließlich die Wucht zu entfalten, die im weiteren Verlauf auf den Leser zukommt. Denn die Zeit vergeht und schließlich beginnt die perfekte Fassade der Baltimores zu bröckeln: Kleinere und größere Tragödien ereignen sich und läuten den beginnenden Verfall der Baltimores ein. Und schließlich gipfelt all dies in der sogenannten „Katastrophe“, die Marcus bereits auf der ersten Seite des Buches ankündigt.

Erzählstil, Aufbau

Wie bereits erwähnt, springt Marcus Goldman in seiner Erzählung immer wieder zwischen seiner Gegenwart und unterschiedlichen Teilen seiner Vergangenheit hin und her. Was dabei immer präsent ist: Der Brocken, den uns Joël Dicker schon auf der ersten Seite hingeworfen hat: Die Aussicht auf die „Katastrophe“ schwingt auf jeder Seite mit und der Leser schreitet von Seite zu Seite voran und entdeckt die Geschichte der Baltimores mit all ihre Glanzzeiten auf der einen  und ihrem (zum Großteil selbstverschuldeten) Verfall auf der anderen Seite. Als Außenstehender erkennt man recht schnell, wie Marcus als Kind und Teenager die Baltimores idealisiert und wie er die Bescheidenheit seiner Eltern gegenüber dem Reichtum und glanzvollen Auftreten der Baltimores nicht recht einzuordnen versteht. Umso beeindruckender ist das Buch, da es Marcus Perspektive als Erwachsener auch aufzeigt – und ihm deutlich wird, dass die Wahrheit oft zwischen der scheinbaren Perfektion der Baltimores und der scheinbaren Unzulänglichkeit seiner Montclair-Familie liegt.

Joël Dicker hat mit seinen Baltimores und Motnclairs höchst komplexe und interessante Charaktere geschaffen. Und obwohl die Baltimores an ihrem Stolz, ihrer Erwartungshaltung an sich selbst und an ihrer Eitelkeit scheitern – man muss sie einfach lieben. Ich hätte mir vor der Lektüre des Buches nicht vorstellen können, wie unfassbar liebenswert sowohl die Baltimores als auch die Montclairs werden würden – und wie sehr ich sie alle ins Herz schließen würde. In den Augenblicken, in denen man als Leser die Katastrophe erst erahnt und sie einen dann -ebenso wie die Baltimores- mit aller Wucht trifft und man erkennt, wie bitter die Baltmores für ihre Eitelkeiten bezahlen müssen,  ist man voller Mitgefühl für alle Beteiligten.

Daher hat mich auch das Ende der Geschichte sehr berührt. „Die Geschichte der Baltimores“ zu erzählen, war sozusagen Marcus Goldmans Mission. Es ist eine Geschichte, die die Wahrheit um die Baltimores schonungslos offenlegt und ihre Fehler für alle offensichtlich macht. Aber es ist auch eine Geschichte, die von bedingungsloser Loyalität, Freundschaft, Verbundenheit, Liebe und Vergebung handelt – all den anderen, schlimmen Ereignissen und dem menschlichen Versagen zum Trotz.

In dem Moment, als ich das Buch beendet habe, sind mir auf den letzten beiden Seiten wirklich Tränen in die Augen gestiegen (und das kommt auch nicht so oft vor). Auf der letzten Seite wird klar, dass Marcus mit diesem Buch seiner Familie ein Denkmal der Vergebung und der innigen Verbundenheit setzen möchte – ohne dabei irgendetwas zu verschweigen. Diese Erkenntnis war sehr emotional und hat mich sehr berührt.

Empfehlung

Für mich ist „Die Geschichte der Baltimores“ eine absolute Empfehlung und ein Buch, das ich auf keinen Fall in meinem Regal missen möchte! Wenn ihr ein Buch lesen wollt, dessen ausdrucksstarke Charaktere euch fesseln und ihr euch ein emotionales Ende voller Spannung und Wucht wünscht, dann sei euch Joël Dickers Roman ans Herz gelegt. Für mich ein Jahreshighlight!

Kurze Infos

Das Buch ist wiegesagt bei PIPER erschienen und hat 511 Seiten. Hier findet ihr das Buch:

Die Geschichte der Baltimores von Joel Dicker

„Mit jedem neuen Tag“ von Marc Levy

Das letzte Buch, das ich im April gelesen habe, war „Mit jedem neuen Tag“ von Marc Levy, das mich wegen seines superspannenden Klappentexts angesprochen hat.

Marc Levy
(c) blanvalet

Inhalt

Als der extrem erfolgreiche New Yorker Enthüllungsjournalist Andrew Stilman am 9. Juli 2012 wie jeden Tag seine morgendliche Joggingrunde durch den Hudson River Park dreht, spürt er plötzlich ein furchtbares Stechen in seinem Rücken. Er bricht sofort zusammen. Ihm wird klar, dass er erstochen wurde. Und nun ist er im Begriff, zu sterben.

Als Andrew wieder zu sich kommt, traut er seinem Verstand nicht: Es ist der 9. Mai 2012 und damit zwei Monate vor seiner Ermordung. Aber es ist noch viel mehr: Plötzlich sind es auch noch zwei Monate vor seiner Hochzeit und zwei Monate vor dem Moment, in dem er seine große Liebe für immer verloren hat.

Nun bleiben Andrew genau 60 Tage, um seinen Mörder zu finden, seine Ehe zu retten und auf die Spur einer wunderschönen Frau zu kommen, die Andrews Schicksal komplett durcheinander gewirbelt hat. Es ist auch die Zeit, die er hat, um einen Enthüllungsartikel zu schreiben, dessen Recherche ihn auf eine Reise nach Argentinien führen soll. Was Andrew nicht ahnt: Diese Reise wird gefährlicher, als er je gedacht hätte und für sein Schicksal bestimmend sein…

Erzählstil, Aufbau

Die Geschichte ist grob gesagt in zwei Teile aufgeteilt: Der Teil von Andrews Leben, der vor seiner Ermordung stattgefunden hat und der Abschnitt, der sich nach seiner Ermordung entwickelt. Während man den ersten Teil braucht, um Andrew und dessen Leben kennenzulernen und einordnen zu können, ist der zweite Teil vor allem durch die Jagd nach Andrews unbekanntem Mörder geprägt. Dabei macht Andrew die Entdeckung, dass er all die Tage, die er ja schon einmal erlebt hat, bis zu gewissem Grad verändern und in neue Bahnen lenken kann.

Der Teil der Geschichte, der Andrew nach Argentinien führt, fand ich besonders spannend. Hier thematisiert Marc Levy die argentinische Militärdiktatur, die von 1976 bis 1983 dauerte und unzählige politische Opfer zu verschulden hat. Dabei werden die Mütter der Plaza de Mayo ebenso erwähnt wie grausame Folterungen und Ermorderungen – all dies wird Gegenstand von Andrews Recherche und auf raffinierte Weise mit seinem persönlichen Schicksal verwoben.

Empfehlung

Auch, wenn ich das Buch stellenweise durchaus hart und brutal fand (damit meine ich vor allem die Stellen, in denen von Folterungen während der argentinischen Militärdiktatur erzählt werden), hat mir das Buch trotzdem sehr, sehr gut gefallen. Wie Marc Levy all die unterschiedlichen Stränge und Aspekte am Ende gekonnt zusammenlaufen lässt, habe ich (bis kurz vorm Ende) nicht kommen sehen und hat mich sehr getroffen, berührt und gut unterhalten.

Das Ende selbst ist – besonders, wenn man Marc Levy schon ein bisschen kennt- erwartet und unerwartet zugleich. Auf jeden Fall werde ich mir den zweiten Teil, „Das Geheimnis des Schneemädchens“, nicht entgehen lassen.

Kurze Infos:

Das Buch ist bei blanvalet erschienen und hat 366 Seiten. Hier findet ihr das Buch:

Mit jedem neuen Tag von Marc Levy

…so, das war mein Lesemonat April. Habt ihr schon welche von den Büchern selber gelesen? Wenn ja, wie haben sie euch gefallen?

Auf jeden fall freue ich mich schon sehr auf den Mai. Bis dahin wünsche ich euch weiterhin viel Spaß beim Lesen und alles Liebe! Passt auf euch auf.

Eure Christina

6 Kommentare zu „Lesemonat April

  1. Eine tolle, spannende Darstellung der Geschichten! Die Story der Baltimores werde ich auf jeden Fall auch mal lesen, wenn es die Zeit erlaubt.
    Wirklich ein toll geschriebener Blog! 🙂

    Gefällt 1 Person

  2. Tolle Rezensionen, die neugierig machen und große Lust wecken, alle vorgestellten Bücher lesen zu wollen. Super gemacht. Freue mich schon auf den nächsten Lesemonat..

    Gefällt 1 Person

  3. Liebe Christina, allein schon dein frischer und einfühlsamer Schreibstil ist schon ein Lesevergnügen. Du hast es ganz wunderbar geschafft, Spannung, Interesse und Leselust auf die von dir beschriebenen Bücher zu wecken, ohne dabei bereits zuviel zu verraten. Ich freue mich schon auf deine nächsten Beiträge. Bitte mehr davon. Liebe Grüße

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar